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Felipolis - Ein Felidae-Roman

Felipolis - Ein Felidae-Roman

Titel: Felipolis - Ein Felidae-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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Ich frage mich nur, warum.«
    »Ordinäre Bestechung. Die Dosenöffner haben mir versprochen, mich dreihundert Jahre lang mit Trockenfutter zu versorgen.«
    »Das findest du wohl auch noch unheimlich witzig, du, du …«
    »Aber, aber, Genossen, bitte nicht die Konterrevolution vor der Revolution starten!« Josef machte mit der rechten Pfote eine beschwichtigende Geste und trat zwischen uns. Das Odeur gammeliger Lebensmittel stieg mir in die Nase. »Merkt ihr denn nicht, dass das Kapital wieder dabei ist, den Knecht gegen den Knecht auszuspielen, damit beide das Ziel des Systemwechsels aus den Augen verlieren? Ich bitte euch, Genossen, lasst euch nicht zum Spielball der herrschenden Klasse machen. Du, Clint, solltest deine proletarische Wut besser in den Dienst der internationalen Solidarität für die feline Sache stellen. Und du, Francis, solltest deiner bourgeoisen Haltung abschwören und dich der Vergesellschaftung allen menschlichen Kapitals widmen. Denn wie der Große Vorsitzende in einem seiner vortrefflichen Haikus
schon schrieb: Ein Spitzohr und eine Maus trafen einst im Mondenschein aufeinander/Willst du mich denn wirklich auffressen?, fragte die Maus und reichte ihm als Zeichen des Friedens die Nagerpfote/Das Spitzohr biss ihr darob den Kopf ab und sagte dann mit vollem Maul: ›Ähm, wie war noch mal die Frage? ‹«
    Clint und ich blickten uns so irritiert an, als sei gerade der französische Schnellzug TGV zwischen uns durchgerast. Josefs Rede war eine Mixtur aus linker Phrasendrescherei und purem Dadaismus. Nichtsdestotrotz empfand ich für den Möchtegernrevoluzzer honigwarme Sympathie. Er war auf seine dummdreiste Art auf Versöhnung aus. Ich hatte den leisen Verdacht, dass ihm die sozialistischen Ideenbausteine aus dem roten Antiquitätenladen nur dazu dienten, sich und seine Freunde von ihrer erbärmlichen Streuner-Realität abzulenken. Josef glaubte nicht mehr daran, dass sie jemals in normalen Verhältnissen leben würden. Vielleicht wartete noch ein warmes Plätzchen im Tierheim auf sie, wo sie bis an ihr Lebensende halb satt vor sich hinvegetieren durften. Und vielleicht konnten sie auch noch Unterschlupf bei einem verwirrten Alten finden, in dessen Messie-Haushalt sie gerade noch so über die Runden kämen. Doch dass sie in ihrem kranken, krüppeligen und ganz und gar unansehnlichen Zustand an einen großzügigen Tierliebhaber geraten würden, war nur eine schöne Illusion. Weshalb dann die Illusion nicht zum Quell von Trost und Überlebenswillen machen? Josef projizierte für sich und die Seinen die Erlösung in die Zukunft und beschwor wie ein Glücksroboter eine Heilsexistenz herauf, die vielleicht nicht morgen oder übermorgen, bestimmt aber irgendwann einmal am Horizont dämmern würde. Josef war ein Guter und kein Stalin. Das Elend
dieser Welt hatte alles an seinem Körper deformiert - bis auf sein Herz.
    Im Gegensatz zu gewissen anderen, die durch puren Zufall schon in dem Paradies lebten, von dem Josef und seine Lumpenbande nicht einmal mehr zu träumen wagten.
    »Dein dämliches Bolschewiken-Gelaber kannst du im Sack lassen, Müllmann.« Die tiefe, burschikose Stimme einer reifen Dame erklang von der Stirnseite des Beckens. Der Diamant auf ihrem Halsband besaß die Größe eines Daumennagels und funkelte in sämtlichen Spektralfarben. Sie gehörte der Superduper-Rasse der langhaarigen Burmas an. Mit dem von zobelfarbigen Brauntönen durchsetzten, einem kuscheligen Pelzmantel gleichenden Fell, den scheinwerfergroßen gelben Augen und dem glitzernden Diamantengepränge um ihren Hals sah sie aus wie eine alte Luxusnutte auf Urlaub. Ihre Gefolgschaft wirkte auch nicht gerade so, als hielte sie Langusten für eine griechische Insel. »Aber in einem hast du recht, Josef«, fuhr sie fort. »Ihr Typen solltet eure Energien in was weiß ich was für sinnlose Aktivitäten stecken, aber bitte, bitte nicht in Geldangelegenheiten. Davon verstehen meine Clique und ich ein bisschen mehr. Sperrt alle mal die Ohren auf: Falls ihr an die große Kohle ranwollt, sind wir die besten Berater. Warum? Wir leben schon darin!«
    »Mit wem habe ich das Vergnügen?« Meine Stimme hallte in dem riesigen Bad.
    »Sumra von Wechselberg«, hauchte sie, wobei ihre Augen mich so starr fixierten, als wollten sie mich an die Wand nageln. »Mein Stammbaum lässt sich aktenkundig ein ganzes Jahrhundert zurückverfolgen. Bei meinen Freunden sieht es nicht anders aus. Und wer du bist, Klugscheißer, haben mir
schon die

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