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Felidae

Felidae

Titel: Felidae Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Akif Pirincci
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kreisen meine Gedanken ununterbrochen um das schier unlösbare Problem. Doch die Grübelei bringt keine besonderen Erkenntnisse, weil ich in meinem Konzept keinen Fehler entdecken kann. Deswegen werde ich gleich einen neuen Versuch starten. Obgleich ich niemandem Rechenschaft schuldig bin, mu ß ich dieses Experiment geheimhalten, weil ich offen gesagt selbst keinen plausiblen Grund dafür sehe. Ich fürchte, der namenlose Streuner wird daran glauben müssen.
     
     
    2:30
     
     
    Ein Wunder ist geschehen! Es hat auf Anhieb geklappt!
    Das ist vielleicht etwas übertrieben, aber das Experiment kann in der Tat als in Ansätzen gelungen bezeichnet werden.
    Während ich die kleine Operation durchführte, fragte ich mich plötzlich, was ich mitten in der Nacht im OP zu suchen hatte. Ich kam mir wie ein Verbrecher vor, und all mein Tun erschien mir so sinnlos und verrückt. Mit einem Erfolg hatte ich von Anfang an nicht gerechnet. Es war eher das trotzige Verhalten eines Kindes, das sich verzweifelt gegen den allmächtigen Vater aufbäumt, obwohl es weiß, da ß es gegen ihn nicht die Spur einer Chance hat. Und dann das hier...
    Nachdem ich den Streuner rasiert, ihm eine muskelerschlaffende Injektion verabreicht und mit ausgestreckten Pfoten auf dem Operationstisch festgebunden hatte, brachte ich einen zirka fünfzehn Zentimeter langen Schnitt an seinem Bauch an. Er schrie und knurrte erbärmlich und versuchte zu beißen. Bevor aus der Wunde richtig Blut fließen konnte, präparierte ich sie mit dem Gemisch. Dann pre ß te ich die Wundränder mit Daumen und Zeigefinger zusammen, und ehe ich mich versah, geschah das Wunder: Sie klebten augenblicklich zusammen. Ich war derart überrascht, da ß ich das, was ich sah, für ein Trugbild hielt, hervorgerufen vom guten Rotwein, der meine Sinne zugegebenermaßen ein wenig vernebelt hatte. Daraufhin wurde ich schlagartig nüchtern. Tausend Fragen schossen mir durch den Kopf, aber sie alle verloren an Bedeutung angesichts dieses langersehnten Triumphs. Warum wirkte dasselbe Mittel, das noch sechzehn Stunden zuvor versagt hatte? Lag es an der Dosierung? Hatten meine Mitarbeiter schlampig gearbeitet? Ich setzte mich auf einen Stuhl und beobachtete bei einer Zigarette den Patienten, der über seine Schockheilung selbst überrascht zu sein schien. Eineinhalb Stunden vergingen, in denen ich den OP aufräumte und mich krampfhaft bemühte, von meiner Wolke des Glück hinabzusteigen. Dann untersuchte ich die Wunde noch einmal. Die Wundränder hatten sich inzwischen etwas voneinander gelöst, was vernachlässigbar ist, da wir erst am Anfang der Entwicklung stehen. So nähte ich den Schnitt sicherheitshalber und steckte den Patienten in den Käfig zurück. Er blickte mich perplex an, als wolle er wissen, was das Ganze zu bedeuten habe. Ich lachte leise und wollte den Raum verlassen, als mir plötzlich einfiel, da ß der Patient ja noch gar keinen Namen besaß. Nach kurzer Überlegung verfiel ich schließlich auf die klassische Methode der Namensgebung und taufte meinen Helfer und Freund »Claudandus«.
     
     
    10. Mai 1980
     
     
    Sie nahmen es mit nonchalanter Gelassenheit hin. Nicht, weil ich Claudandus für den Test mi ß braucht habe, sondern weil ich es hinter ihrem Rücken tat. Als sei ich ein kleiner Chemielaborant, der sie sogar zum Säubern der Reagenzgläser um Erlaubnis fragen mu ß . Man nimmt mich immer noch nicht ernst. Das ist der springende Punkt. Irgendetwas mu ß an meinem Gesicht, in meinem Verhalten, in meinem ganzen Wesen liegen, welches die Menschen dazu verleitet, an meiner Autorität zu zweifeln, falls ich je eine besessen habe. Doch das soll mir gleich sein, denn das einzige, was zählt, ist die »Suppe«.
    Claudandus hat sich von der Operation prächtig erholt und schläft meistens. Bleibt abzuwarten, ob das Abwehrsystem den Kleber nach der berechneten Zeit abstößt. Ich habe die gesamte Bauchseite mit einer abstoßend schmeckenden Substanz besprüht, damit das Tier nicht an der Wunde leckt oder gar seine Nähte durchbeißt. In ein paar Wochen werden wir den Versuch an mehreren Tieren wiederholen, wobei wir exakt so vorgehen wollen wie ich in der wunderbaren Nacht.
    Ein Triumph kommt selten allein: Der schreckliche Besuch des Einfaltspinsels Knorr ist glatt über die Bühne gegangen, und er hat nicht die Genugtuung bekommen, die er sich so gewünscht hat. Schließlich hatten wir Claudandus vorzuweisen.
     
     
    1. Juni 1980
 
     
    Ich bin kurz davor, meinen

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