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Felidae 3 - Cave Canem: Ein Felidae-Roman

Felidae 3 - Cave Canem: Ein Felidae-Roman

Titel: Felidae 3 - Cave Canem: Ein Felidae-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Akif Pirinçci
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Behaupteten nicht durch mich erfolgte. Es handelte sich nämlich tatsächlich um einen »Tierversuch im Freilichtlabor«, nicht weniger barbarisch als die Greuel, die man an unsereinem in den ungezählten, mit Mauern gesicherten Labors überall auf der Welt verübt. Wir und die Kläffer waren nichts weiter als Versuchskaninchen für einen Verhaltensforscher gewesen, der unter Laborbedingungen (Zitat Neptun:) »die vielfältigen Ursachen, Begleitumstände und Folgen des Phänomens Krieg« simulieren wollte, ohne Rücksicht auf den zu erbringenden Blutzoll. Es sollte an zwei Arten, die sich seit jeher mißgünstig gegenübergestanden waren, wissenschaftlich exakt untersucht werden, wie Kriege entstehen.
    Meine Kombinationsblockade hatte daher gerührt, daß ich unbewußt die Gedanken des Übeltäters nach und nach verinnerlicht und gewissermaßen mit seinem Munde gesprochen, aber gleichzeitig das Ungeheuerliche mit aller Macht aus meinem Bewußtsein zu verdrängen versucht hatte. So unglaublich es auch klang, ohne es zu ahnen, hatte ich den Fall vor einiger Zeit in einer verborgenen Schicht meines Verstandes schon gelöst gehabt.
    Es ging also um Forschung, um die Erforschung des Krieges, die Neptuns Profession und Steckenpferd war. Den Ort, wo dieses gespenstische Projekt betrieben worden war, hatte ich bereits eingehend unter die Lupe genommen. Der Palazzo der vergilbten Papiere und Fotografien war ehemals ein Institut gewesen. Deshalb auch das Kürzel »org« in Neptuns Internetadresse. Die drei Buchstaben dienten dazu, bestimmte Gruppen im Internet zu klassifizieren und standen schlicht für »organization«.
    »Nein, ich sehe ihn nicht. Ich sehe durch seine Augen, ich sehe, was er sieht«, hatte Andromeda mich korrigiert, als ich in meiner Aufgeregtheit voreilig bestätigt haben wollte, daß sie den sogenannten Geist des Krieges sah. Demnach hatte es sich bei ihren Visionen keineswegs um Taschenspielertricks gehandelt, sondern um echte übersinnliche Wahrnehmungen, um heraufbeschworene Ausschnitte aus der Berufsroutine dieses Wissenschaftlers. Sie hatte durch seine Augen einen Bruchteil der Abscheulichkeiten gesehen, die er während seiner jahrzehntelangen Laufbahn als Kriegsforscher gesehen hatte. Der Geist des Krieges, das Kriegsmonster, das Wesen, dem kein Grauen fremd war, war in Wahrheit ein Archiv im Kopf eines feinsinnigen Akademikers.
    Wie nannte man eigentlich Wissenschaftler, die sich mit derartigen universellen und menschlichen Verhaltensweisen beschäftigen? Man nannte sie Ethnologen! Zwar untersuchten Ethnologen kulturelle Eigenschaften von Völkern und verglichen diese miteinander. Doch wie überall spezialisierten sie sich in der Regel auf ganz bestimmte Teilbereiche ihrer Disziplin. Und mitunter konnte es vorkommen, daß der Beobachter auf ein besonders interessantes Detail stieß und dessen Erforschung zu seiner Passion machte, bis er mit Haut und Haaren davon verschlungen wurde.
    In meinem Traum jedoch war es ein Gärtner gewesen, der mir einen schaurigen Wink gab und mich auf die unzähligen Massengräber des Krieges hinwies - jener mit dem Schattengesicht: »Du siehst, lieber Francis, im Gegensatz zum Leben gewinnt der Tod erst durch Quantität an Größe. Und welcher Tod könnte größer sein, als der, den uns der Krieg beschert? Deshalb halte dich bei deinen Untersuchungen nicht mit einer Handvoll Leichen auf, sondern konzentriere dich lieber auf das Wesentliche - auf den Megatod!«
    General August Horche war ein Gärtner, und was für einer! Er gehörte exakt zu jenem Typ Mensch, der die Strapazen seines abgeschlossenen Berufslebens mittels nervenlindernder Beschäftigung mit der Natur wegzuzaubern suchte. Obendrein verhielt es sich mit der Nähe eines Generals zum Krieg wie mit der eines Feuerwehrmannes zum Feuer. Er schien dem Profil des hier gesuchten Mörders auf perfekte Weise zu entsprechen. Der Mörder ist immer der Gärtner - einen besseren Täter, eine perfektere Personifizierung des Klischees, hätte ich mir gar nicht wünschen können. Dennoch ...
    Dennoch gab es einen anderen Gärtner. Einen Gärtner, der zwar keinen Louis-XVI-Garten besaß, sondern lediglich dessen Liliputanerversion hinter unserem Haus, der sich aber keinen Deut unverbissener den botanischen Herausforderungen stellte. Ich sah ihn genau vor mir, wie er mit seiner Jätekralle mit den zwei Zacken unermüdlich die lächerlichen Quadratmeterchen drangsalierte, als bestelle er seine Ländereien. Augenblick mal! Eine

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