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Felipolis - Ein Felidae-Roman

Felipolis - Ein Felidae-Roman

Titel: Felipolis - Ein Felidae-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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ich schon um die Unversehrtheit meines Gehörs, als das höhnische Gelächter allmählich wieder abebbte.
    »Nu, de bist mer vijlleicht a fejner Detektiv, Francis«, sagte Herzl. »Ma hot mir schon berichtet, doss de des Gras direkt wachsen heeren und sogar sehen könntest. Ober wie’s den Anschein hat, biste nischt amol fähig, dos Offensichtlichste aufzedecken. De spijlst auff den Millijardärsclub an? Do konn ech dich berujhigen, mej Bester. Demenem hat’s nie gegeben. Der is a Erfindung von Marc Forster, um dene Reichen noch mehr Bares für unsere Soch aus de Rippen ze leijern. Kimm heite Nacht met ins, und de wirst erleben, wie uns die olten Knacker hinterherlaufen. Dos werd ejn Augenschmaus.«

    »Ein Augenschmaus ist es wohl eher für den, der uns gerade aus allen Winkeln beobachtet.« Ich deutete mit einer Pfote auf die versteckten Kameras. »Ich habe ihn gerade besucht, und er lässt euch schöne Grüße ausrichten. Armer Kerl, sitzt einsam in seiner Kammer, hat die Finger am Verschluss etlicher Gasflaschen und guckt sich auf einem Monitor an, was ihr hier so treibt. Was mag das wohl bedeuten?«
    Als hätte ich ein verabredetes Stichwort ausgesprochen, setzten sich in diesem Moment die kleinen Motoren am Glasdach in Bewegung, und sämtliche Kippfenster begannen sich zu schließen. Danach ertönte ein leises Zischen. Nein, es war ein mehrfaches Zischen, von überall her und kontinuierlich. Ich warf den Kopf panisch hin und her und fahndete nach der Quelle des ausströmenden Gases. Mein Blick fiel auf die Belüftungsgitter, die sich im oberen Drittel der Mauern in einem Abstand von zirka drei Metern befanden. Natürlich handelte es sich um eine unsichtbare Angelegenheit, man sah rein gar nichts. Doch dass etwas ausströmte, stand außer Zweifel. Ich roch es. Ein süßlicher Geruch stieg mir in die Nase, der komischerweise weder einen inneren Alarm auslöste noch Übelkeit erzeugte. Der Albtraum war perfekt. Hätte ich bloß keine Zeit mit diesem blöden Geschwätz vergeudet!
    »Sancta!«, rief ich, »kletter schnell zu mir rauf, wenn dir dein Leben lieb ist. Ich beschwöre dich, es wird für niemanden hier ein Felipolis geben. Auf euch alle wartet nur der Tod!«
    Ich dachte, dass spätestens nun die traute Gemeinde, allen voran Herzl und Domino, endlich aufwachen und nach einer Fluchtmöglichkeit Ausschau halten würden. Denn sie
hatten ja schließlich alle das Schließen der Fenster mitbekommen, vernahmen das mit einem Zischen begleitete Ausströmen des Gases und rochen es. Aber weit gefehlt. Kein unwillkürliches Angstzucken, kein kollektives Herunterklappen von Unterkiefern, nicht einmal der Anflug einer Irritation. Im Gegenteil, sie schienen sich jetzt erst recht zu entspannen. Ich starrte Sancta völlig fassungslos an. Sie lächelte mir nur innig zu, wie sie es immer tat, wenn wir uns im monatlichen Rhythmus immer wieder neu ineinander verliebten. Mach dir keine Sorgen, Liebster, schien sie mir sagen zu wollen. Ich sollte mir keine Sorgen machen? In meinem Schädel fand gegenwärtig eine Atombombenexplosion an Sorgen statt. Herr im Himmel, was hatten diese Freaks für ein Problem? Wollten sie für ein beknacktes Ideal eher sterben, als die mörderische Realität zu akzeptieren?
    Herzl schüttelte langsam den Kopf und setzte einen gekünstelt frustrierten Ausdruck auf, ganz so, als amüsiere und ärgere er sich gleichermaßen über die Flegelhaftigkeit eines Teenagers. »Francis, Francis, Francis, was solln mer mit dir nur mochen?«, fragte er. »De best da festen Überzeigung, doss du der Rationalste unter der Sonn bist, uns ober hältste em besten Fall für verblendet. Ejgentlich für meschugge. Glaubste em Ernst, ech würde auch nur ejnen Ejnzegen von de Unsrigen wegen dieserer Sach en Gefahr bringen?«
    »Bei mir hast du es getan«, entgegnete ich und staunte über mich selbst. Auf einmal fühlte ich mich total locker, um nicht zu sagen, es kam eine regelrechte Partylaune in mir auf. Alles um mich her schien mich plötzlich nur noch zu beglücken. Höchst seltsam.
    »Far dus entschuldig ech mech en allerer Form bej dir«,
fuhr Herzl fort. »Ober de best gewesen wie a nervende Fliege, wos ejnem ausgerechnet donn ständig um de Nos herumschwirrt, wemma konzentrierte Arbeit verrichten möcht. Wus haste dar gedocht, mej Bester? Doss mer den Kerl, den wir en Wahrheit als wie a Marionette für unsere Zwecke benützen, vorher nischt gründlech durchgecheckt hättn? Doss mer ins ihm blind oisliefern wirden?

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