Felipolis - Ein Felidae-Roman
gesagt, wie kannst du sicher sein, dass es sich um genau diese Insel handelt?«
»Du wirst es mir nicht glauben. Durch die Angaben des Käufers!«
»Was?«
»Alles der Reihe nach. Du hattest erzählt, dass die Insel in deinem Traum ungefähr so groß wie ein Bundesland gewesen sei. Also hielt ich mich mit den kleineren Sommersprossen erst gar nicht auf. Ich habe nach wirklich mächtigen Brocken Ausschau gehalten. Diese Vorgabe hat die Suche enorm eingeschränkt. Zumeist sind Inseln dieser Kategorie Wüsteneien oder Gesteinsansammlungen, auf denen sich weder Mensch noch Tier auch nur einen Tag freiwillig aufhalten möchte. Und die Staaten, in deren Besitz sie völkerrechtlich liegen, haben auch keinerlei Interesse an ihnen. Die Unwirtlichkeit macht eine Ansiedlung auf ihnen unmöglich. Nichtsdestotrotz würden die Inhaber sie gern Für eine Handvoll Dollar mehr an einen reichen Exzentriker oder verblödeten Popstar verhökern. Was aber anscheinend nicht so recht klappen will.«
»Junior, geht das auch etwas schneller?« Ich tat gespielt gelangweilt.
»Es gibt nur zwei, mit gutem Willen drei oder vier Inseln, die den Details aus deiner Vision entsprechen. Sie sind allerdings schon längst verkauft, womit die Maklerfirmen auf ihren Internetseiten auch fett Werbung machen. Drei davon liegen irgendwo in der Karibik und in der Bucht von Bengalen.
Sie sind samt und sonders von Touristikunternehmen erworben worden, die darauf Luxusresorts für Kunden mit dem nötigen Kleingeld errichten wollen. Eine Insel allerdings sticht dabei besonders hervor. Sie ist erstens um die halbe Milliarde Euro wert und damit die teuerste, zweitens besitzt sie, wie von dir beschrieben, Traumstrände, einen Urwald und in ihrem Zentrum eine kleine Wüste und drittens ist ihr neuer Eigentümer kein Touristikunternehmen.«
»Sondern?«
»Die Insel Koroyana im Indischen Ozean, dreihundert Seemeilen von Afrika entfernt und 15 114 Quadratkilometer groß, ist vor eineinhalb Wochen in den Besitz einer Gesellschaft namens HOBO-Enterprises übergegangen.«
»Das heißt, über den Daumen gepeilt, zu dem Zeitpunkt, als Adelheid die Treppe hinunterstürzte. Interessant. Was ist das für eine Firma?«
»Gute Frage, Paps. Sie ist im Liechtensteiner Handelsregister eingetragen. Vermutlich eine Briefkastenfirma, die einzig zu dem Zwecke gegründet worden ist, den Ursprung großer und halbseidener Finanztransaktionen zu verschleiern. Das Geld für den Kauf der Insel ist aus einer ganz anderen Quelle gekommen, da bin ich mir sicher.«
Es war ein Ding der Unmöglichkeit, die einzelnen Glieder dieser Geschichte zu einer vernünftigen Kette zusammenzufügen. Handelte es sich bei dem Inselkauf nun um reinen Zufall oder um eine notwendige wirtschaftliche Investition oder um etwas ganz anderes? Und in welchem Zusammenhang stand die Insel Koroyana mit Kantsky , dem Galileo-Projekt, Adelheids Tod, Domino, die unter dem Milliardenerbe ächzte, und Marc Forsters niederträchtigen Machenschaften? Allerdings
bestätigte Juniors Recherche Dominos schlimmste Befürchtungen hinsichtlich des Oxford-Boys. Sie hatte ja schon vermutet, dass Forster seit Adelheids Tod heimlich Transaktionen auf eigene Faust durchführte, was ihm mit seinem Wissen über Geheimcodes und die richtigen Kommunikationskanäle samt den Vollmachten, die Adelheid auf ihn übertragen hatte, ein Leichtes gewesen sein dürfte.
Schön und gut. Aber weshalb hatte sich der Kerl für eine halbe Milliarde gleich eine verdammte Insel gekauft? Ging es denn nicht eine Nummer kleiner, wo doch die Augen der Welt gerade jetzt auf Kantsky s Aktivitäten ruhten? Wieso hatte er sich nicht noch ein bisschen geduldet?
In meinem Hirnkasten regte sich etwas. Konnte es vielleicht sein, dass dieser Staranwalt während der Durchsicht der Finanzverhältnisse von Kantsky den größenwahnsinnigen Kauf entdeckt hatte? Und schnurstracks zu Forster marschiert war, um ihn zur Rechenschaft zu ziehen? Das wäre wirklich mal eine plausible Möglichkeit. Ich sah den guten Glatzenmann ob dieser heiklen Frage lavaintensiv erröten, heimlich nach irgendeinem bleischweren Gegenstand hinter seinem Rücken greifen und dann … Aber es war nichts mit dann ! Hatte ich doch auf der Videoaufzeichnung mit eigenen Augen gesehen, dass der Superanwalt ohne jedes fremde Zutun die Treppe hinuntergesegelt und durch das Fenster gekracht war. So oder so, es wollte einfach nichts zusammenpassen.
»Gute Arbeit, Junior«, sagte ich. »Kommen wir zum
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