Felipolis - Ein Felidae-Roman
für ein Gramm Futter Bares verlangt, gerade dieser Unsympath lässt dir deine Würde und akzeptiert dich so, wie du bist. Vor ihm brauchst du dich nicht zu verstellen, solange du nur bezahlst. Du kannst ihn und seine Ware kritisieren, du kannst ihn sogar verfluchen, wenn du auch einmal einen schlechten Tag hast. Aber egal, was du dir leistest, er will dich sowieso nicht als Freund haben, sondern denkt nur an dein Geld.«
»Und deshalb gilt auch für unseresgleichen die Binse: Geld macht frei?«
»Bingo, Francis!«
»Dann habe ich leider eine schlechte Nachricht für euch alle, Freunde.« Ich ließ meinen Blick ernst über die vielen Fellgesichter schweifen, auf denen sich Lichtreflexionen von der Wasseroberfläche abzeichneten. »Bevor ich euch meinen tollen Hechtsprung vorführen durfte, hatte ich nämlich eine interessante Begegnung - mit Domino!«
Ein respektvolles Stöhnen ging durch die Menge, das durch den enormen Halleffekt im Bad noch verstärkt wurde. Es war schier mit den Pfoten zu greifen, dass Domino in der Fantasie aller Beteiligten inzwischen zu einer Art Heilsfigur mutiert war. Kein Wunder, hing doch die Erfüllung sämtlicher Wunschträume dieser Bittsteller, Gelegenheitsphilosophen und Take-the-money-and-run!-Kleinkriminellen von diesem zierlichen, kleinen Ding ab.
»Ich habe sie auf dem Dachboden gefunden, wo sie sich versteckt hält, oder besser gesagt, versteckt hielt. Wie ich schon von Anfang an vermutet habe, ist sie über ihre Rolle als Milliardenerbin nicht gerade begeistert, im Gegenteil, sie kommt um vor Angst …« Ich gab an die versammelten Artgenossen weiter, was Domino mir von ihrer innigen Beziehung zu Adelheid erzählt hatte, die sich so richtig erst nach dem mysteriösen Tod der Zwillinge entwickelt habe. Ich erzählte, worum es bei dem Navigationssystem Galileo ging und wie das Militär Druck auf das Projekt ausgeübt hatte. Und wie aus diesem Druck heraus wiederum Adelheid vermutlich auf die fixe Idee verfallen war, durch das Aufsetzen eines abstrusen Testaments die Sache zu unterlaufen oder zumindest auf die lange Bank zu schieben. Ich erklärte, wie der Tod des Staranwalts die Theorie offenkundig bestätigte, denn sowohl organisatorisch als auch juristisch lief nun im
Konzern tatsächlich so einiges aus dem Ruder. Schließlich schilderte ich noch den Auftritt Marc Forsters, des glatzköpfigen Kronprinzen, der sich allem Anschein nach mit dem von Adelheid angeeigneten Geheimwissen zum neuen König hatte krönen lassen. Vielleicht war er auch der Mörder, und vielleicht hatte er auch Domino auf dem Gewissen, wenn ich mir den letzten Anblick von ihr vergegenwärtigte.
Als ich meinen Bericht beendet hatte, sah ich in Hunderte von aufgerissenen, perplexen Augen. Einige der Brüder und Schwestern hatten sogar baff aufgerissene Mäuler. Doch eine innere Stimme machte mich darauf aufmerksam, dass das maßlose Erstaunen dieser so auf Geld erpichten Artgenossen weniger von den vorgetragenen Informationen herrührte, sondern vielmehr von dem Umstand, in welch atemberaubendem Tempo ich diese gesammelt hatte. Und noch etwas anderes konnte ich aus den vielen konsternierten Gesichtern herauslesen, nämlich eine gewisse Niedergeschlagenheit. Wahrscheinlich hatten sie sich die ganze Angelegenheit nicht so verdammt kompliziert vorgestellt. Ich hatte ihnen einen Strich durch die Rechnung gemacht.
»Hejßt dos, doss Domino tot is?« Herzl hatte Tränen in den Augen, und seine erdwärts weisenden Gesichtsmuskeln schienen noch bleierner geworden zu sein. Der selbst ernannte Professor war zu einem Häufchen Elend geschrumpft.
»Ich kann es dir nicht sagen, Herzl. Aber dieser Eierkopf Forster hat offenbar nach Adelheids Ableben seine Rolle als Dr. Jekyll und Mr. Hyde endgültig an den Nagel gehängt und konzentriert sich jetzt ausschließlich auf den Part des Mr. Hyde. Wenn Domino es aber nicht geschafft hat, so zerreißt es nicht allein dir das Herz, mein Freund.«
»Das alles muss nicht unbedingt heißen, dass sie das Zeitliche gesegnet hat«, rief Sumra aus der hintersten Ecke. Ihr Zobelfell plusterte sich mächtig auf, und der Monsterdiamant um ihren Hals sandte blendende Strahlen aus. Die Dame von Welt hatte wieder zu ihrer alten Form zurückgefunden. »Forster braucht Domino. Mehr als alles andere in diesem miesen Spiel.«
»Aha, ein faszinierender Gedanke. Wieso?«
»Na, hat sie nicht selbst die Vermutung geäußert, dass der Kerl in der ganzen Konfusion womöglich heimlich
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