Felidae 8 - Göttergleich: Ein Felidae-Roman
schlossen sie die Türen.
Das heißt, das hätten sie um ein Haar getan. Durch den immer enger werdenden Spalt der sich schließenden Türen sahen wir mit einem Mal, dass sich zu den beiden ein weiterer Mann gesellte, der sie bei ihrem Tun unterbrach. Er redete auf sie ein, woraufhin die Türen sich wieder ein klein wenig öffneten. Der Hinzugekommene stützte sich an der Ladefläche ab und sprang dann behände in den Frachtraum. Es war der glatzköpfige Killer! Danach schlossen sich die Türen endgültig, jemand hämmerte gegen die Außenverkleidung das Signal zur Abfahrt, und der Truck setzte sich unter ächzendem Gebrumm in Bewegung.
In der Tat, wir hatten überhaupt nichts zu befürchten. Bloß dass wir jetzt mit einem Killer in einem Kasten eingesperrt waren. Ich hätte mich wegen meiner vollmundigen Beruhigungsfloskeln von eben vor Wut und Scham selbst erwürgen können. Aber so, wie es aussah, würde das jetzt ohnehin der Killer für mich besorgen, auch wenn er für mich und Sybilla eine andere Tötungsart vorgesehen zu haben schien. Denn kaum stand er wieder aufrecht in der Finsternis, in der er sich trotz des Schaukelns während der Fahrt recht wacker auf den Beinen hielt, zog er schon seine Kanone aus dem Holster und schraubte schier genüsslich den Schalldämpfer auf die Mündung. Und er tat noch etwas anderes, was uns gerade noch gefehlt hatte: Er begann zu sprechen.
»Na, wo seid ihr denn, ihr Mistviecher?« Ich nahm an, es war jene Art von Frage, auf die keine Antwort erwartet wurde. »Glaubt ihr etwa, ich hätte euch nicht schon im
Museum bemerkt? Ja, das ist der Unterschied zwischen uns und euch. Ihr seid instinktgesteuert, wohingegen wir vorausplanen. Diese Fahrt dauert nur kurz, aber am Ende werden zwei von uns dreien nicht mehr zu den Atmenden gehören. Und ich wette mein Jahresgehalt, dass ich nicht darunter sein werde.«
Ich hörte, wie Sybilla neben mir vor Angst auf den Boden urinierte, ohne sich dessen gewahr zu werden. Was mich anging, war ich nahe dran, es ihr gleichzutun. Obwohl es in dem Kasten fast stockdunkel war, verwerteten unsere Wunderglubscher das wenige Restlicht optimal und lieferten ein konturscharfes Bild von dem Kerl. Er schwenkte die Waffe in seiner Hand neckisch hin und her wie ein Fähnchen. Und dabei lachte er still in sich hinein. Es wäre interessant gewesen, der Frage nachzugehen, weshalb ein im Staatsauftrag agierender Killer um Himmels willen zwei Wesen umzubringen gedachte, welche normalerweise unter der unverfänglichen Bezeichnung »Haustiere« abgebucht wurden. Weshalb er sich nicht lächerlich dabei vorkam, sich in einen Laster einschließen zu lassen, um kammerjägergleich schmusiges Ungeziefer auszumerzen. Ja, es wäre sehr interessant gewesen, diesen Fragen nachzugehen, hätte der Kerl nicht plötzlich zu schießen angefangen.
Er feuerte seine Waffe ziellos ab, ja er ballerte geradezu beschwingt und irgendwie tänzelnd einfach drauflos und nahm dabei in Kauf, dass die kostbaren Exponate um ihn herum beschädigt wurden. Sicher hätte ihm eine Taschenlampe bei seinem feurigen Tanz gute Dienste geleistet. Doch nahm ich an, dass gerade das Handicap des Blindschießens ihn reizte, ja schier in Ekstase versetzte. Für
Sybilla und mich gestaltete sich die Sache nicht ganz so ekstatisch. Gefolgt von dem enervierenden Pffft-Pffft-Pffft! aus der Waffe, explodierten um uns herum Bruchstücke von den Klein- und Großstatuen, zersplitterte Holz aus den Regalen, brachen ganze Wandtafeln in sich zusammen. Der Killer lud immer wieder ein volles Magazin nach und machte unbeirrt weiter mit der besinnungslosen Ballerei.
Ohne uns abgestimmt zu haben, drifteten Sybilla und ich instinktiv seitwärts in entgegengesetzte Richtungen und versuchten, so gut es ging, hinter dem altertümlichen Kram Deckung zu finden. Der entfesselte Killer schien jedoch in seinem Schießrausch eine Übersensibilisierung seiner Sinne zu erfahren und feuerte wie von Telepathie gesegnet stets zielsicher in Richtung unserer Verstecke. So mussten wir stets in Bewegung bleiben, was eine sehr optimistische Umschreibung war, denn in Wahrheit flohen, hechteten und krochen wir quasi auf dem Zahnfleisch von einem vermeintlichen Schutz zum anderen. Mal quetschten wir uns hinter diese Mammutstatue, mal sprangen wir noch im letzten Moment hinter jenes arg wackelnde Regal, um jedoch gleich darauf von einschlagenden Kugeln aufgescheucht zu werden.
»Das können wir noch eine ganze Weile so weitertreiben«, lachte
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