Felidae 8 - Göttergleich: Ein Felidae-Roman
der Glatzkopf auf, während er wie der sprichwörtliche Elefant im Porzellanladen umherstampfte und um sich knallte. »Ich habe noch acht Magazine bei mir, und ich hätte gut Lust, die alle leer zu machen. Am besten kommt ihr gleich mit erhobenen Pfoten aus euren Löchern. Haha, war ein kleiner Scherz, tut mir leid …«
Der Typ war wahrlich ein Ausbund an Humor! Wenn uns
nur zum Lachen zumute gewesen wäre. Denn unsere anfängliche Leisetreterei von einer Deckung zur anderen war inzwischen zu einer ziemlich geräuschvollen, vor allem völlig panischen Hatz ausgeartet, und nicht einmal ein Schwerhöriger hätte nun sein Hörgerät einzuschalten gebraucht, um unseren jeweiligen Standort lokalisieren zu können. In dieser verzweifelten Situation sah ich keine andere Möglichkeit, als eine verzweifelte Tat zu starten. Die Strategie des Duckens und Versteckens half uns kein bisschen weiter. Irgendwann, und wie es schien sehr bald, würde der Killer uns doch erwischen, und sei es auch mit einem Zufallstreffer. Nein, wir mussten uns aktiv wehren. Da jedoch Sybilla gegenwärtig nicht gerade so aussah, als sei sie schon reif für einen heroischen Akt, fiel diese Aufgabe wohl mir zu. Ich wollte unserem Henker direkt ins Gesicht springen, den Überraschungsmoment ausnutzen und es so lange zerkratzen, bis er zumindest vor Schmerz die Waffe fallen ließ. Danach würde man weitersehen.
Gedacht, getan. Nun, das wäre eine Übertreibung gewesen, aber tatsächlich dauerte es vom Gedanken bis zur Aktion nur ein paar Sekunden. Was blieb mir auch anderes übrig? In einem Moment, als der Kerl sich halb zu mir drehte, um eine seiner Auf-gut-Glück-Salven abzufeuern, stürmte ich hinter einer der schon arg zerschossenen Riesenstatuen hervor und katapultierte mich mit den Hinterbeinen geradewegs hoch zu seinem Gesicht …
Da fuhr er mit einem Mal wie von einem Überwachungssatelliten gesteuert zu mir herum, und just bevor ich meine Krallen in seinen verdammten Augen versenken konnte, bekam er meine Gurgel zwischen den Fingern seiner freien
Hand zu fassen. Er drückte sofort zu. Unglaublich, der Kerl schien ebenfalls im Dunkeln sehen zu können! Nun baumelte ich gleich einem schlaffen Säckchen in seiner Hand, und da mir der feste Griff um meinen Hals die Luft abdrückte, war die Art meines Abgangs eine besiegelte Sache. Aber der Herr der tausend Kugeln schien etwas anderes mit mir im Sinn zu haben, zugegeben etwas, das mit den Richtlinien des Tierschutzes hundertprozentig übereinstimmte, wenn es um einen schnellen Abgang ging.
»Na, da ist ja das erste Vögelchen, das mir in die Hand geflogen ist!«, jubilierte er und presste mir den noch heißen Schalldämpfer in den Bauch. Seltsamerweise sah ich selbst in dieser Finsternis seine Glatze schimmern und seine blauen Augen leuchten. Und ich sah die strahlend weißen Zähne in dem zum feisten Gelächter aufgerissenen Mund. Na wunderbar, ich würde also nicht erwürgt, sondern ganz human erschossen werden! Was wollte ich mehr? »Du hattest doch nicht etwa vor, mir mit ausgefahrenen Krallen ins Gesicht zu springen oder so etwas? Ich vergebe dir. Zwar kapiere ich nicht, weshalb man mich plötzlich dazu abkommandiert hat, irgendwelche Viecher auszuknipsen, aber Befehl ist Befehl, und für Kohle tue ich alles. Tiere zu töten ist eine meiner leichtesten Übungen. Hab ich schon als kleiner Junge gern gemacht.«
Er war also in der Tat erst unlängst abkommandiert worden, uns umzubringen. Vermutlich erst, als er im Hof stand. Denn nun bemerkte ich an seinem linken Ohr ein Headset, mittels dessen er wohl die Order erhalten hatte. Ergo musste jemand von unserer Anwesenheit im Museum gewusst und unseren heimlichen Einstieg in den Laster beobachtet
und nicht gerade als hilfreich für die Sache erachtet haben. Nur wer? Wer interessierte sich überhaupt für zwei durch ein Museum irrende Spitzohren? Wem hätten diese die beobachteten Morde schon verraten können? Allerdings hätte ich mich genauso gut fragen können, warum man einen solchen Rummel veranstaltete, um das feline Erbe Altägyptens aus der Erinnerung der Menschen zu bannen.
Der Killer drückte die Mündung der Waffe noch fester gegen meinen Bauch und spannte den Hahn. In diesem Moment ging der Lastwagen in eine scharfe Kurve, und wir alle wurden zu handlungsunfähigen Geiseln der Fliehkräfte. Und wenn ich alle sage, so meine ich nicht nur das lebendige Personal. Vor allem jene Mammutstatuen, die man nachlässigerweise nicht an die
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