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Felidae 3 - Cave Canem: Ein Felidae-Roman

Felidae 3 - Cave Canem: Ein Felidae-Roman

Titel: Felidae 3 - Cave Canem: Ein Felidae-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Akif Pirinçci
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in den folgenden Minuten erwartet. Ich fange an ...«
    Mit einem Satz stürzte ich mich auf Junior und krallte ihm einen Ritzer quer durch die gesamte Visage. Jaulend und mit an den Kopf gepreßten Pfoten rollte er zur Seite und rettete sich aus der Gefahrenzone. Bevor die anderen Rächer der Enterbten noch reagieren konnten, sprang ich in ihre Mitte, wirbelte wie ein Kreisel um meine eigene Achse und verteilte dabei mit meinen Vorderpfoten Kratzer und Hiebe, daß ihnen Hören und Sehen verging. Zwei beförderte ich sofort ins Aus, und sie schielten so plötzlich aus der Froschperspektive ins Weltengeschehen, als hätte sie ein Elefantenfuß gestreichelt. Ein Unerschrockener jedoch versuchte mit seinen Zähnchen alberne Kunststücke an meinem Pelz zu vollführen, was ich mit den Krallen der Hinterpfoten im wahrsten Sinne des Wortes zu durchkreuzen wußte, und zwar mitten in seinem Gesicht. Der letzte wollte ganz frech Reißaus nehmen, tat es auch, aber nicht ohne einen tiefen Biß in seinen Hintern davongetragen zu haben. Am Ende der Darbietung, während der ich wie ein Wirbelwind nach allen Seiten ausgeteilt hatte, wimmerten die sternenförmig im Staub liegenden fünf Brüder wie verzogene Kinder, die ihre erste Backpfeife in Empfang genommen haben. Und das waren sie auch.
    »Hört gut zu, was der olle Francis euch mitzuteilen hat, vor allem du, mein lieber Sohn!« sagte ich und schüttelte mich kräftig. Einzelne Fellhaare, die wenigsten davon meine eigenen, flogen durch die Luft wie mikroskopisch kleine Raumschiffe durch ein rotes Universum. Hektor betrachtete das Schauspiel mit zufriedenem Amüsement und schlabberte genüßlich an seinem Knochen.
    »Ihr habt euch wohl den Spruch ›Wie die Alten sungen, so zwitschern die Jungen‹ zu sehr zu Herzen genommen. Aber nicht alle Alten pflegen das Massakrieren anderer als Steckenpferd, und noch weniger erheben die Intoleranz zum Lebenssinn. Es sind gefährliche Sprüche, die ihr da nachbetet. Und sie sind fruchtlos, weil sie immer ins Verderben führen. Sollte ich euch noch einmal dabei erwischen, wie ihr diese arme Kreatur piesackt oder irgend jemanden, der euch nicht gewachsen ist, perforiere ich euch den Pelz höchstpersönlich. Und du Junior, du Leidgeprüfter von Papas Gnaden, schäm dich! Haben dich deine Erfahrungen als Hungerleider das gelehrt? Wehrlose drangsalieren, zum Blutvergießen aufrufen, und als Gipfel der Unerschrockenheit in die Nase einer Kranken beißen?«
    Er raffte sich auf und präsentierte mir das schuldbewußteste Antlitz seit Hugh Grant beim Seitensprung mit einer Prostituierten ertappt wurde.
    »Paps, es tut uns wirklich ...«
    »Verschwindet!« schrie ich, was mir einigermaßen schwerfiel, da die Zerknirschung der sich allmählich sammelnden Schießbudenfiguren echt schien.
    »Verschwindet und kommt mir nie mehr unter die Augen! Das gilt auch für dich, Söhnchen. Es ist wahr, daß ich dir keine Erziehung habe angedeihen lassen. Doch Anstand und Mitgefühl trägt man in sich selbst, sie bedürfen keiner Erziehung. Und wenn dem nicht so ist, ist man verloren. Also haut ab!«
    Das taten sie. Gesenkten Hauptes und jedenfalls dem Augenschein nach geläutert. Sie verkrümelten sich ins Dickicht, das die finalen Strahlen der Sonne wie in Flammen stehend aussehen ließ. Ich schaute ihnen lange nach, nachdenklich und traurig.
    »Du hast mir verschwiegen, daß du einen Sohn hast, Francis«, sagte Hektor, nachdem er den Knochen vor Andromeda plaziert hatte.
    »Ich wußte es bis heute morgen selbst nicht, Hektor. Und das Schlimmste ist, daß da draußen wahrscheinlich noch Hunderte meiner Söhne und Töchter ohne geistige Führung umherirren, ohne daß ich davon auch nur den blassesten Schimmer habe.«
    »Ach was, die jungen Leute fangen sich schon irgendwann wieder«, meldete sich Andromeda zu Wort und schlabberte infolge verstärkten Zahnausfalls unbekümmert am Knochen. »Glaub mir, als junges Mädchen war ich auch ein furchtbarer Wildfang und habe so manchem Altvorderen einen Nervenzusammenbruch beschert. Und jetzt - schaut mich nur an!«
    Die Pudeldame schenkte uns ihr zahnloses Lächeln, und in Verbindung mit ihrer abgezehrten Miene wirkte sie etwa so, als hätte ein Tiermaler Edvard Munchs »Der Schrei« karikiert.
    »Liebe Andromeda, Francis, ein guter Freund, und ich sind hier, um dich um einen kleinen Gefallen zu bitten«, sagte Hektor und schleckte mit seiner Feuerwehrschlauchzunge über ihr ganzes Gesicht, was ihr offensichtlich sehr

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