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Felipolis - Ein Felidae-Roman

Felipolis - Ein Felidae-Roman

Titel: Felipolis - Ein Felidae-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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ob der pathetischen Selbstbeweihräucherung gerade losprusten, doch mir blieb das Lachen im Halse stecken. Anscheinend war ich noch bis vor ein paar Tagen ein fauler, interesseloser, ignoranter und geistig verkümmerter Trottel gewesen, der von diesem entstehenden Modekult nichts mitgekriegt hatte. Dabei rühmte ich mich doch sonst andauernd meiner feinen Antennen. Jetzt hatte ich den Salat.
    »… Ihr sejd nach und nach informiert worden, habt jedoch des Gehejmnis für euch beholten. Vijlleicht wors für euch nur a unerrejchbarer Traum, wos ihr jede Nacht als Entschädigung für die Überheblichkejt und Gewolt dar Menschen geträumt habt. Bis uns de Gnade Gottes in Form dijser Erbschaft errejcht hat.«
    »Mein Vater hat die Angewohnheit, schnell ins Philosophische abzudriften, wo doch die Dinge ganz einfach liegen.« Domino, die berückende Kreuzung aus Kartäuser und Russisch Blau, spielte sozusagen die Rolle der sexy anzusehenden Assistentin des Zauberers. Allerdings mit mehr Grips. Auch sie grinste unentwegt das vor lauter Staatsgründungsbesoffenheit weggetretene Publikum an, wenn auch etwas tougher. Ich drückte geradezu mein Ohr ans Fenster, um auch alles bis ins letzte Detail mitzukriegen.
    Vom Westen her zog eine ziemlich böse Gewitterfront in Gestalt kohlschwarzer Wolken auf. Ein heftiger Wind kam auf, der meine Fellhaare mächtig aufplusterte. Blendende
Blitzverästelungen zuckten in weiter Ferne am Himmel, und dumpfes Donnergrollen verbreitete sich wie eine Serie von Detonationen. In wenigen Minuten würde hier ein ordentliches Sommergewitter heruntergehen.
    »Die Sache ist ganz einfach«, sagte Domino und schraubte ihr künstliches Gegrinse ein bisschen herunter. »Die Menschen halten Tiere für doof, und weil sich diese Ansicht so überaus erfolgreich durchgesetzt hat, halten wir uns inzwischen selber für doof. Das ist so klar wie Kloßbrühe. Wir sehen in den Menschen Götter, weil sie für uns die Futterdosen öffnen und ab und an unsere Köpfe tätscheln. Mehr wagen wir uns von ihnen erst gar nicht zu erhoffen. Schon gar nicht ein eigenes Territorium, nur für uns. So wie die Dinge stehen, gehört uns jetzt aber eines. Und es wird nicht das Letzte sein …«
    In diesem Moment erfasste mich eine gewaltige Windböe. Es war geradezu ein Tritt in den Hintern, der mich gegen das Fenster schleuderte. Die Vorderpfoten rutschten mir am Rahmen ab, und ich geriet kopfüber ins Schlingern. Trotzdem konnte ich mit den Hinterpfotenballen einen gewissen Bremseffekt erwirken, indem ich sie fest auf die Scheibe presste - bis mich die nächste Windböe erwischte.
    Ich flog durch das Kippfester in die Halle, doch zum Glück fiel ich nicht tief. Mein Landepunkt war der Gipfel einer der Holzkistenpyramiden, eine Art Mount Everest der Lagerarbeiter. Was nicht hieß, dass ich mich in Sicherheit wiegen konnte. Denn jeder einzelne Teilnehmer von Herzls Gottesdienst hatte meine Zirkusattraktion natürlich sowohl akustisch als auch prächtig in 3D mitbekommen. Sämtliche Köpfe reckten sich zu mir hoch, und in den Blicken las ich
das gesamte Emotionsspektrum von Verwunderung über Argwohn bis zum blanken Hass. Doch ausgerechnet in den Augen von Herzl und Domino flammte merkwürdigerweise kein Hass auf, nicht einmal Empörung oder Misstrauen. Im Gegenteil, sie schienen über meinen Einbruch in ihre gemütliche Wahnwelt amüsiert zu sein.
    »Francis, wos für eine Ehre und a Vergnügen, dich en unserer Mitte ze sehn, mej Bester.« Herzl lächelte gütig und forderte seine Gemeinde durch eine ausladende Bewegung mit einer Pfote auf, ebenfalls Milde walten zu lassen. »De hättest schon vorhin met mir und Domino kommen sollen. Donn hättste nicht mej Rede verpasst und unser Onliegen besser verstanden.«
    »Gar nichts habe ich verpasst, und verstanden habe ich mehr als all die Vollidioten hier zusammen«, sagte ich. Ich gebe zu, meine momentane Hochsitz-Position verschaffte mir mehr Meinungsfreiheit, als ich mir in Wahrheit leisten konnte. Doch was war, wenn der Chef seinen Untergebenen den Befehl gab, den Berg zu erklimmen und den frechen Kackspatz herunterzuholen? Egal, ohne Sancta würde ich dieses Irrenhaus sowieso nicht verlassen. Und noch egaler war mir, dass mich Forster jetzt auf seinem Monitor sah und wahrscheinlich erneut von einer mörderischen Anwandlung heimgesucht wurde. Jede angefangene Sache musste irgendwann beendet werden, so oder so. »Glaub ja nicht, dass ich deine Inspirationsquelle nicht durchschaut hätte,

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