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Felidae

Felidae

Titel: Felidae Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Akif Pirincci
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dachten sie jetzt nicht mehr über die Unendlichkeit des Universums nach.
    Nun frage ich den imaginären Richter in meinem Kopf. Bin ich ein Verbrecher, nur weil ich zwei Lebewesen für ein Experiment entwendet habe, von dessen Gelingen viele Leben, auch Tierleben abhängen können? Bin ich ein schäbiger Schuft, weil ich noch etwas riskiere für die Wissenschaft? Doch der Richter in meinem Kopf schweigt, er antwortet nicht. Und das ist viel schlimmer, als wenn er mich verurteilen würde. Denn es ist nicht das Schweigen des Richters, das mir vor Grauen das Blut in den Adern gerinnen lässt, sondern das der Opfer.
     
     
    15. September 1980
     
     
    Die Ratten verlassen das sinkende Schiff. Heute hat uns Ziebold ade gesagt. Um einen plausiblen Grund für seine Kündigung hat er sich erfolgreich gedrückt. Während des traurigen Abschiedsgespräches, das wir in meinem Büro führten, redete der Mann die ganze Zeit wie ein Rätselbuch. Mittlerweile aber bin ich Weltmeister im Rätselraten und weiß die Zeichen und Halbwahrheiten richtig zu deuten. Ich spüre, wie jeder sich hier gegen mich verschworen hat, wie sie alle nur darauf warten, mich am Boden zerstört zu sehen. Wahrscheinlich war der Mi ß erfolg von Anfang an geplant gewesen. Ich frage mich nämlich, wieso Ziebold so bereitwillig das Institut verlassen hatte, um bei mir einzusteigen. Er hatte doch vorher in keiner Weise geäußert, da ß er sich dort unwohl fühle. Nur eine Anfrage hatte genügt, um ihn für mein Vorhaben zu ködern, wie es mir damals in meiner Blauäugigkeit erschienen war. Aber ich habe dazugelernt. Heute weiß ich, da ß man mein Projekt von vornherein sabotiert hat. Es ist doch ziemlich merkwürdig, da ß bis jetzt alleine mir ein kleiner Fortschritt gelang. Ja, so mu ß es sein. Sie wollen mich fertig machen.
    Wahrscheinlich wird mein Telefon abgehört. Aber ich werde mir nichts anmerken lassen. Ich werde hier ausharren bis zum bitteren Ende. Sollen sie mich alle verlassen. Ich kann auf sie verzichten.
     
     
    3:20
     
     
    Ich habe den Verdacht, da ß auch Rosalie mit ihnen unter einer Decke steckt. Weshalb sonst sollte sie mir mit ihren Vorwürfen Tag für Tag die Hölle heiß machen? Doch nur, um an meinen geistigen Kräften zu zehren und mich für die Arbeit zu erlahmen. Deshalb werde ich nicht mehr nach Haus zurückkehren. Es ist sowieso eine dumme Angewohnheit. Außerdem bin ich die ganzen Nächte damit beschäftigt, Versuchstiere zu organisieren.
     
     
    29. September 1980
     
     
    Heute fand im Labor eine filmreife Prügelei statt, bei der Knorr, Gabriel und ich alle blaue Augen und Prellungen davongetragen haben. Mir ist noch nie Gewalttätigkeit nachgesagt worden, aber angesichts der Unverschämtheiten, die man sich hier gefallen lassen muss, würde selbst ein Gandhi rot sehen.
    Als ich vormittags meine Routinerunde durch das Gebäude antrat, überraschte ich Dr. Gabriel, wie er im Labor diesem unangemeldet aufgetauchten Schwachkopf Knorr die Versuchsanordnungen vorführte, ihn, wie ich annehme, in unsere Geheimnisse einweihte und überhaupt von vorne bis hinten bediente, als sei nicht ich, sondern er der Chef des Ladens. Wie ich die beiden so vertraulich miteinander tuscheln sah, platzte mir plötzlich der Kragen. Ich stürzte mich auf sie und schlug blindlings auf sie ein. Die Spione versuchten sich zu wehren, doch ich entwickelte Berserkerkräfte und verdrosch sie nach Strich und Faden, bis wir schließlich von den herbeigeeilten Assistenten und Laborantinnen getrennt wurden.
    Das wird ihnen eine Lehre sein. Ich habe die permanente Sabotage satt und bin fest entschlossen, das Labor, wenn es sein muss, mit meinem Blut zu verteidigen!
     
     
    17. Oktober 1980
     
     
    Auf den Brief- und Telefonterror aus der Schweiz reagiere ich nicht mehr. Die Gelder sind längst bis auf die Unterhaltskosten für das Labor gekappt, und außer mir arbeiten im Gebäude nur noch ein Bioassistent und zwei Laborantinnen. Die unverschämteste Botschaft traf heute morgen ein. Im neuen Jahr soll ich durch Knorr abgelöst werden. Mein Verdacht, da ß das Projekt das Opfer von hä ß lichen Intrigen und geheimen Absprachen mit dem Institut geworden ist, hat sich somit voll und ganz bestätigt. Meine Aufgabe war es lediglich, Grundlagenforschung für PHARMAROX zu betreiben. Weiter nichts. Den Erfolg sollte dieser ekelhafte Aasgeier Knorr einheimsen. Sie rechnen aber nicht mit meinem Widerstand. Wenn sie kommen, werde ich sie mit Waffen empfangen. Da

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