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Felidae 3 - Cave Canem: Ein Felidae-Roman

Felidae 3 - Cave Canem: Ein Felidae-Roman

Titel: Felidae 3 - Cave Canem: Ein Felidae-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Akif Pirinçci
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die ganze Arbeit abnimmt.«
    Mein lieber Sohn, Junior, der Anführer glotzte mir so entgeistert entgegen, als hätte ich ihn bei seinen ersten Onanierexperimenten ertappt. Seine Kumpane schienen nicht weniger bestürzt, und sie alle hätten auf der Stelle einen Kläffer geheiratet für die Gewißheit, daß meinen Worten auch nur ein Funken Ernst innewohnte. Doch dem war leider nicht so.
    »Ich bin stolz auf euch!« frohlockte ich weiter, während ich mich den verdatterten Gestalten näherte. Beim Anblick Hektors, der mir mit seiner Riesengestalt und dem großen Knochen im Maul wie ein monströser Bodyguard folgte, verwandelten sich ihre kessen Gesichter von vorhin in die blassen Fratzen von Elektroschockpatienten. »Da denkt man immer, man müsse der Jugend ein Vorbild sein, und ist doch baß erstaunt, wenn es umgekehrt kommt. Vernichtung der anderen ist eine ehrenwerte Sache, am besten die totale Vernichtung. Ja, ja, damit kann man nicht früh genug anfangen. Ich sage immer, sobald du erkennst, daß du der Größte und Beste bist, solltest du diejenigen, die nicht so toll drauf sind, also eigentlich alle, auf der Stelle ins Jenseits befördern.«
    Langsam konnte ich zwischen den Youngstern in den Verschlag hineinschauen. Obwohl das Dämmerlicht einen alles milde stimmenden Orangeton in das Kabuff warf, versetzte mir das erbarmungswürdige Etwas, das ich darin sah, einen Stich ins Herz. Wäre ich ein Gott der Wunder gewesen, hätte ich das Gesehene augenblicklich ungesehen gemacht und diese verdammte trostlose Welt gleich mit. Einen Pudel, wenn auch einen kranken, hatte Hektor mir angekündigt, doch was da in der modrigen Kiste vegetierte, war nicht mehr als ein sieches Häufchen Fleisch und Knochen, überzogen von einem arg verschlissenen, fahlen Fell. Von Parasiten befallen, mit offenen Wunden übersät, die Hinterbeine einst gebrochen und nun schief zusammengewachsen, zerzaust und stinkend. Blinde, milchige Augen schauten aus einem Gesicht, das durch die spitze Schnauze und die Langhaarfrisur zwar noch irgendwie dem Pudeltyp zugeordnet werden konnte, aber infolge der zahllosen Gebrechen andererseits wie ein Werk von Picasso wirkte. Außerdem blutete sie aus einer beachtlichen Bisswunde an der Nase - Juniors Heldentat für sein ach so unterjochtes Volk. Was ich erblickte, war der verendende Engel im Fegefeuer der Ignoranz, der Tod in Raten - die letzte Rate.
    »Wißt ihr was, Jungs: Ich habe selbst Lust an diesem Spiel bekommen«, brabbelte ich cool, ohne mir mein Entsetzen anmerken zu lassen, und machte vor den Nachwuchssadisten halt. Diese wurden inzwischen von einem leichten Frösteln heimgesucht, was ich nicht gerade auf überschwengliche Freude über unser Auftauchen zurückführte.
    »Der Vortrag dieses Schlaumeiers war ja schon nobelpreisverdächtig«, fuhr ich fort und deutete auf den roten Choleriker, der sich vorhin in einer akademischen Rechtfertigung für die Ausrottung der Gegenseite versucht hatte.
    »Aber das beherzte Zupacken meines über alles geliebten Sohnes verdient natürlich erst den wahren Respekt.«
    »Laß mich das erklären, ähm, Paps«, unterbrach mich Junior, wobei seine Stimme sich zu einem Winseln überschlug. Er tauschte gequält lächelnd konspirative Blicke mit seinen Kumpanen aus und beschenkte mich schließlich ebenso mit einem unechten Grinsen.» Also - also, es war alles nur ein Spaß. Kinder, die wir sind, haben wir nur mal eben die Erwachsenen nachgeahmt. Nicht wahr, Jungs?«
    Die Jungs nickten pflichtschuldigst, ohne ihre Augen vom Boden zu lösen, auf dem sich die fesselndsten Dinge abzuspielen schienen.
    »Spaß will ich auch haben, tapferer Sohn. Deshalb empfände ich es als eine Ehre, wenn ihr mir die ersten Hiebe auf diese gefährliche Feindin erlauben würdet.«
    Ich tat einen Schritt auf Andromeda zu, die ihr eingeschrumpeltes Köpfchen zu einer unhörbaren Melodie verständnislos hin und her schwang. In Anbetracht der weißlichen, nichts als gepeinigte Unschuld ausstrahlenden Augen hätte ich zum Apokalyptischen Reiter dieses Elendsplaneten werden können.
    »Aber sachte - wäre der Spaß nicht bloß die Hälfte wert, wenn wir unsere Kräfte gleich mit so einer messen würden? Ich meine, schaut sie euch doch nur an. Sicher, sie ist eine Töle und führt unablässig unseren Untergang im Schilde, auch wenn sie im Augenblick die Kranke mimt. Andererseits wäre es bestimmt lustiger, wenn wir ein bißchen untereinander trainieren und ihr so demonstrieren würden, was sie

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