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Felipolis - Ein Felidae-Roman

Felipolis - Ein Felidae-Roman

Titel: Felipolis - Ein Felidae-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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ein. Dazu hatte auch wohl der 24-Stunden-Komaschlaf beigetragen, noch mehr aber die anvisierte Rettung meiner Droge namens Sancta (von der fabrikneuen Droge namens Domino ganz zu schweigen).
    Als die beiden ahnungslosen Knallköpfe endlich die Terrasse geräumt hatten, eilte ich schnell zu der links gelegenen Feuertreppe und tapste auf Pfotenspitzen die Stufen hinunter. Die ganze verdammte Bande von Höllenqualen, die sich inzwischen schön ausgeruht hatten, kehrte nun mit Vehemenz in meine Eingeweide zurück. Allerdings nicht mehr mit der Intensität, welche mir bei der Flucht vor Clint & Co so zugesetzt hatte. Die unmittelbare Bedrohung hatte vielleicht mehr Schmerzknospen in mir geöffnet als unter gewöhnlichen Umständen.
    Um Kräfte zu sparen, bewegte ich mich draußen nur auf den Gartenmauern vorwärts, die mir als bequeme und wohlvertraute Gleise dienten. Aber natürlich wusste ich, dass ich sie bald verlassen und mich in die Einöde am Ende unseres Viertels würde begeben müssen. Es war eine herrliche Nacht. Der Mond hatte sich in einem schlimmen Anfall von Gefallsucht sein prunkvollstes Gewand übergeworfen und strahlte in einem quecksilbrigen, pulsierenden Glanz. Im Geäst der im lauen Sommerwind rauschenden Bäume wiegten sich nistende Vogelfamilien im Schlaf. Ein beständiges Sirren von Insekten bildete das Meeresrauschen in diesem halbdunklen Eden, das unter anderen Umständen tatsächlich hätte ein Paradies sein können. Davon zeugte auch das Dämmerlicht in vereinzelten Fenstern an den Rückfassaden der Häuser, hinter
denen sich vielleicht so manch eine heiße Liebesnacht abspielte.
    Doch vorbei, weiter. Ich sprang von der letzten Gartenmauer in das steppenartige Terrain, in dem sich ausgedörrte Grasflächen mit verkrusteten Lehmbuckeln abwechselten. Wild wuchernde Sträucher und kleine Ansammlungen von deformiert gewachsenen Bäumen kamen des Weges. Hin und wieder auch eine schrullige Einsiedlermaus, deren Bekanntschaft zu machen mir wegen Zeitmangel sowie fehlender körperlicher Fitness momentan nicht opportun erschien. Ich fragte mich, ob Junior und Blaubart inzwischen mein Verschwinden registriert hatten. Zu gern hätte ich ihre blöden Gesichter gesehen. Dennoch war mir alles andere als nach Lachen zumute. Die euphorische Aufbruchsstimmung war mittlerweile fast verflogen. So allmählich musste ich mir auch eingestehen, dass ich mir in Sachen Spontanheilung ziemlich in die Tasche gelogen hatte. Die Schmerzen und Aussetzer hatten beinahe Höchstniveau erreicht, und ich fühlte mich trotz des zurückliegenden Jumboschlafs schon wieder unendlich müde. Wie sollte ich da um alles in der Welt gegen hydraköpfige Feinde antreten?
    Da vernahm ich plötzlich Indianergeheul. Genauer gesagt, drang mir von der Ferne ein aus zahllosen Kehlen intonierter, schräger Singsang an die Ohren. Zwar mischten sich in diesen Singsang auch die Klänge von Akustikgitarren und Bongos und freudiges Rufen, doch der Grundtenor blieb simpel und irgendwie archaisch. Schnell kletterte ich auf einen der Lehmbuckel, um mir Übersicht zu verschaffen. In etwa hundert Metern Entfernung sah ich zwischen dem krumm und schief aufgeschossenen Grün fahles
Licht, vermutlich der Schein mehrerer Lagerfeuer. Und ein unübersichtliches Gewusel drum herum, das - nach den aufragenden Silhouetten zu urteilen - humanoider Zusammensetzung war. Aber darunter, knapp über dem Boden wuselte es nicht minder, wenn nicht sogar heißblütiger. Man hätte leicht den Eindruck bekommen können, als hopsten irgendwelche Irre in einem wabernden Schaumteppich zu irgendwelchen irren Stammesgesängen um die Feuer.
    Was mich aber am meisten ins Staunen versetzte, war das anthrazitfarbene Ding, das etwas am Rande in etwa vier Metern Höhe über dieser unwirklichen Szenerie schwebte. Eine Art Riesenwurst, so groß und so lang wie ein Segelboot, schwang über den Köpfen aller und reflektierte matt den Mondenschein. ANIMAL ARMY stand in gewaltigen und recht aggressiv gepinselten Lettern darauf.
    Sofort waren sämtliche Schmerzen vergessen, meine alte Neugier gewann die Oberhand. Ich rauschte den Lehmhügel hinab und lief in Richtung des bizarren Schauspiels. Vergessen war auch, dass ich mich nun im Niemandsland befand, wo mir kein Junior und kein Blaubart zu Hilfe eilen konnten, falls mir etwas zustoßen sollte. Doch je näher ich dem Treiben kam, desto mehr verlor das Bild von seiner Exzentrik. Allem Anschein nach fand hinter dem wilden Busch- und Baumbewuchs

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