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Felidae 3 - Cave Canem: Ein Felidae-Roman

Felidae 3 - Cave Canem: Ein Felidae-Roman

Titel: Felidae 3 - Cave Canem: Ein Felidae-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Akif Pirinçci
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ehemaligen und nunmehr seit Jahren von kriegerischen Konflikten heimgesuchten ehemaligen Jugoslawien eingesetzt wurden. Ihre Aufgabe bestand hauptsächlich darin, Minen aufzuspüren, den Blauhelmen vor Ort Wach- und Schutzdienste zu leisten, vorwiegend jedoch, versteckte Massengräber zu erschnüffeln. In solche pflegten nämlich die sich gegenseitig bekriegenden ethnischen Bevölkerungsgruppen die Leichen ihrer jeweiligen Feinde nach Massakern heimlich zu verscharren. Gemäß ihres Soldatenstatus trugen diese Kläffer dienstliche Erkennungsmarken, auch wenn sie nur Tiere waren. Tja, beim Kommiß hatte man es mit den Insignien schon immer bierernst genommen.
    Soweit ich wußte, hatten Tiere bereits in den Kriegen früherer Kulturen eine bedeutende Rolle gespielt - beispielsweise in Tierdarstellungen auf Waffen und Schmuck, die Stärke und Macht symbolisierten und denen eine magische, kultische Bedeutung zukam. Oder man opferte Tiere, um die Kriegsgötter gnädig zu stimmen. Am häufigsten kamen Pferde »im Kriegsdienst« zum Einsatz. Ohne sie wären die Eroberungszüge der Geschichte - von den Assyrern über Römer, Araber und Mongolen bis zu den Kriegen des 19. und sogar des 20. Jahrhunderts - nicht denkbar. Am Zweiten Weltkrieg waren auf deutscher Seite mehr als 2,7 Millionen Pferde beteiligt, auf der sowjetischen sogar rund 3,5 Millionen. Doch auch Tauben bekamen wegen ihres unschlagbaren Orientierungssinns, ihrer Ausdauer und Geschwindigkeit als Übermittlerinnen von kriegswichtigen Botschaften regelmäßig den Einzugsbescheid. Es gab sogar Versuche, Tauben dafür zu trainieren, Raketen auf Ziele in der Luft zu lenken. In der Zeit des kalten Krieges drillte man Meeressäuger (Robben, Seelöwen, Delphine und sogar Kleinwale) für den Einsatz als Minenleger, bis hin zu dem Versuch, Delphine als lebende Torpedos gegen Schiffe abzurichten. Ganz zu schweigen von den Kläffern, die wohl noch in keinem Krieg der Weltgeschichte gefehlt haben dürften. Der Mensch in seiner grenzenlosen Schlechtigkeit konnte es eben nie verwinden, daß er unwiederbringlich die Unschuld verloren hatte und verwickelte deshalb aus primitivem Neid die noch Unschuldigen in seine Freveltaten. Ja, Tiere hatten in allen Kriegen mitgewirkt. Aber eine moralische Schuld hatte man ihnen beim besten Willen nicht aufbürden können. Die lag bei den Menschen und sonst nirgends (5).
    Die CAVE-CANEM-Truppe war einem General namens August Horche unterstellt, dessen Alter im Text mit sechzig angegeben wurde. Ob dieser weiterhin im Balkan Dienst schob und wie es um sein aktuelles Schicksal stand, darüber schwieg das Internet. Ich hatte es also mit Freunden des Friedens zu tun, Menschen und Tieren, die immer dann zum Einsatz kamen, wenn es galt, Gewalt in ihrer extremsten Form mit Gewalt zu begegnen. In der Regel mit mäßigem Erfolg, wenn ich mir auf Gustavs Schoß die täglichen Fernsehnachrichten anschaute.
    Statt mir klare Antworten zu geben, warf der vor mir leuchtende Text allerdings nur noch mehr Fragen auf. Wie ich schon sagte, das Internet löst das Kommunikationsproblem keineswegs, es potenziert es nur. Frage Nummer eins: Wenn diese Kläffer einer Friedensmission angehörten, wieso wollten sie mir dann in der Röhre so ganz unfriedlich den Garaus machen? Ach, das wollten sie gar nicht? Was wollten sie denn? Mit mir übers Wetter reden? Frage Nummer zwei: Es hatte bestimmt hoher Investitionen bedurft, um diese tierische Eliteeinheit zusammenzustellen und sie in aller Herren Länder gegen das Böse einzusetzen. Was hatten ihre Mitglieder dann in einem Tierheim verloren, das wie ein Hochsicherheitstrakt für Terroristen aussah? Und wieso ähnelten die Viecher den frühzeitig vergreisten Opfern eines tragischen Reaktorunglücks? Und schließlich drittens: Was, um alles in der Welt, hatte das undurchsichtige Kuddelmuddel damit zu tun, daß in unserem Garten Eden ein barbarischer Mörder serienweise Mondanheuler und Mäusequäler umbrachte?
    Ich legte den Kopf zwischen die Vorderpfoten, schloß die Augen und warf meinen Denkapparat an. Gedanken rotierten um des Rätsels Lösung wie Elektronen um einen Atomkern. Die Lösung ließ auf sich warten. Dafür jedoch rastete plötzlich an ganz anderer Stelle etwas ein, und es fiel der berühmte Groschen. Wenn diese Elitekläffer hier waren, so schlußfolgerte ich, mußte sich derjenige, der sie in diese Gegend überführt hatte, auch hier irgendwo aufhalten. Denn gewöhnlich nahm man die Seinigen dorthin mit, wo

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