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Felidae 3 - Cave Canem: Ein Felidae-Roman

Felidae 3 - Cave Canem: Ein Felidae-Roman

Titel: Felidae 3 - Cave Canem: Ein Felidae-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Akif Pirinçci
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heimgesucht fühlte, die ihn zugrunde gerichtet hatten. »Hör endlich auf und fang an, wieder in der Gegenwart zu leben!«
    »Gegenwart?« wiederholte er selbstvergessen, als spreche er ein Fremdwort aus. »Für uns gibt es keine Gegenwart mehr, Francis. Wir sind beim Anblick dieser Gestalten zu Stein geworden, und auch die Zeit ist für uns stehengeblieben. Kinder so schön wie Engel, ihre Fingerchen in Abwehrhaltung weit gespreizt - und mit einem Einschußloch im Schädel. Frauen, die zu schlafen schienen, aber deren sämtliche Knochen gebrochen waren. Männer, die sich in Todesangst volluriniert und sich über ihre Kleider erbrochen hatten. Alle erschossen, totgeprügelt, abgeschlachtet. Wahrscheinlich mußten die armen Teufel vorher sogar ihr eigenes Grab schaufeln. Es ist schon schwer zu begreifen, was Menschen Tieren antun. Doch was Menschen Menschen anzutun imstande sind, sprengt jedes Vorstellungsvermögen.«
    »Wie machte sich der psychische Knacks bei euch bemerkbar?«
    »Wir wurden zu depressiven Wracks. Wir bauten körperlich wie geistig und was unsere Aufspürfähigkeiten betraf ab. Schließlich taugten wir für die Arbeit nicht mehr. Horche bemerkte es als erster. Und obwohl er über die Ursache unseres stetigen Verfalls nur rätseln konnte, zog er allmählich das Aus von Cave-canem in Betracht. Als wir dann den Dienst endgültig verweigerten, weil wir befürchteten, beim Anblick eines weiteren Massengrabs in den Wahnsinn abzudriften, ließ er uns kurzentschlossen in seinen Heimatort ausfliegen.«
    »Leider konnte er aber nicht alle von euch bei Freunden und Bekannten unterbringen, wie er sich das gedacht hatte«, schloß ich für ihn die Geschichte ab, als würde ich sie längst kennen. »Dich, vermutlich noch den stabilsten, nahm er bei sich auf, den verbliebenen Rest überantwortete er dem Tierheim.«
    »Ja, so war es tatsächlich. Seitdem irren meine Gefährten in dieser Gegend herum wie ruhelose Seelen in jenem Zwischenreich, das weder Himmel noch Hölle noch Fegefeuer ist. Mit grauenhaften Erinnerungen an eine alte Heimat und ohne Aussichten auf eine neue. Sie sind harmlose Verrückte, deren Denken ausschließlich um längst verweste Leiber in einem fernen Land kreist. Und wer holt sich schon Verrückte ins Haus, auch wenn sie harmlos sind?«
    Er blieb neben einem Bretterzaun stehen, und nun erst bemerkte ich, daß wir inzwischen auf einen Pfad zwischen zwei Gärten gelangt waren. Bis dahin hatte ich unsere Wanderroute etwa so präzise wahrgenommen wie eine Kompaßnadel im Zentrum von hundert Magneten. Die Frühlingsherrlichkeit um uns herum war vollends verfinstert worden durch die Bilder, die Hektor heraufbeschworen hatte, und desgleichen mein Geist. Jetzt endlich wachte ich in der Realität auf wie ein gesundeter Komapatient, und die Arterien meines gewöhnlich stets wachen Hirns begannen sich wieder mit Blut zu füllen.
    »Deine Kameraden haben also nichts mit der unseligen Mordserie im Revier zu tun?« wollte ich abschließend von meinem depressiven Begleiter wissen.
    »Natürlich nicht, Francis. Wie könnten Leute Morde begehen, die angesichts der Mordtaten anderer den Verstand verloren haben?«
    »Warum sind sie mir dann in der Röhre zu Leibe gerückt?«
    »Sind sie das? Du warst wegen der aufgefundenen Leiche in paranoider Stimmung. In Wahrheit laufen sie jedem nach, dem sie ihr Leid klagen können. Ich habe dich diesbezüglich angelogen, weil ich mich für sie verantwortlich fühle, erst recht, nachdem die Gefahr besteht, daß hier jeder verdächtigt wird, der in der Vergangenheit auch nur am Rande in gewalttätige Dinge verwickelt war. Du selbst hast es ja ebenfalls getan.«
    »Und wieso hast du deinen Leuten erzählt, du wärst früher bei der Polizei gewesen, und dich so als den idealen Partner an meiner Seite gepriesen?«
    »Ob du es glaubst oder nicht, Francis, es liegt mir tatsächlich viel daran, daß keine Kriege mehr stattfinden.«
    »Wie schade, wie schade«, seufzte ich und ließ mich auf die Hinterpfoten nieder. »Jetzt ist also auch der einzige Anhaltspunkt futsch, den ich hatte.«
    »So sieht's aus. Und das Blöde ist, ich weiß auch nicht mehr weiter, Partner hin, Partner her.«
    Ja, einerseits fügte ich mich in das detektivische Desaster und gestand mir den Mißgriff bezüglich der falschen Spur ein. Andererseits aber beschlich mich ein unerklärlicher Widerstand, die Sache ad acta zu legen. So einleuchtend Hektors Story sich auch anhörte, so unwiderruflich die

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