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Felipolis - Ein Felidae-Roman

Felipolis - Ein Felidae-Roman

Titel: Felipolis - Ein Felidae-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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Herzl. Und deinen Charakter. Ich kenne deinesgleichen aus dem Effeff. Größenwahn gepaart mit Eitelkeit plus einer eingängigen, nichtsdestoweniger bekloppten Idee, die des Beifalls der Masse sicher ist.« Ich wandte mich an die anderen unten.
»Ihr habt das alles missverstanden, Freunde. Vor allem du, Sancta, die du dich ohne Not in die Sache hast hineinziehen lassen.«
    »Francis, es ist eine gute Sache, sie leuchtet mir ein«, rief sie aus der Menge zu mir hinauf. Aber in ihrer bis dahin vernebelten Miene taten sich die ersten Risse auf. »Alle haben ein Land, eine Heimat, in der ihre Herzen verwurzelt sind. Nur wir beziehen den Glanz unserer Identität aus irgendwelchen längst verstaubten Legenden aus dem alten Ägypten oder wunderlichen Abenteuergeschichten von Löwen und Tigern im Urwald.«
    Unwillkürlich musste ich lachen. »Ich habe dir schon tausendmal gesagt, dass du deine Nase von den Geschichtsbüchern in Gustavs Bibliothek fernhalten sollst. Außerdem hast du wohl vergessen, dass deine neuen Freunde vom Heimatbund mich beinahe zu einem Engel gemacht hätten, meine Teure. Na ja, Schwamm darüber.« Ich wandte mich wieder an den Rest. »Liebe Leute, ich habe zwei Überraschungen für euch. Das heißt, eigentlich drei. Ich zitiere: ›Die Vorstellung, einen eigenen Staat besitzen zu wollen, widerspricht unserer Denkweise naturgemäß. Wir sind Zigeuner mit festem Wohnsitz.‹ Und: ›Staaten vergehen schneller, als man gucken kann. Was bleibt - sind immer nur wir! Heute hier, morgen dort. Je nachdem, wo das Futter besser schmeckt. Hätten sich die Menschen diese Erkenntnis zu eigen gemacht, wäre so manch ein Krieg vermeidbar gewesen.‹ Zitat Ende. Und nun ratet mal, wer gestern noch so weise zu mir gesprochen hat, Freunde. Niemand anderer als euer Häuptling Herzl. Natürlich hat er das gesagt, um mich hinters Licht zu führen. Und natürlich hatte er übertrieben. Doch
Ehre, wem Ehre gebührt. Besser hätte ich diesen Felipolis-Schwachsinn nicht kritisieren können.«
    Das Lachen war Herzl und Domino inzwischen vergangen. Sie wirkten nun nicht mehr wie unangreifbare Könige, denen die Spötteleien des Hofnarren nichts anhaben konnten. Besonders die Miene des Staatsgründers war stark entgleist. »De bist ejn Anbeter vom Status quo, Francis«, sagte er bitter. »Das hob ech schon bemerkt, wie ech dir zum erschten Mal begegnet ben. Hinter dejnem ganzen Sarkasmus, dejnem Detektiv-Getue und dejner Klugschejßerej verbergt sech kejn anderer als wie da ewige Spiejßer. Nur nischt ejnen Schritt wejterdenken, geschwejge denn gehen. Ma müsst jo aufstehen dafür, und dann kennt das so scheen aufgewärmte wejche Kissen unterm Hintern kalt werdn. Nur nischt dran denken, doss ma a Sklave is, a Schnorrer, a Kostgänger von des Menschen Gnad, ohne ka Land und ohne ka Rechte. Man kennt jo siost in Appetit verlieren. Na, Francis, de hast dech vijlleicht en derer Abhängigkejt fabelhoft ejngerichtet, mir ober haben uns für inser ejgenes Rejch entschieden.«
    »Apropos Reich«, erwiderte ich. »Da sind wir schon bei Überraschung Nummer zwei: Ihr bekommt keins! Woher ich das weiß? Von eurem so hoch geschätzten Eierkopf, der zwischendurch unsereinen gerne mal gegen die Wand klatscht. Ich habe ihn belauscht, während er Hunderten von Milliardären einen echt optimistischen Vortrag gehalten hat. So wie ich es verstanden habe, seid ihr auf eurer Insel der Seligen nur Beiwerk, oder besser gesagt, eine Art Faustpfand. In Wahrheit soll Dominos Erbe nur dafür sorgen, dass Kantsky autonom weiterarbeiten und andere Nationen dazu erpressen
kann, den Superreichen ihren eigenen Staat zuzuschustern. Felipolis wird kein Paradies der Felidae, sondern ein Steuer-Eldorado für Pfeffersäcke. Ihr seid reingelegt worden, liebe Brüder und Schwestern.«
    Herzl und Domino starrten mich reglos an, als würden sie von einer spontanen Gesichtslähmung heimgesucht. Dann drehten sie einander ganz langsam die Köpfe zu und begannen sich aus vollem Halse anzulachen. Die Menge, die mucksmäuschenstill unseren Schlagabtausch verfolgt hatte, konnte daraufhin auch nicht mehr an sich halten und brach in ein grölendes Gelächter aus. Es war wie ein nimmer enden wollendes Donnern, das dem realen Gewitter draußen mit Leichtigkeit Konkurrenz machte. Trotz des Getöses vernahm ich jedoch en passant, wie die ersten Regentropfen auf das Glasdach klatschten und sich immer heftiger zu einer zweiten Lärmfront auswuchsen. Bei diesem Stereo-Radau fürchtete

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