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Felipolis - Ein Felidae-Roman

Felipolis - Ein Felidae-Roman

Titel: Felipolis - Ein Felidae-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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Doppelnullen um dich herum verraten: Du bist Francis. Ich würde vorschlagen, Francis , du schnappst dir jetzt die anderen Lahmen und Siechen, und ihr trottet alle hübsch heimwärts, legt euch in eure läusedurchseuchten Körbchen, und wir übernehmen die Sache. Ende der Durchsage.«
    Nun ja, Arroganz und Selbstüberschätzung waren mir nicht unbekannt. Aber das hier erinnerte mich an eine Werbeshow zweier Weltklasse-Boxer vor dem groß angekündigten Jahrhundertkampf, bei der sich die Gegner, ohne auch nur einmal zu blinzeln, minutenlang tief in die Augen blicken und martialische Sprüche vom Stapel lassen.
    »Gut, Sumra, wir wissen jetzt, dass du und dein Anhang bei Menschen leben, die euch den Fisch extra aus der Karibik einfliegen lassen. Ich nehme an, ich habe euch gerade bei der Diskussion gestört, wie das Geld der Erbin im Einzelnen aufgeteilt werden soll. Allerdings geht es mir nicht in den Kopf, weshalb jemand am Geld interessiert sein sollte, der am Hals einen Diamanten im Wert eines ganzen Fischfanggebietes trägt.«
    »Man hat mir weismachen wollen, du wärst schlau, Francis«, sagte Sumra. »Aber in Wahrheit bist du genauso dumm wie die restliche Bande. Ich scheiß was auf den Diamanten! Das ist bloß ein Ding, mit dem mein Dosenöffner vor seinen Besuchern protzen kann. Seht her, ich trage diese unerschwinglichen Steinchen nicht nur an meiner Uhr und schmücke damit die Ohren meiner Frau, nein, ich kann es mir sogar leisten, irgend so ein Vieh mit ihnen zu behängen. Alles klar? Wenn du aber glaubst, dass wir durch die tadellose Behandlung seitens des Menschen degeneriert wären, bist du
auf dem Holzweg. Ein Sklave, den man gut behandelt, bleibt trotzdem ein Sklave. Zur Veranschaulichung eine kleine Geschichte: Stell dir vor, da gibt es zwei Läden. In dem einen steht hinter der Verkaufstheke ein pausbäckiger alter Herr, der Futter in bester Qualität einfach so verschenkt. Und zwar immer. In dem anderen steht hinter der Theke ein alter Kerl, der nur deshalb so pausbäckig wirkt, weil er vor lauter Gier schon unter Bluthochdruck leidet und für jedes Gramm Futter Geld verlangt. Er drückt nicht einmal ein Auge zu, wenn du am Verhungern bist. In welchen Laden würdest du gehen, Francis?«
    »In den, wo es alles umsonst gibt.«
    »Siehst du, das ist der Beweis, dass du keinen Schimmer von der Seele des Geldes hast. Klar wäre dein Lieblingsladen der, in dem alles verschenkt wird. Aber hast du auch an die Konsequenzen gedacht?«
    »Ich sehe keine«, sagte ich, doch so ganz langsam begann es in meinem Schädel zu rattern. Ich ahnte, worauf Sumra hinauswollte, konnte aber meine Antwort nicht mehr zurückziehen, ohne mich lächerlich zu machen. Ich hatte die resolute Dame völlig falsch eingeschätzt.
    »Die erste Konsequenz ist, dass du zu dem Kerl immer freundlich sein musst. Denn er verschenkt das ganze Zeug ja. Nicht allein das, sogar ein bisschen Demut wäre angebracht, ein gehöriges Maß an Verstellung, an Schleimerei, ja eine gewisse Art der Verehrung. Schließlich willst du dir deinen Gönner möglichst lange warmhalten. Vermutlich, nein, bestimmt sogar hat der gute Mann auch mal einen schlechten Tag. Er ist reizbar, achtet nicht auf die Qualität der Geschenke oder erliegt der sehr menschlichen Versuchung, sich wegen seiner
Selbstlosigkeit hin und wieder als ein kleiner Gott aufzuspielen. Aber egal, wie er drauf ist und was er tut, er hat niemals Kritik zu befürchten. Der pausbäckige Mann hinter der Theke weiß ganz genau, dass er mit seiner Mildtätigkeitsmasche ein knallhartes Abhängigkeitsverhältnis geschaffen hat. Und so verwandelt sich seine ach so soziale Geste im Lauf der Zeit unmerklich in eine zynische. Er lacht dich aus, wenn du vor ihm Männchen machst, damit du deine Ration bekommst. Mal gewährt er diesem seine Gunst, mal jenem. Je nachdem, wer am tiefsten vor ihm zu Kreuze kriecht. Er wird launisch, er wird ungerecht, er wird despotisch. Der Schenker …«
    »… nimmt mir die Freiheit«, vollendete ich den Satz und schaute betreten zu Boden. Sie hatte mir eine Lektion erteilt.
    »Francis hat’s kapiert.« Sumra lächelte nachsichtig, und ihre Goldaugen schlossen sich für einen Moment, als seien sie die Schlussklappe für den Lehrfilm. »Ja, genau, Francis, der Schenker raubt dir die Freiheit, dich zu geben, wie du wirklich bist. Letzten Endes deformiert er deinen Charakter, macht dich zum freiwilligen Sklaven. Der Mann in dem anderen Laden dagegen, der gierige, der selbst

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