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Felidae

Felidae

Titel: Felidae Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Akif Pirincci
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nachdem du mit Blaubart fort warst. Wie gesagt, du solltest die Nu ß nach und nach knacken, sonst hättest du mit geistigen Verdauungsstörungen zu kämpfen gehabt.«
    »Und was war mit Joker? Hast du nicht einen großen Fehler gemacht, als du deinen Chefpropagandisten liquidiert hast?«
    »Was blieb mir anderes übrig? Unter Druck hätte er doch alles verraten. Und zwar nicht nur dir, sondern all diesen Dünnbrettbohrern im Revier. Joker war ein großartiger Knecht, doch zugleich ein furchtbarer Schwätzer. Ich hatte manchmal das Gefühl, da ß er tatsächlich an diesen Claudandus-Mist glaubte, den wir ja beide aus dem Boden gestampft hatten. Glaube und Hoffnung, das war wirklich sein Spezialgebiet. Armer Irrer, er hätte einen viel besseren Claudandus abgegeben als ich. Außerdem war es sein eigener Wunsch, getötet zu werden. Ich schlug ihm vor, aus dem Distrikt zu verschwinden und sich irgendwo anders in der Stadt niederzulassen. Aber er meinte, da ß kein Mensch so einen alten Knochen wie ihn noch aufnehmen würde. Ja, ja, die Menschen haben uns am liebsten als süße, drollige Babys. Joker sagte, er habe weder die Kraft noch die Lust, auf seine alten Tage als Streuner herumzuirren. Ich solle es kurz und schmerzlos machen, sagte er. Ich habe ihn nicht getötet. Es war praktisch ein Selbstmord, nur von mir ausgeführt.«
    Tiefster Ekel überkam mich nun vor demjenigen, zu dem ich einst aufgeschaut hatte. Alles war für ihn so logisch, so einleuchtend, ja so harmlos. Die Morde waren gar nicht persönlich, gar nicht so böse gemeint gewesen. Sie hatten lediglich dem guten Zweck dienen sollen, ergo waren sie ausgeführt worden, als löse man auf diese Weise ein mathematisches Problem. Gefühle und Ehrfurcht vor dem Leben gab es nicht. Es gab nur das Ziel, dem man Mord für Mord, Blutstropfen für Blutstropfen näher kam. Alles war so simpel und zugleich so genial. Wie gefährlich konnte der Genius eines Lebewesens sein, wenn es für das Üble und Böse auf der Welt mi ß braucht wurde. So war es immer gewesen und so würde es auch immer bleiben. Preterius, Mendel, Claudandus, sie waren wahrhaftig ein und dieselbe Person.
    »Nun weiß ich wirklich alles«, sagte ich bitter. »Doch ich wünschte, ich hätte es nie erfahren!«
    Er erhob sich langsam von seinem Platz, schlenderte zum Schreibtisch und schaute mit einem traumverlorenen Gesichtsausdruck zu mir auf. Er schien meine Gedanken zu lesen. Nach einer Weile lächelte er wieder schmerzlich, als sei ihm die Pointe eines bösen Witzes aufgegangen.
    »O nein, Francis, nein. Du glaubst nur alles zu wissen. Das ist ein großer Unterschied, mein Bester.«
    Er schüttelte resigniert den Kopf.
    »Wir sind im Geiste alte Freunde, Francis. Mehr als das. Wir sind wie Zwillinge. Das hast du doch bestimmt mehr als einmal gedacht. Du glaubst, du weißt etwas, nicht wahr? Du glaubst, du bist das clevere kleine Tier, das etwas weiß. Es gibt so viel, was du nicht weißt. So viel. Was weißt du denn wirklich? Du bist nur ein gewöhnliches kleines Tier, das in einer gewöhnlichen kleinen Stadt lebt. Du wachst jeden Morgen deines Lebens auf, und du weißt ganz genau, da ß nichts in der Welt dir Sorgen machen kann. Du lebst deinen gewöhnlichen kleinen Tag, und in der Nacht schläfst du deinen unbesorgten gewöhnlichen kleinen Schlaf voller friedlicher, dummer Träume. Und ich habe dir Alpträume gebracht. Oder nicht? Du lebst in einem Traum, du bist ein Schlafwandler, blind! Woher weißt du, wie die Welt aussieht? Weißt du, da ß die Welt ein stinkender Schweinestall ist? Weißt du, da ß man Schweine fände, wenn man die Fassaden der Häuser niederrisse? Die Welt ist eine Hölle! Was für eine Rolle spielt es, was in ihr passiert? Sie ist derart gestaltet, da ß ein Leid ein anderes nach sich zieht. Seit die Erde existiert, findet auf ihr eine Kettenreaktion des Leidens und des Grauens statt. Aber vielleicht ist es anderswo nicht besser, auf den fernen Planeten, Sternen und Milchstraßen ... Wer weiß? Die Krönung all der Häßlichkeiten dieses Universums und der unbekannten Universen ist jedoch mit ziemlicher Sicherheit der Mensch. Die Menschen, sie sind so ... Sie sind böse, gemein, verschlagen, selbstsüchtig, habgierig, grausam, wahnsinnig, sadistisch, opportunistisch, blutdürstig, schadenfroh, treulos, heuchlerisch, neidisch und ja, das vor allem - strohdumm! Die Menschen, so sind die Menschen. Ach, Francis, weißt du, da ß die Menschen dieser Welt in einem Panzer von

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