Felipolis - Ein Felidae-Roman
Riesensummen verschiebt, die auf seinen Konten landen?«
»Na und?«
Sumras Lippen kräuselten sich zu einem überheblichen Lächeln. »Je länger Domino lebt und je länger die Konfusion um das Erbe anhält, desto länger kann Forster das Spiel doch weitertreiben und die Scheinchen säckeweise fortschaffen.«
Donnerwetter, solch stringentes Folgerungsvermögen hatte ich von der Dame nicht erwartet. Kompliment! Womit wir wieder genau an dem Punkt waren, an dem ich mit Domino auch schon gewesen war: Forster hatte kein Motiv für einen Mord, weder für den an Adelheid noch für den an dem Staranwalt. Und schon gar nichts brachte es ihm, wenn er der armen Domino nach dem Leben trachtete.
»Und noch etwas.« Sumras Lächeln war inzwischen wieder zu der arroganten Maske geronnen. »Mir ist in deiner Erzählung ein widersprüchliches Detail aufgefallen. Du hast eben erwähnt, dass Forster in den Händen irgendwelche Gegenstände gehalten hat, die nach kleinen Gefäßen aussahen. Pistolen, hast du vermutet.«
»Ja. Na und?«
»Kann es sein, dass es sich dabei tatsächlich um Gefäße gehandelt hat?«
»Was spielt das denn für eine Rolle, verdammt?«
»Denk mal scharf nach. Zwei Gefäße in den Händen eines Menschen, der sich zwei Spitzohren nähert …«
Ich dachte wirklich scharf nach. Und zwar in Rekordgeschwindigkeit und mit dem Druck eines Presslufthammers. Der Groschen fiel relativ schnell. Zum Glück bleibt meiner Art das physische Phänomen des Errötens erspart. Wäre ich dazu in der Lage gewesen, hätte nun meine Birne geglüht wie eine Ceran-Kochplatte bei 350° C. Mist, warum war ich nicht gleich darauf gekommen?
»Ich gebe zu, du könntest recht haben, Sumra«, sagte ich kleinlaut. »Das hätten Näpfe sein können, gefüllt mit Futter und Wasser. Das Standardgedeck. Doch weshalb sollte Forster zur Fütterung antreten, wo sich Domino doch so vor ihm fürchtet? Derart, dass sie bei seinem Anblick in Todesangst geraten ist.«
Das Lächeln verschwand aus Sumras Gesicht und machte einer gekünstelten Nachdenklichkeit Platz. »Keine Ahnung. Vielleicht hast du ja eine Idee. Du spielst dich doch sonst so gern als der neunmalkluge Detektiv auf. Und das ohne Auftrag.«
»Genau!«, schrie Clint und ließ seine Mörderkrallen blitzen. »Wir brauchen dich so dringend wie einen Furunkel am Arsch. Am besten wir beenden diese sinnlose Laberei hier, marschieren alle hoch und überzeugen uns mit eigenen Augen davon, wie es um Domino steht.« Er schaute mich unverwandt an und zog dabei eine Grimasse des Ekels. Seine Schwanzspitze zuckte bedrohlich. »Und du verdrückst dich
besser auf Nimmerwiedersehen, bevor du mit deinen halbgaren Recherchen noch mehr Verwirrung stiftest. Wir brauchen keinen Bogart für Doofe, der uns den Weg weist.«
»Nu, nu, liebe Frejnde von dar Sherlock-Holmes-Partie: Fürwus solchene Fejndseligkeiten gegen ejnen, der wos uns nur am Schabbes de Menorah anzünden mecht«, schaltete sich Herzl wieder ein. Er schien sich inzwischen wieder berappelt zu haben, nachdem meine Befürchtung, dass Domino in Todesgefahr schwebe, sich als nicht sehr stichhaltig erwiesen hatte. »Francis is a Geschenk far uns. Er stejt auf unserer Sejte, obar er mocht sech ze Recht Gedonken, wohin de Rejse gejt. Es stejt jo außer Zwejfel, doss wenn ejne van de Unsrigen a solchenes immensenes Vermögen erbt, mer olle uns dariber frejen sollten. Mer kennen uns damit eppes von dar Abhängigkejt vom Menschen lösen. Dos ist auch fir dem Francis außerhalb von aller Rederej. De Gewure - de entschejdende Frage in derer Diskussion - is ejne gonz ejne anderne …«
Er wandte sich abrupt an mich, und mit einem Mal erkannte ich eine Veränderung in seinem Blick. Der Unterschied war so gravierend wie, sagen wir mal, zwischen der Wärmeperiode mit den lustigen Dinosauriern und der darauffolgenden Eiszeit in der Frühzeit der Erde. Bis jetzt war mir Herzl als der versponnene Professor erschienen, der sich mit seinen Gastauftritten in allen Herrenländern eine halluzinierte Wichtigkeit verschaffte, in Wahrheit jedoch nichts weiter war als eine verlorene Seele. Doch dieser durchdringende Blick offenbarte etwas ganz anderes. Es steht mehr auf dem Spiel, als du ahnst, sagte der Blick, und nichts ist so, wie es scheint.
»De Frage is, ob ma dir vertrauen kennen, Francis«, fuhr er fort und ließ mich dabei nicht aus seinem stechenden Blick.
»Vertrauen? Warum liegt euch dran, mir zu vertrauen? Ich meine, wer bin ich schon, dass ich
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