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Felidae 8 - Göttergleich: Ein Felidae-Roman

Felidae 8 - Göttergleich: Ein Felidae-Roman

Titel: Felidae 8 - Göttergleich: Ein Felidae-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Akif Pirinçci
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mit etlichen Sitzreihen marschierten. Von hier oben erhielten wir einen guten Überblick auf einen großen Saal mit einer Bühne an der Stirnende. Darin wimmelte es von angesäuselten Partygästen in festlicher Garderobe, ein jeder mit einem Glas Champagner in der Hand. Sie schnatterten angeregt miteinander zur betulichen New-Age-Musik, die wohl altägyptische Harmonien simulieren sollte. Alles war in ein
Halbdunkel gehüllt, wobei eine Art Discostrahler an der Decke die Anwesenden mit kreisenden Lichtpunkten bedachte. Zudem hatten sich unter die Eingeladenen jede Menge Presseleute gemischt, die mit ihren Kameras ein nicht enden wollendes Blitzlichtgewitter entfachten. Offenkundig wartete man noch auf die Beiträge der einzelnen Redner, bis endlich die richtige Party losgehen konnte.
    Auf eine Leinwand hinter der Bühne war eine Aufnahme der riesenhaften Statue einer Sphinx im Wüstensand projiziert. Angeregt durch Gustavs Passion, hatte ich mich das schon oft gefragt, doch angesichts dieser Projektion tat ich es erneut: Weshalb hatten die ollen Ägypter bloß so ein mächtiges Monument in Gestalt von unsereinem in den Sand gesetzt? Natürlich wusste ich, dass die meisten als Sphinx bezeichneten Statuen einen Pharao als Sonnengott oder Wächterfiguren vor Tempeleingängen darstellten. Und klar, die allseits beliebte Göttin Bastet der damaligen Zeit besaß ebenfalls die Gestalt der Felidae. Doch diese in Stein gemeißelte, gigantische Überhöhung eines ganz bestimmten Tieres schien alles zu übertreffen. Das ägyptische Volk hatte ein Faible für uns gehabt, um nicht zu sagen eine ausgewachsene Neurose, was die Felidae betraf. Das war ja allseits bekannt. Aber weshalb hatte es sich als anbetungswürdigen Fetisch ausgerechnet uns ausgesucht und nicht, sagen wir mal, die Kläffer? Zufall? Eine Modeerscheinung? Eine in sich geschlossene religiöse Logik, welche nur den Menschen jener Zeit zugänglich war? Oder verhielt es sich vielleicht so, dass das Fetischtier damals tatsächlich etwas Göttliches besessen hatte …
    Hinter dem linken, mit einer goldfarbenen Kordel zusammengebundenen Vorhang, dort, wo es seitlich hinter die Bühne ging, erblickte ich mit einem Mal Gustav. Das heißt lediglich einen Teil von ihm, denn ich sah im Profil nur seinen Rücken, seine Beine und den Hinterkopf. Trotzdem erkannte ich ihn sofort. Ein Mann von der Erscheinung eines Zementsilos war ja schließlich nicht so leicht zu verwechseln. Er schien sich aufgeregt mit jemandem zu unterhalten, der hinter dem Vorhang verborgen blieb, und fuchtelte dabei wild mit den Armen herum. Es besaß den Anschein, dass er dabei sein Gegenüber anschrie, doch wegen der großen Entfernung und dem zu uns aufsteigenden Stimmengewirr der Gäste im Saal konnte ich nichts hören. Sei’s drum, zu guter Letzt hatte ich also mein »Herrchen« doch gefunden.
    »Dort ist Gustav!«, sagte ich zu Sybilla und zeigte mit einer Vorderpfote in seine Richtung. Ausgerechnet in diesem Moment verschwand Gustav hinter die Bühne.
    »Wo?« Sie blickte meiner Pfote nach und konnte natürlich niemanden erkennen.
    »Ist auch egal. Folg mir!«
    Wir flitzten zwischen den vielen Sitzreihen hindurch zu einem Seitenausgang, von dort auf einen Gang hinaus und bühnenwärts. Zum Glück befand sich am Ende des Gangs eine offen stehende Tür, durch die wir hineinschlüpften und unversehens in einem höllisch tief klaffenden Schacht mit schummerigen Wandleuchten standen. Eine steile Eisentreppe wies nach unten. Wir hoppelten sie hinunter, doch anstatt zur Bühne führte sie zu einer Vielzahl von Plattformen aus Rostgitter, von denen wiederum weitere Treppen
abzweigten. Da ab hier jede zweite Wandleuchte den Geist aufgegeben hatte, wurde alles noch düsterer. Unverkennbar hatte dieser Weg nicht den hinteren Bereich der Bühne zum Ziel.
    Nach einer ziemlichen Hetzerei waren wir schließlich ganz unten angelangt, wie es aussah im Fundus des Museums. Also jenem der Allgemeinheit nicht zugänglichen Bereich, in dem aussortierte oder wegen Platzmangel dort abgestellte Objekte lagerten. Kolonnen von Regalreihen zogen sich wie labyrinthische Pfade in die finstere Unendlichkeit, die meist in Folien eingepacktes Zeug beherbergten. Doch zwischendurch gab es auch unverhüllte Sehenswürdigkeiten zu bestaunen. Mit angehaltenem Atem spazierten Sybilla und ich an diesen vorbei. Unter anderem an jeder Menge Totenköpfen, die fast immer irgendeinen unnatürlichen Bruch aufwiesen. Der Mensch als solcher

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