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Felidae 8 - Göttergleich: Ein Felidae-Roman

Felidae 8 - Göttergleich: Ein Felidae-Roman

Titel: Felidae 8 - Göttergleich: Ein Felidae-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Akif Pirinçci
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uns keine Ausnahme machen werden.« Sie drehte sich um und machte Anstalten, sich davonzuschleichen.
    »Hier geblieben!« Ich gab mir Mühe, furchtbar böse dreinzublicken.
    Sie wandte sich um, aber irgendwie wie einstudiert, als hätte sie meinen Einspruch erwartet. »Warum?«
    »Weil wir neugierig sind. Ich meine, unsere Art.«
    »Ach, sind wir das?«
    »Allerdings! Das liegt in unserer Natur. Es handelt sich um so einen evolutionären Prozess. Diejenigen von uns, das heißt diejenigen Feliden, die vor Urzeiten in Sachen Futtersuche und -beschaffung am neugierigsten waren, hatten die besten Überlebenschancen und zeugten folglich mehr Nachkommen. Irgendwann hat sich dieser Drang verselbstständigt, sodass die Neugier auf alles und jedes ausgeweit…«
    »Quatsch! Du bist neugierig. Du bist geradezu besessen von Rätseln und Geheimnissen.« Zum ersten Mal seit unserer Begegnung schlich sich etwas Hässliches in ihr Gesicht.
    Ich schluckte und räusperte mich umständlich und lange. »Na gut, du hast mich durchschaut. Ich habe dich angelogen. In Wahrheit habe ich zwei Dachschäden. Zum einen den frischen, und zwar den, den du auch hast. Und zum anderen einen seit meiner Geburt: die unbezähmbare Neugier. Es ist etwa so, wie wenn der Fisch erst mal am Angelhaken hängt. Er kann nicht anders, als vor Schmerz zu zappeln. Den gleichen Schmerz empfinde ich, wenn mich die Neugier packt. Und eine Linderung kann nur erfolgen, wenn endlich des Rätsels Lösung zum Vorschein tritt.«
    »Nur blöd, dass man in der Freude darüber das Einschussloch im eigenen Bauch übersieht.«
    »Uns wird nichts passieren, Sybilla, das verspreche ich dir. Du darfst nicht vergessen: Wir sind klein, die Menschen nehmen uns kaum wahr und schon gar nicht ernst.«
    »Außer chinesische Menschen, wenn sie mal wieder einen Pelzersatz für Anorakkragen benötigen. Da haben sie richtig Hochachtung vor uns.«
    »Wie dem auch sei. Eine innere Stimme sagt mir, dass wir diesem Killer folgen müssen. Er wird uns zu den wahren Drahtziehern des Zeitkomplotts führen.«
    Sie blickte lange in den düsteren Gang, und ihr Karamell-Gesicht wurde dabei immer nachdenklicher. Dann lächelte sie verschmitzt. »Ich nehme an, es würde nichts nützen, wenn ich dir sagte, dass du mich bei deiner Detektivarbeit gar nicht brauchst.«
    »Nein. Ich weiß, dass ich irgendwann auf deine Hilfe angewiesen sein werde. Also los, folgen wir dem Kerl.«
    Ich stürmte vorwärts, doch sie stellte sich mir blitzschnell in den Weg. »Eine Sekunde. Etwas ist sehr verdächtig.« Sie wirkte ernsthaft verstört. »Du hast einen Elan drauf, als wolltest du erst gar nicht wissen, wer diese beiden Ermordeten sind.«
    »Nein. Das ist nicht nötig.«
    »Wieso nicht?«
    »Weil ich es schon weiß: Es sind Gustav und dieser undurchschaubare Physiker. Mein fetter Versorger wollte anlässlich der Wiedereröffnungsfestivität wohl ein bisschen aus dem Nähkästchen seiner Geheimforschungen über die Ursprünge des altägyptischen Reiches plaudern. Der Physik-Heini
hat das offenkundig geahnt, mit ihm ein Treffen vereinbart und ihn, kurz bevor er loslegen konnte, unter einem Vorwand hinter die Bühne gelockt. Er hat Gustav zu überzeugen versucht, dass er das Geheimnis besser für sich behalten möge. Vergeblich. Den Rest der Geschichte hast du ja mit eigenen Augen mitverfolgt.«
    Auf Sybillas Miene war die Verstörung während meiner zugegebenermaßen naseweisen Analyse nackter Abscheu gewichen. Sie brauchte mehrere Anläufe, um ihre Sprache wiederzufinden. »Also ich höre ja wohl nicht recht!«, brach es schließlich aus ihr heraus. »Bist du so kalt, Francis, oder tust du nur so, oder bist du in Wahrheit schon längst tot? Dein geliebtes Herrchen ist gerade gestorben, und du hast nichts Besseres zu tun, als mir wie ein Kriminalroboter mit einer Betriebstemperatur von minus dreißig Grad die Welt zu erklären? Pfui Teufel! Vielleicht mag ich eine Bahnhofspennerin mit einem kaputten Schädel sein, aber wenn mein menschlicher Gefährte, der sich jahrelang aufopferungsvoll um mich gekümmert hat, gerade ermordet worden wäre, würde ich auf der Stelle in einen Heulanfall ausbrechen, anstatt eine detektivische Lagebeschreibung vom Stapel zu lassen. Steck deine unbezähmbare Neugier dort hinein, wo der Mond nicht scheint!«
    Ich lächelte noch kälter als der Kriminalroboter mit einer Betriebstemperatur von minus dreißig Grad. »Och, immer diese Hysterie bei den Weibern!«, erwiderte ich. Ich gebe zu,

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