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Felipolis - Ein Felidae-Roman

Felipolis - Ein Felidae-Roman

Titel: Felipolis - Ein Felidae-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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tanken. Und ich erinnere mich noch an mein Ende. Wie das ganze Bild des prächtigen Bades langsam verschwamm, sich verdüsterte, wie alles schlussendlich mit einem überhellen Blitz in ein Nichts explodierte.
    Danach Frieden, ewiger Frieden. Exakt so, wie der Pfarrer die ganze Chose den Versammelten um den Sarg herum verkauft. Nur ohne das tröstliche Trallala.

6
    … Schmerzen, Schmerzen, Schmerzen … Geradewegs aus dem Giftschlund des Satans, und die kamen und gingen. Wenn sie kamen, verdunkelten sich die Myriaden von funkelnden Sternen um mich, bis am Ende nur noch die Todesfinsternis herrschte, in der meine einsamen Schluchzer endlos widerhallten. Hieß das nun, dass ich noch am Leben war, weil ich diese Schmerzen empfinden und erleiden konnte? Oder handelte es sich nur um einen Übergangszustand zwischen den Welten, sozusagen um den bis ins Jenseits reichenden emotionalen Nachhall meines unglücklichen und schmerzvollen Endes? Für das Letztere sprach einiges. Denn, mal im Ernst, wer von den Lebenden bewegt sich schon in Panavision und Dolby Digital durch den Kosmos, es sei denn, er erhält seinen monatlichen Scheck von der NASA?
    »Paps! Paps! Kannst du mich hören?«
    Ja, ich höre dich, Junior, mein geliebter Sohn. Doch leider bin ich schon tot und kann dir nicht antworten. Danke trotzdem für deine Anteilnahme.
    Die Schmerzen zogen nach einer Weile vorüber, das Universum hellte sich auf, und abermals schwebte ich wie eine abgeschossene und für immer verloren gegangene Kapsel durch dessen Weiten. Wie erfüllend diese Reise doch war! Man konnte überall hin, ohne auf den Aggressionspegel des
Köters vom Nachbargarten Rücksicht nehmen zu müssen. Dort ein rotierender, Lichtblitze aussendender Pulsar im Zentrum der Überreste einer Supernova. Hier eine Ringgalaxie mit einem gigantischen, blau aufleuchtenden Stern. Und da die Milchstraße mit ihren unzähligen Spiralarmen, blendend illuminiert durch Milliarden heißer, junger roter Sterne. Planeten noch und nöcher und Sonnen wie Sand am Meer. Herrlich!
    »Kratz mir hier jetzt bloß nicht ab, Alter. Scheiße nein! Wenn du mich bei all diesen Volltrotteln alleine zurücklässt, gibt’s was auf die Backen. Scheiße ja!«
    Wie rührend von dir, Blaubart, treuer Gefährte. Ich weiß deine Sorge um mich, die du so liebevoll hinter ruppigen Worten versteckst, durchaus zu schätzen. Doch was hilft’s? Tot ist tot, da beißt die Maus keinen Faden ab, um bei unserer Terminologie zu bleiben.
    Dennoch zeitigte seine bärbeißige Stimme eine wunderliche Wirkung. Sie steuerte mich wie ein erfahrener Lotse Across the Universe in Richtung meines Heimatplaneten. Durch alle Monstergalaxien und milchige Spiralnebel hindurch schoss ich in Lichtgeschwindigkeit darauf zu, bis ich die blaue Kugel in ihrer ganzen Pracht vor mir sah. All das unfassbare Leid, das ich und Billionen vor mir erlitten hatten, sollte sich auf dieser zum Weinen schönen Murmel abgespielt haben? Unvorstellbar! Wenn es überhaupt einen Anblick gab, der Zuversicht und Frieden verhieß, dann dieser.
    Huch! Beinahe wäre ich an etwas gestoßen. Ich schaute mich um. Links und rechts hatten sich Nachbarn zu mir gesellt, die wie ich die Erde unter Beobachtung hielten. Allerdings waren sie technologischer Art. Satelliten mit weiten
Solarzellenflügeln, Parabolantennen, Antriebsmodulen und kantigen Fühlern, die denen von Insekten glichen. Wie Perlen an einer über etliche Kilometer hinweg reichenden Kette hatten sie einen Ring um den Planeten gebildet. Auf ihrer weißen Metallhaut prunkte in gesprühten schwarzen Lettern Galileo , gleich daneben das EU-Emblem mit den im Kreis angeordneten gelben Sternen auf signalblauem Hintergrund. Trotz der Schmerzen, die periodisch ihre Intensität wechselten, erinnerte ich mich an das Projekt. Und an Domino. Und an Marc Forster. Und an das, was ich auf den Computermonitoren in Adelheids Büro gesehen hatte. Vor allem aber erinnerte ich mich an die Trauminsel, die eine sehr sentimentale Saite in mir zum Klingen brachte. Es zog mich unwiderstehlich dorthin. Kein Wunder, sehnte sich doch jeder Tote nach dem Paradies.
    Ich schwebte herab. Die blaue Kugel kam immer näher und nahm schließlich den gesamten Horizont ein. Wolkenballungen so groß wie ganze Länder umhüllten mich, mal durchdrungen von tiefgrauen Regenschleiern, mal grell erleuchtet vom Gold der Sonne. Ich durchbrach das Gewölk und sah nur noch den unendlich scheinenden Ozean unter meinen Pfoten. Blau, blau,

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