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Felidae 8 - Göttergleich: Ein Felidae-Roman

Felidae 8 - Göttergleich: Ein Felidae-Roman

Titel: Felidae 8 - Göttergleich: Ein Felidae-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Akif Pirinçci
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hatte schon vor Jahrtausenden seine Vorliebe für das gegenseitige Köpfeeinschlagen gepflegt. Aber mal ganz ehrlich, sah es bei uns etwa anders aus? Dann kamen wir an großflächigen Reliefs mit unzähligen Rissen vorbei, die wohl ihrer Restauration harrten. Vornehmlich stellten sie Pharao Neferhebef und seine Gemahlin dar, beide mit bis auf die Brust herunterhängenden, prächtigen Perücken mit langen Lockensträhnen.
    Der ganze überbordende altertümliche Krimskrams, die Vasen, Miniaturen, Schmuckstücke und die verrosteten Schneidewerkzeuge lagen in einem bläulichen Zwielicht, da der Fundus lediglich von der schwachen Helligkeit aus dem Vertikalschacht beleuchtet wurde. Sybilla und ich schritten die Reihen mit hochgestrecktem Kopf und ehrfurchtvollem
Blick ab, aber auch erfüllt von einer unbestimmten Angst. Kein Wunder, denn auch wenn ich durch Gustav mit dem ägyptischen Geisterreich im Lauf der Jahre sehr intim geworden war, so beschwor diese unmittelbare Intimität erst recht das Geisterhafte hervor. All die wie mit Kajal-Stift aufgemalten Horusaugen, die Götterstatuen und zertrümmerten Totenschädel schienen uns grollend anzustarren, als neideten sie uns Lebendigen unser Leben oder wollten uns sagen, das Blöde am Leben sei, dass es so kurz sei und der Tod so unendlich lang.
    Allmählich kam mir mein Verhalten ziemlich dumm und impulsiv vor. Weshalb hatte ich bloß unbedingt hinter die Bühne zu Gustav gewollt? Was hätte ich getan, wenn er mir gegenübergestanden hätte? Ihn etwa gefragt: »Hör mal, alter Kumpel, der Vortrag, den du hier halten willst, hängt der etwa mit meinen Die-Zeit-läuft-rückwärts-Anwandlungen zusammen? Und da wir gerade dabei sind, was hat es mit dieser Re-Gesellschaft auf sich?« Warum hatte ich nicht einfach auf der Galerie hocken bleiben und mir erst mal die ganzen Vorträge anhören können, ich Idiot? Nun, jetzt war es jedenfalls zu spät für solche bedauernden Überlegungen.
    Sukzessive gewann das an Spuk eh nicht arme Spalier an Unheimlichkeit hinzu. Wir wurden nun von golden schimmernden, dickbäuchigen Sarkophagen en masse flankiert, aufgestellt in Reih und Glied wie fette Soldaten bei einer Totenwache. Unwillkürlich verlangsamten sich unsere Schritte, zumal die aufgemalten Augen auf den Königssärgen uns mit besonderer Giftigkeit anzustarren schienen. Es hätte mich kaum gewundert, wenn plötzlich die Deckel
aufgestoßen worden und die Mumien in ihrem verschimmelten Bandagenkostüm aus den Sarkophagen gestiegen wären. Und nicht allein das, aus den Kästen schien es sogar eindringlich zu flüstern! Ja, sie sprachen. War das möglich? Hatte mir etwa dieser ganze Mummenschanz inzwischen den Verstand geraubt?
    Gott sei Dank nicht – was allerdings ein verfrühter Dank war. Denn nun bemerkten wir in etwa zehn Meter Entfernung einen menschlichen Schatten. Er fuhr aufgeregt in eine Nische zwischen zwei Sarkophagen vor und zurück, gerade so, als bedränge er jemanden darin. Dabei sprach er zwar leise, aber in einem keinen Widerspruch duldenden Tonfall. Der wie ein Pistolenlauf vorgestreckte Zeigefinger schien dabei seine einschüchternde Waffe zu sein, mit dem er sein Gegenüber immer wieder attackierte.
    »Was sollen wir jetzt tun?«, fragte Sybilla, stoppte und drückte sich ängstlich an mich.
    »Gar nichts.« Ich blieb ebenfalls stehen. »Erst mal gucken, was da vor sich geht.«
    Doch das war es ja eben, aus der Entfernung und bei den miesen Lichtverhältnissen konnten wir gar nicht so richtig mitkriegen, was da genau vor sich ging. Nur eben so viel, dass dieser Schattenmann seinen Gesprächspartner in der Nische bis an die Grenze zu einer Handgreiflichkeit verbal hart anging. Der Letztere schien sich jedoch vehement zu wehren. Auch er flüsterte zwar, aber mit nicht weniger Nachdruck. Die bizarre Auseinandersetzung im Flüsterton und als Schattenspiel ging eine Weile so weiter, bis mit einem Male eine spektakuläre Wende erfolgte.
    Weit hinter dem Ort des Geschehens erschien aus der Finsternis eine neue Silhouette, die sich geradezu gemächlichen Schrittes auf die Zerstrittenen zubewegte. Sie wirkte allerdings um ein Vielfaches gefährlicher als die beiden, baumelte doch in ihrer rechten Hand eine Pistole, wenn mich nicht alles täuschte, mit einem aufgesetzten Schalldämpfer am Lauf. Der Mann, der wie aus dem Nichts aufgetaucht war, trug einen eleganten schwarzen Anzug und schien als Haarpracht nichts weiter als eine Glatze sein Eigen zu nennen. Schließlich

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