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Felidae

Felidae

Titel: Felidae Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Akif Pirincci
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Gefühl, als wolle er mit mir reden. Aber was will er mir sagen? Will er mir sein Leid klagen? Will er mich um Erbarmen bitten? Nein, nein, ich kann darauf keine Rücksicht nehmen. Ich bin Wissenschaftler, ein Säugetier, das in der Lage ist, sich selbst zu erkennen.
    Rosalie, meine geliebte Frau, wir werden bestimmt wieder zueinander finden, glaube es mir. Es wird dann umso schöner für uns sein. Ich werde den Nobelpreis erhalten und ständig im Fernsehen auftreten. Wildfremde Leute werden mir auf der Stra ß e gratulieren, und Patienten werden danken. Danke, Professor Preterius, danke, danke für CLAUDANDUS, denn dieser Kleber hat unser aller Leben gerettet. Auch die Tiere werden mir danken. Danke, Professor Preterius, Sie haben uns aufgeschlitzt und dann wieder zusammengeklebt. Dafür danken wir Ihnen! Danke! Danke! Danke! Danke! Danke! Danke! ...
     
     
    November
     
     
    Lieber Claudandus, komm, sei mein Gast,
    Zeig mir, was du in deinem Innern hast.
    Klaffende Wunde, eiterndes Geschwür
    Dich aufzuschlitzen macht keine Müh'
    Aber eins wü ß te ich noch, lustiger Gesell:
    Was ist das Geheimnis unter deinem Fell?
     
     
    Professor Julius Preterius
    Der Erfinder von CLAUDANDUS, dem bahnbrechenden Gewebekleber
    1981 mit dem Nobelpreis für Biologie ausgezeichnet
    - incredibilis vis ingenii –
     
     
    Schwarzer, schwarzer Dezember
     
     
    Es klebt nicht! Es wird nie kleben!
    Auch die Geister, durchsichtige, illuminierende Tierwesen, die mich während der vielen Operationen umschwirren, rufen mir dies ohne Unterla ß zu. Verschwindet! Haut ab, ihr Bastarde! schreie ich, doch sie kreisen weiter um den Operationstisch und lachen mich mit ihren fiepsigen Stimmen aus. Das Gemisch ist ebenfalls von ihnen beseelt, deshalb bleibt es wirkungslos. Ich aber werde beharrlich weiter experimentieren und mich von nichts und niemandem aufhalten lassen.
    Da ich für die nächtliche Organisation der Versuchstiere zu schwach geworden bin, bin ich jetzt vollständig auf meine eigene Zucht angewiesen. Das klappt auch ganz vorzüglich. Mir schwebt eine noch nie dagewesene, einzigartige Rasse vor. Eine Superrasse! Das ist überhaupt das Ei des Columbus. Ob Claudandus noch in der Lage ist, Nachkommen zu zeugen?
     
     
    Anno 1980 im Jahre des Herrn
     
     
    Zerstückelte Eingeweide, ausgestochene Augen, abgehackte Schwänze!
    Kann man einen sauber abgetrennten Kopf wieder mit dem Rumpf verbinden, Herr Professor?
    Wir wollen es probieren, liebe Studenten und Studentinnen.
    Ist es möglich, eine zersägte Pfote wieder an den Stumpf zu kleben, ohne da ß das arme Tier später humpeln mu ß , Professor Preterius?
    Wir wollen es probieren, hochgeschätztes Nobelpreiskomitee.
    Professor, glauben Sie, da ß Ihr Gewebekleber ein verletztes Tier zusammenflicken kann, mit dem man einen Frontalzusammenstoß mit einem Wagen simuliert hat?
    Ich habe nicht den blassesten Schimmer, verehrte Fernsehzuschauer. Wir wollen es aber probieren.
    Hinweg, ihr Geister! La ß t mich in Frieden, ihr Teufel! Ich hab's doch nur gut gemeint.
    Er hat heute gesprochen! Ja, Claudandus spricht mit mir. Faszinierend, nicht? Ein Tier, das sprechen kann. Und es ist meine Entdeckung! Dafür werde ich bestimmt den Nobelpreis erhalten.
    Aber, was, was hat er gesagt? Was war es doch nur? Ich kann mich nicht mehr erinnern. Er sprach so leise und so ernst, irgendwie streng. Überhaupt kein Humor, das Tier. Sagte er nicht, ich solle ihn aus dem Käfig herauslassen und mich ihm zum Kampf stellen? War es das?
    Oh, alles verschwimmt vor meinen Augen. Das Labor löst sich allmählich in rosa Wölkchen auf. Ich mu ß Claudandus retten!

Siebtes Kapitel
     
     
    - Das ist ja in der Tat äußerst beeindruckend, was Sie da aufgezeichnet haben, Professor, nur was hat dieses Splattermovie mit jenen meiner Artgenossen zu tun, die eines unschuldigen Tages mit einer so ehrfurchtgebietenden Öffnung im Nacken aufwachten, da ß sie nicht einmal durch Ihren Wunderkleber zu retten gewesen wären?
    - Aber das ist doch ganz einfach, mein lieber Francis. Wie Sie sich vielleicht entsinnen werden, widmete ich mich in den letzten Monaten meines denkwürdigen Laboratoriumaufenthaltes intensiv der Veredlung Ihrer Art. Nun, es gelang mir, eine geheimnisumwobene »Superrasse« zu züchten, deren Jagdinstinkt jedoch ein wenig durcheinandergeraten ist. Und die Saat jener Zucht durchstreift gegenwärtig in regelmäßigen Abständen Ihr Revier und schnappt, verrückt wie sie nun mal ist, nach jedem ihr

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