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Felidae 3 - Cave Canem: Ein Felidae-Roman

Felidae 3 - Cave Canem: Ein Felidae-Roman

Titel: Felidae 3 - Cave Canem: Ein Felidae-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Akif Pirinçci
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Andromedas letzte Zufluchtsstätte angegeben hatte. Es handelte sich dabei um einen verwitterten Schuppen für Gartengeräte, das Dächlein löchrig, viele Wandbretter abgefallen. Von einer Pudeldame sah man nichts. Dafür jedoch von fünf schrägen Figuren, die meiner Art angehörten. Sie standen wie glorreiche Pistoleros vor der offenen Tür der Box, und wären sie tatsächlich Westernhelden gewesen, hätten ihre Finger nervös gegen die Revolverhalfter getrommelt. Doch so wurde dieses Bild von wild wedelnden Schwänzen und hochkonzentriert angespitzten Ohren ersetzt, deren Besitzer nach der athletischen Körperform zu urteilen noch sehr jung waren.
    »Heute schon jemanden gemeuchelt, Alte?« sprach der in der Mitte höhnisch, offenkundig der Anführer. Da sie alle mit dem Rücken zu uns und obendrein ein gutes Stück weit weg standen, war die Stimme nur undeutlich zu hören.
    »Ihr minderwertigen Biester!« schimpfte ein anderer. »Wenn ihr glaubt, daß wir euch dieses Revier kampflos überlassen, dann träumt mal schön weiter. Bald wird der Pißgestank, den ihr an jedem zweiten Baum hier hinterlaßt, Geschichte sein. Darauf kannst du einen lassen, Alte!«
    »Aber liebe Kinder, was habt ihr nur?« ertönte nun eine zittrige Kläfferstimme aus dem Verschlag, so verletzlich und so dünn, als käme sie tatsächlich aus dem Geisterreich. »Wir sind doch alle Freunde hier. Ich selbst lebte vor langer, langer Zeit mit einer Artgenossin von euch zusammen. Sie hieß Tipsi und war meine beste Freundin ...«
    »Fresse!« brüllte der nächste junge Hitzkopf, wobei er bedrohlich eine Pfote mit ausgestreckten Krallen in Richtung des Verschlags schwang. Sein tiefrotes Fell schien geradezu die ungeheuerliche Wut sichtbar zu machen, mit der er sich aufgeladen hatte. »Unser Führer Moses hat völlig recht. Wenn ihr blöden Kläffer nicht wärt, ginge es uns allen um einiges besser. Wir sind die ältere Art, aber seitdem ihr aufgetaucht seid, schwärmt der Mensch mehr von eurer zum Schlechtwerden großen Rassenvielfalt und eurer angeblichen Intelligenz als von unserem wirklich nützlichen Talent zur Schädlingsbekämpfung. Und während wir meistens als Geschenk das Haus eines Menschen betreten, zahlt man für euch sogar Steuern und gibt für eure Pflege und dämlichen Spielzeuge astronomische Summen aus. Aber jetzt ist das Ende der Fahnenstange erreicht. Demnächst liegt auch der letzte von euch unter der Erde, und wir werden auf eure Gräber pissen!«
    »Kinder, warum seid ihr so aufgebracht?« erklang die dünne Stimme wie die Mahnung des verkörperten guten Gewissens. »Haben eure Eltern euch nicht erzählt, daß Haß nur Ballast ist? Gerade in euren jungen Herzen müßte doch mehr Liebe wohnen als Haß, der sich im Laufe des Lebens leider Gottes schon genug ansammelt. Was mich betrifft, war ich immer frei davon. Tipsi und ich verbrachten unsere schönsten Stunden stets gemeinsam. Ich vermisse sie so sehr, noch mehr als meine Halterin ...«
    »Du wirst bald noch viel mehr vermissen, Alte«, herrschte sie wieder der Anführer der Pistoleros an. »Zum Beispiel ohne Schmerzen herumzulaufen.« Sprach's und vollführte eine blitzschnelle Bewegung nach unten, so daß er aus meinem Blickfeld verschwand. Ein herzzerreißender Schrei gellte daraufhin durch das ganze Viertel, und es war nicht schwer zu erraten, wer ihn ausgestoßen hatte, bevor er in einem kläglichen Jaulen erstarb. Noch mehr als der Schrei jedoch beschäftigte mich mit einem Mal ein anderes akustisches Phänomen. Die Stimme des Anführers, des offenkundigen Beißers, kam mir nämlich verdammt bekannt vor, derart schmerzlich bekannt, daß mir regelrecht übel wurde. Hektor schüttelte in Anbetracht des abscheulichen Schauspiels angewidert den Kopf und verließ mit wutentbrannter Miene seine Deckung. Aber ich war schneller.
    »Überraschung, Überraschung!« rief ich aus der Ferne und marschierte mit einem eingefrorenen Clownslächeln durch das Gestrüpp zu den unheimlich starken Typen. Diese zuckten zusammen, als hätte sie jäh das schrille Pfeifsignal einer Dampflokomotive ereilt, und wandten sich ruckartig in unsere Richtung. Hektor, selbst überrascht, schloß sich mir an wie ein Erfinder, der enttäuscht feststellen muß, daß seine Idee schon längst von einem anderen patentiert worden ist, und dem nichts anderes übrigbleibt, als mit dem Schnelleren zu kooperieren.
    »Hätte nicht gedacht, daß die Jugend von heute so fleißig bei der Sache ist und uns Alten

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