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Felidae Metamorphosis (German Edition)

Felidae Metamorphosis (German Edition)

Titel: Felidae Metamorphosis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Kastenholz
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Metamorphose dauerte nur wenige Sekunden, das Ende war in Sicht. Das machte es ihr leichter.
    Felicias Körper schien von innen heraus zu brennen. Jede Faser schien lichterloh in Flammen zu stehen. Jede ihrer Zellen veränderte sich, als werde das Innerste nach außen gestülpt und umgekehrt.
    Gleichzeitig waren ihre Glieder unnatürlich verkrampft. Wie beim Zahnarzt im Behandlungsstuhl, wenn man versuchte, die Qualen irgendwie zu kanalisieren. Doch nein – sie gab sich nicht die Blöße, zu schreien. Sie wusste, es war bald vorüber.
    Das Brennen in ihren Handflächen verriet ihr, aus ihren Fingernägeln waren Krallen geworden.
    Sie wagte es nicht, sich zu vergewissern, wagte es nicht, die Augen zu öffnen. Noch früh genug würde sie die vertraute Wahrheit erkennen.
    Vehement streckte sie sich. Aus den Beinen wurden Läufe, ihr Skelett wurde zu dem eines Hybridwesens aus Mensch und Katze. Ein durch Mark und Bein gehendes Knacken schreckte sie auf: ihre Knochen. Bei anderer Gelegenheit, bei jemand anders, hätte dieses Geräusch eine Fraktur bedeutet, hier und jetzt hieß es, ihr Körper hatte sich angepasst.
    Gleichzeitig verschwand der stechende Schmerz abrupt. Fast erschien es ihr, als habe jemand einen Schalter umgelegt, derart rasch verloschen die Höllenfeuer, die man in ihr entfacht hatte.
    Erleichtert atmete sie auf.
    Übrig blieb ein sanftes Gefühl auf ihrer Haut. Sie empfand nun viel mehr als zuvor: intensiver, hypersensibel. Die weißen, weichen Härchen ihres Felles nahmen Unmengen an Einflüsse wahr, für die die Frau nur Abgestumpftheit kannte.
    Sie fühlte jeden Windhauch, der sie berührte
     Sie roch die Überreste einer Ratte hinterm Haus.
    Sie hörte, wie eine Meile entfernt ein Betrunkener am Straßenrand lag und seinen Rausch ausschlief.
    Und sie sah!
    Sie sah alles, als sie die Augen öffnete und sich ihr ein betörendes Farbenmeer offenbarte. Die Dunkelheit hatte keine Bedeutung mehr für sie. Ihre glühenden Augen durchdrangen sie mühelos. Mehr noch, nichts schien ihnen zu entgehen, überall schienen sie zu sein und sogen die Eindrücke begierig in sich auf.
    Auch die Katze in ihr hatte Hunger. Keinen Hunger auf Mäuse oder anderes Getier, das sie stellte, sich ein wenig morbid damit amüsierte, um es danach zu fressen. Oft genug hatte Felicia den Fehler begangen, zur Katze zu werden, ohne vorher gegessen zu haben. Als Katze war es für sie selbstverständlich gewesen, sich von dem zu ernähren, wovon sich eine Katze ernährte. Der Frau war später speiübel geworden bei der Vorstellung, was sie in ihrem Magen hatte.
    Stattdessen war ihr einziger Hunger die Neugier.
    Es gab hier so vieles zu erkunden. Das stellte sie fest, noch während sie sich orientierte. Ein neues, ein unbekanntes Land, das nur auf sie gewartet hatte.
    Sie dachte nicht daran, sich das entgehen zu lassen.
    Wohlig streckte sie sich. Leises Knurren kam von ihren Lippen, doch es hatte nichts Bedrohliches an sich.
    Sobald sie ihre Katzengestalt angenommen hatte, schien es ihr besser zu gehen. Zumindest körperlich. Sämtliche Bewegungen fielen ihr ungemein leicht. Fast spielerisch einfach. Sie konnte klettern, laufen, die Katze reagierte auch deutlich schneller, als Felicia Welch dazu imstande war. Die Katze war eindeutig das dominante Wesen. Vielleicht war es sogar ihre Bestimmung, vorherrschend zu sein.
    Ohnehin, sie hatte sich oft genug gefragt, ob wirklich die Menschen die Welt beherrschten oder nicht eher die Katzen.
    Felicia spürte jeden Kiesel, jeden Ast und jedes Blatt, auf das sie trat. Was immer sie berührte und durch ihr Fell glitt, es schien für sie wie ein Alarmsignal zu sein. Prägnante Reize, die auf sie einströmten und ihr eine Welt offenbarten, die jedem Menschen auf ewig verschlossen bleiben würde.
    Nun, da der Mond zynisch grinsend von oben auf sie hinab grinste, war sie froh darüber. Obwohl sie versuchte, ihn zu leugnen und zu verdrängen – es war richtig. Viel zu selten gestattete sie der Raubkatze in ihr, die Oberhand zu gewinnen.
    Eine Stadt wie Boston war kaum die richtige Umgebung dafür gewesen, mit allen Sinnen zu genießen und die myriadenhaften Eindrücke ungehemmt in sich aufzunehmen. Hier hingegen, in den weitläufigen Wäldern rund um Blackwood, hatte sie dafür optimale Gegebenheiten. Schon von daher hatte sich der zeitweilige Umzug für sie gelohnt.
    Die Nacht war voller Geräusche.
    Voller Gerüche.
    Und voller Leben.
    Eindrücke, für die sie in Menschengestalt taub und blind

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