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Felidae 8 - Göttergleich: Ein Felidae-Roman

Felidae 8 - Göttergleich: Ein Felidae-Roman

Titel: Felidae 8 - Göttergleich: Ein Felidae-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Akif Pirinçci
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welches über eine kurze Treppe auf den Hinterhof des Museums führte. Ich verlangsamte meine Schritte und schlich bis zur Schwelle. Dann schaute ich hinaus.
    Vor mir breitete sich ein riesiger, mit Kopfsteinpflaster ausgelegter Platz aus, auf dem fünf pechschwarze Monstertrucks von jeweils mindestens zehn Metern Länge standen. Von überall her trugen kräftige Männer in Overalls und mit weißen Stoffhandschuhen an den Händen Kisten, Skulpturen, Gemälde, Steintafeln, Reliefs und ähnliche Kostbarkeiten aus dem Gebäude und reichten sie durch die offenen Ladetüren mit äußerster Vorsicht ihren Kollegen in den Trucks. Offenbar handelte es sich um Beschäftigte eines Transportunternehmens, doch es machte beinahe den Eindruck, als wäre eine Diebesbande am Werk, die unbemerkt das ganze Museum ausräumte, während die Verantwortlichen drinnen mit den Festivitäten beschäftigt waren. Der Glatzenmann stand inmitten dieses seltsamen Umzugs und verfolgte jede einzelne Aktion mit aufmerksamem Blick. Die Waffe hatte er inzwischen wieder eingesteckt.
    »Na, hast du das Rätsel gelöst, ohne dein Fell von Kugeln perforiert zu bekommen, Francis?«
    Ich spürte Sybillas angenehmen Atem an meinem Nacken, wandte mich zu ihr und versank in den beiden Kupferaugen. Sie lächelte wieder verschmitzt, und da wusste ich, dass sie mich niemals im Stich lassen würde. »Ich habe nicht nur das Rätsel nicht gelöst, Sybilla, sondern ich stehe schon wieder vor einem neuen Rätsel. Oder kannst du dir einen Reim auf diesen ganzen Zirkus machen?«
    Sie streifte an mir vorbei, streckte den Kopf teleskopartig ganz weit vorwärts und schwenkte ihn wie der Abtaster eines Scanners in einer Tour hin und her. Nach einer Weile drehte sie sich wieder zu mir um. »Ja«, sagte sie. »Ich glaube, ich kann mir sehr gut einen Reim drauf machen.«
    »Echt?« Ich war wie elektrisiert. »Was machen denn diese Leute da?«
    »Sie transportieren altägyptisches Kulturgut aus dem Museum in Lastwagen. Klammheimlich, wie es scheint.«
    »Ach wirklich? Darauf wäre ich nie gekommen. Ich dachte, sie veranstalten einen Flohmarkt.«
    »Ja, einen Flohmarkt, dessen Ware sich nur um ein Thema dreht. Schau genauer hin.«
    Ich tat, wie mir geheißen. Und staunte. Sybilla hatte recht. All der Plunder, der herausgetragen wurde und in den Lastern verschwand, besaß tatsächlich nur ein einziges Motiv: uns! Ob es sich um winzige oder mammuthafte Skulpturen handelte oder mit Rissen überzogene Reliefs oder auf Papyrus gemalte Darstellungen, sie alle bildeten auf die eine oder andere Weise die Felidae ab. Ich nahm an, dass dies auch für die Exponate in den verschlossenen Kisten
galt. Man konnte leicht den Verdacht bekommen, dass dieser Aspekt der altägyptischen Kultur nicht nur aus dem Museum, sondern aus dem Gedächtnis der interessierten Öffentlichkeit verbannt werden sollte.
    »Ja, jetzt verstehe ich es«, sagte ich. »Doch was hat das zu bedeuten?«
    Sybilla lächelte wissend. »Das kannst du bestimmt besser beantworten als ich, Francis. Schließlich bist du – entschuldige, dass ich mich so unfein ausdrücke – der Klugscheißer!«
    Vielleicht hatte sie recht. »O, irgendwie kommt mir dieser Ausdruck verdammt bekannt vor. Na gut, dann will ich es mal mit einer Erklärung versuchen: Eines der faszinierendsten Details der altägyptischen Zivilisation ist die Anbetung eines bestimmten Tieres, nämlich jenes, das haargenau wie du und ich aussieht. Meist manifestierte sich diese Anbetung in Gestalt der Göttin Bastet, aber auch in anderen Darstellungsformen. So wie es aussieht, lässt man hier gerade alle Artefakte mit solchen Darstellungen verschwinden. Selbstverständlich reicht es nicht aus, ein einzelnes Museum auszuräumen, um die Sache aus der Welt zu schaffen. Um das Ziel zu erreichen, müsste man weltweit sämtliche Museen säubern und alles Wissen darüber in Büchern und im Internet löschen. Womöglich geschieht es gegenwärtig bereits. Und irgendwann wird die Erinnerung an die Feliden-Verehrung der alten Ägypter verblassen und überhaupt nicht mehr bekannt sein. Das alles mag sich total verrückt anhören. Aber eine andere Erklärung habe ich gerade nicht auf der Latte. Es geht um die Manipulation von Geschichte.«
    Sybillas wissendes Lächeln war verschwunden. Sie blickte mich so baff an, als hätte ich auf die Schnelle ein Modell von Notre Dame aus Streichhölzern gebaut. In ihrem weißbeigen Engelsgesicht zuckte es unwillkürlich, und auch die Öhrchen

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