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Felipolis - Ein Felidae-Roman

Felipolis - Ein Felidae-Roman

Titel: Felipolis - Ein Felidae-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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sofortige Erdwärtsbewegung. »Tut mir leid, Paps, aber wir wussten nicht, dass wir neben dir auch noch auf sie aufpassen müssen.«
    Mit einem Mal schien die ganze sommernächtliche Welt um mich herum in einen gigantischen Orkus hinabzurauschen. Ich hatte einen furchtbaren Verdacht. Sancta war zum Anwesen gelaufen. Sancta schwebte in Todesgefahr - wenn sie nicht sogar längst … Nein, daran durfte ich nicht einmal denken! Doch das Allerschlimmste war, dass kein Geringerer
als ich sie zu diesem Höllentrip verführt hatte. Letzte Nacht hatte ich mir alle ihre gut gemeinten Warnungen und Ratschläge verbeten. Dann hatte ich mit einer klebrigen Moralpredigt dafür plädiert, zum Schutze der Schwachstromhirne im Kantsky -Haus die investigativen Aktivitäten noch zu intensivieren. Sanctas Abwesenheit konnte nur eines bedeuten: Ich hatte Schuldgefühle in ihr erzeugt. Etwas wäre fast auch in ihr gestorben, hatte sie gesagt, als sie mich so schwer verletzt in dem Körbchen hatte liegen sehen. Und: Es tut mir leid, dass ich so egoistisch war. Später hatte ich durch meine Spekulationswut die bösartige Neugier bei ihr erst recht entfacht. Blaubart hatte ich aufs feindliche Terrain vorgeschickt, und mit Junior beratschlagte ich mich. Kein Wunder, dass Sancta sich nur als kuschelige Nachtschwester vorgekommen war. Klammheimlich hatte sie die Initiative ergriffen, während ich einen ganzen verdammten Tag lang in der Koje gepennt hatte. Um mir ihre Loyalität zu beweisen, hatte sie sich zur Schlangengrube begeben. Sie wollte auf eigene Faust ermitteln. Sie wollte es mir zeigen. Naiv war ein sehr diplomatisches Wort dafür. Dass sie vom Kantsky -Anwesen noch nicht zurückgekehrt war, bestätigte nur meinen Verdacht. Jedenfalls wollte ich Bello heißen, wenn ich mich irrte.
    Jetzt hatte ich wirklich eine Entscheidung zu treffen, die den Namen auch verdiente. Diesmal ging es nicht um fremde Artgenossen, sondern um uns , um Sancta, um meine italienische Heilige, das einzige Wesen auf dieser Welt, das imstande war, mir die heiligen Gefilde zu zeigen. Ich sah ihr silberhelles, herzförmiges Gesicht mit den ozeangrünen Augen vor mir, wie es allein durch einen Wimpernschlag oder ein schlichtes Lächeln in mir Hochgefühle von der Wirkung
einer Morphiuminjektion auszulösen vermochte. Das hübsche schwarze Maul in diesem visionären Engelsgesicht öffnete sich und sagte nur eins: Hilf mir! War es da ein Wunder, dass mir die Entscheidung leichtfiel?
    »Sancta hat eine große Dummheit begangen«, sagte ich. »Sie muss heimlich zu Kantsky gegangen sein, um die Sache auf eigene Rechnung weiterzuverfolgen. Dafür könnte ich sie glatt …«
    »Sprich das Wort nicht aus, Paps!«, fuhr Junior dazwischen. Sowohl er als auch Blaubart waren mit einem Mal so ernst geworden, wie ich die beiden sonst noch nie erlebt hatte. Auch ihnen war wohl bewusst geworden, wie kritisch, um nicht zu sagen hoffnungslos, es um Sancta stehen musste. »Es könnte zu einem bösen Bumerang für dich werden. Sancta ist zu Kantsky gegangen und nicht mehr zurückgekehrt? Kein Problem. Ich und Blaubart marschieren hin, checken die Lage und …«
    »Nein, das tut ihr nicht. Niemand geht mehr irgendwohin.«
    »Ich höre wohl nicht recht!«
    »Leider doch, Junior.« Ich legte mich flach hin und vermied den Blickkontakt zu den beiden. »Es bleibt uns nichts anderes übrig, aber wir müssen Sancta als Verlust verbuchen. Ihr haltet mich deswegen vielleicht für kalt und herzlos, aber ich selbst bin das schönste Anschauungsmaterial dafür, wie es einem ergehen kann, wenn man in dieser Sache weiterwühlt. Offenkundig walten hier Mächte, denen wir völlig unterlegen sind. Sie haben die Unsrigen derart manipuliert, dass sie ihresgleichen mit Freuden massakrieren. Ehrlich, ich habe immer noch nicht die geringste Ahnung, um was es
sich bei diesem sagenhaften Honig, der alle Bienen anlockt und sie ganz kirre macht, eigentlich handeln soll. Wahrscheinlich werden wir es nie erfahren. Aber glaubt mir, ich weiß genau, wie es mit euch enden wird, wenn ihr jetzt loszieht, um unsere Sancta zu retten. Es wird mit eurem Tod enden. Ihr werdet in lebensbedrohliche Situationen kommen, sei es mit Marc Forster persönlich oder mit Artgenossen vom Schlage Clint und Konsorten. Und da die offenkundig in der Überzahl sind, werden sie euch das Genick brechen. Kurz gesagt: Niemand geht. Es ist schlicht zu gefährlich.«
    Juniors todernster Gesichtsausdruck hatte sich während meiner kleinen Rede in

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