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Felidae 8 - Göttergleich: Ein Felidae-Roman

Felidae 8 - Göttergleich: Ein Felidae-Roman

Titel: Felidae 8 - Göttergleich: Ein Felidae-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Akif Pirinçci
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verdammt?«
    »Hast du wirklich geglaubt, dass unsereins dauerhaft in irgendwelchen U-Bahnhöfen hausen könnte, ohne von den Menschen davongejagt zu werden? Zum Glück hast du deinen Freund, diesen Krüppel, zurückgelassen. Sonst hätte ich mich auch noch um den kümmern müssen.«
    Okay, es war jetzt etwas ungünstig, um aus allen Wolken zu fallen. Was ich aber trotzdem tat. Im Allgemeinen verfüge ich nämlich über eine geradezu brillante Mensche… Tierkenntnis und bilde mir gern ein, von der ersten Begegnung an röntgengleich hinter die Kulissen meines Gegenübers linsen zu können. Doch eine Täuschung von solch perfidem Ausmaß war mir noch niemals untergekommen. Sicherlich hing es mit ihrer mitleidheischenden Erscheinung, ihrem armseligen Äußeren zusammen. Und trotz dieser herzerweichenden Attribute mit ihrem Sex-Appeal. Ich Depp war letzten Endes auf den ältesten Trick der Welt hereingefallen!
    »Wer bist du wirklich, du schöne Hexe?«
    Sie lächelte mich mit ihren Kupferaugen immer noch sanftmütig an, doch kam es mir so vor, als mischten sich in dieses Lächeln die ersten Ausläufer eines sehr bösen Unwetters. »Das wirst du bereits in ein paar Minuten erfahren, Francis.«
    »Na, das hast du ja clever eingefädelt. Bravo! Was hättest
du denn getan, wenn ich dich nicht mitgeschleift hätte?«
    »Keine Ahnung. Aber ich bin extrem kreativ, weißt du. Deshalb wurde ich auch für diesen Job ausgesucht. Mir wäre schon irgendetwas eingefallen. Jedenfalls hättest du so oder so das Regierungsviertel nicht erreicht.«
    »Regierungsviertel?«
    »Dahin sind all die Trucks unterwegs. Auch der hier.«
    »Und wer hat dich für den Job ausgesucht?«
    Sie schüttelte vielsagend den Kopf und seufzte gekünstelt. »Ach, Francis, du hältst dich für den Schlauesten unter der Sonne, glaubst, ganze Hornissennester ausräuchern und die schlimmsten Machenschaften aufdecken zu müssen. Doch in Wahrheit weißt du gar nichts, bist echt nur ein kleiner Dummkopf. Weil du dir das Denken der Menschen angeeignet hast. Was spielt es denn für uns für eine Rolle, ob die Zeit sich vorwärts oder rückwärts fortbewegt? Die meiste Zeit verbringen wir sowieso mit Pennen. Hast du mal daran gedacht? Du bist infiziert, und zwar mit der Denkweise des Menschen, der ein Sklave seiner Uhr und seines Terminkalenders ist und der sich eine Zukunft ohne die Zukunft nicht vorstellen kann. Ich würde dir gern einen Rat geben und dir empfehlen, dich auf deine Wurzeln zu besinnen. Aber um es in deiner Denkweise auszudrücken: Die Uhr tickt!«
    Sie ließ ihre Krallen aus der rechten Pfote hervorblitzen, die im Gegensatz zu ihrem abgewirtschafteten Look geradezu einen fabrikneuen Eindruck vermittelten, und setzte sie an meinen Hals.
    »Du hast den Killer in den Laster – gelockt, nicht wahr?
Ich weiß nicht, wie du das angestellt hast, aber du hast es getan. Falls dem so ist, besitzt du telepathische Fähigkeiten, mit denen du irgendwelche Schaltstellen informieren kannst. Das geht wirklich über meinen Horizont. Du hast recht, ich bin ein größerer Dummkopf, als ich es mir eingestehen möchte. Doch bevor du mir den Hals aufschlitzt, hätte ich doch zu gern gewusst, weshalb im ganzen Universum die Zeit rückwärtsläuft. Du weißt schon, meine krankhafte Neugier, die selbst im Angesicht des Todes ihren Tribut fordert.«
    »Sorry, die Antwort muss ich dir leider schuldig bleiben. Damit du aber nicht denkst, ich wäre hartherzig, ein kleiner Tipp: Die Zeit läuft nicht im ganzen Universum rückwärts, sondern nur auf dem Planeten namens Erde. Gute Nacht, Francis!«
    Sie holte mit der Pfote weit aus, die superscharfen Krallen blitzten wie das Besteck eines psychopathischen Chirurgen, und …
    Ich fragte mich, ob es das wert gewesen war. Ob meine finalen Gedanken sich tatsächlich um die Auflösung von »noch ’n« Fall hatten drehen müssen anstatt um die Tiefen und Höhen meines Lebens, kurz, um die Retrospektive des Seins. Da war ja so einiges, das ich vor meinem geistigen Auge hätte Revue passieren lassen können, bevor ich den Löffel abgab. Aber nein, es musste selbst am Schluss die pathologische Beschäftigung mit einem Rätsel sein, das ich nicht einmal annährend geknackt hatte. Und, ja, sogar als Chirurgin Sybilla ihre Skalpellkrallen auf mich niedersausen ließ, zog ich weder Bilanz, noch betrachtete ich den Erinnerungsfilm in meinem Kopf in Zeitraffer. Mein Blick
schweifte stattdessen ab zu der Skulptur oben auf dem Regal, deren

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