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Felipolis - Ein Felidae-Roman

Felipolis - Ein Felidae-Roman

Titel: Felipolis - Ein Felidae-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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hinunter und landete diesmal gleich noch einen Volltreffer. Auch hier war neben dem Geländer ein Fenster, das zu meinem Glück einen Spaltbreit offen stand. Rasch sprang ich auf die Fensterbank, huschte nach draußen und ließ mich von dort etwa eineinhalb Meter tief auf das flache Glasdach der Halle fallen. Es bestand aus einem Mosaik aus quadratischen Scheiben, welche
von einem ausgedehnten Edelstahlnetz umfasst wurden. In etwa jede fünfte dieser Scheiben war ein kleines, motorgesteuertes Kippfenster eingebaut. In der lauen Sommernacht standen einige davon zur Belüftung offen. Ich trat leise an eines heran.
    Ein bizarres Panorama tat sich unter meinen Pfoten auf. Ein bisschen kam ich mir vor, als würde ich übers Wasser wandeln und dabei bis zum Grund des Ozeans blicken. Dieses Riesenaquarium, offenkundig für die Zwischenlagerung der unterschiedlichen Navigationsinstrumente vorgesehen, erstrahlte im grellen Licht von an den Deckenwinkeln angebrachten Scheinwerfern. Gleich neben den Strahlern hatte man kleine Kameras installiert, welche nach ihrer Ausrichtung zu urteilen den ganzen Ort bis in die kleinste Ritze erfassten. Wohin diese Bilder gingen, hatte ich ja gerade eben erfahren. An den Wänden waren wenige Holzkisten wie Pyramiden aus mammuthaften Klötzchen aufeinandergestapelt, ansonsten war die Halle leer. Das heißt, sie war leer, was den ihr zugedachten Zweck anbelangte. In Wirklichkeit war sie inzwischen brechend voll, und zwar mit den Vertretern jener Spezies, die sich normalerweise mit Verschwörungstheorien über die vermeintlichen Weltherrschaftsgelüste von Mäusen beschäftigt. Die Hallentore waren, während ich in den Gängen herumgeirrt war, von den Ordnungshütern verschlossen worden.
    Über die Kralle geschätzt stiegen sich ungefähr fünfhundert, wenn nicht noch mehr Artgenossen in dem Kasten gegenseitig auf die Pfoten. Aus der Vogelperspektive sah das Ganze wie ein wabernder, ständig sein Muster verändernder Flickenteppich aus, wobei die vielen spitzen Ohrenpaare wie
besonders widerspenstige Fäden hervorstachen. Alle hatten einen zwischen Entrückung und Enthusiasmus schwankenden Ausdruck in ihren Gesichtern. Auf die vielfarbigen Augen hatte sich ein verzückter Glanz gelegt, der sich beim Anblick des angebeteten Gurus zeigt. Auch Sancta, die ich trotz des Gewimmels schnell ausgemacht hatte, schien dieser Glanz aus den Augen. Sie wurde irgendwo in der Mitte hinund hergeschoben und schaute drein, als hätte man ihr Hirn gegen Vanillepudding ausgetauscht. Aber nicht nur sie stach mir aus meiner luftigen Höhe ins Auge. Sumra von Wechselberg, die langhaarige Burma, und ihr Gefolge aus edlen Smoke-Persern, roten Persern, Japanese Bobtails und Devon-Rex-Abkömmlingen waren ebenfalls in Kompaniestärke angerückt. Allerdings rümpften die Diamantenfetischisten wegen des engen Kontakts mit den Unterprivilegierten schwer die Nase. Es entbehrte nicht einer gewissen Ironie, dass die klassenlose Gesellschaft hier tatsächlich Realität geworden war. Herr im Himmel, ahnten diese Idioten denn nicht, dass sie gleich alle vergast würden?
    Die beiden Gurus der Gemeinschaft, Herzl und Domino, standen auf einer der Kisten an der Kopfseite der Halle und grinsten die Masse zufrieden an. Sie schienen bester Laune, weil ihr Plan aufgegangen war. Ich dagegen hätte vor Scham im Erdboden versinken mögen, weil ich mich von den beiden derart ins Bockshorn hatte jagen lassen. Domino hatte mich mit ihrem Lieb-Mädchen-Getue bezirzt und nach Strich und Faden angeschwindelt. Herzl hatte mir mit seiner Vertrottelter-Professor-Nummer einen Bären aufgebunden und heimlich gedungene Killer auf den Hals gehetzt. So viel zur Solidarität innerhalb der eigenen Art.

    Allmählich kehrte Stille in der Halle ein, und alles Hüsteln und Murmeln in der Menge erstarb. Das nervöse Peitschen der Schwänze wich einem entspannten Schlängeln, das unter Stress eintretende Ohrenzucken legte sich ganz. Alle spürten, dass etwas Besonderes bevorstand.
    »Lijbe Bridern und Schwestern, wie wunderschön, euch an diesem Ort olle versommelt ze sehn«, sprach Herzl mit mächtiger Stimme und ließ den Blick bedeutungsschwer durchs Publikum schweifen. Der untersetzte Kartäuser mit dem zwischen Dunkelblau und Tiefgrau changierenden Fell und den gleich Miniwülsten herabhängenden Gesichtsfalten schien eine gewaltige Verwandlung durchlaufen zu haben. Hatte er bei mir stets den Verschrobenen gegeben, trat er jetzt als der charismatische Alte

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