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Felipolis - Ein Felidae-Roman

Felipolis - Ein Felidae-Roman

Titel: Felipolis - Ein Felidae-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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eine Ehrfurcht gebietende Fratze der Wut verwandelt. »Was bist du denn für ein Partner!«, brüllte er. »Hast du nicht noch gestern rumgetönt von wegen: ›wir müssen die Unsrigen schützen, selbst unter Einsatz unseres eigenen Lebens‹? War das alles nur billiges, pathetisches Gelaber? Wie kannst du im Zusammenhang mit Sancta überhaupt von ›als Verlust verbuchen‹ sprechen?«
    »Genau«, erwiderte ich gelassen. »Nichts als pathetisches Gelaber. Zu diesem Zeitpunkt war ich mir ja über die Dimension der Gefahr noch gar nicht im Klaren. Kapierst du nicht, Junior? Diese geisteskranke Erbschaftsgeschichte ist völlig außer Kontrolle geraten. Selbst wenn wir die menschlichen Bösewichter austricksen, so sind wir noch lange nicht vor uns selbst geschützt. Ich will damit sagen, dass unsere lieben Brüder und Schwestern inzwischen so zahlreich von dieser Geisteskrankheit angesteckt wurden, dass Blaubart, du und ich zu Fremden unter unseresgleichen geworden sind. Eine Rettungsaktion für Sancta können wir nicht einfach
mal so aus dem Ärmel schütteln, das ist alles nur zum Scheitern verurteilt. Tut mir bitte den Gefallen, und rührt euch eine Weile lang nicht von der Stelle. Wer weiß, was aus Sancta geworden ist? Aber ich möchte auf keinen Fall noch mehr familiär zur Ader gelassen werden. Ich will nicht meinen Sohn für die gute Sache opfern. Und auch nicht meinen besten Freund.«
    Junior, so unglaublich attraktiv er in seinem verwuschelten schwarz-weißen Fell auch aussah und so strahlend auch seine lasergrünen Glubscher leuchteten, stand der Ekel förmlich auf den Leib geschrieben. Lange starrte er mich mit diesem verächtlichen Blick an. »Du bist eine einzige Enttäuschung, Paps«, sagte er schließlich leise. »Ich kann kaum glauben, dass du derselbe Francis sein sollst, den wir eben noch vor uns hatten. Ich habe mich wohl all die Jahre in dir getäuscht.«
    »Scheiß drauf! Dann bin ich halt eine einzige Enttäuschung. Hauptsache, es gibt nicht noch mehr Tote. Und jetzt schafft endlich diese Leichen weg, bevor Archie aufwacht.«
    Die beiden blieben noch eine Weile regungslos stehen. Teils aus Trotz, teils aus Protest und teils als Demonstration gegen meine Kaltherzigkeit, wie ich vermutete. Schließlich siegte doch der Respekt vor der Legende , und sie trollten sich gesenkten Hauptes in Archies Schlafzimmer, um die Toten mit ihren Zähnen aus der Wohnung fortzuschleifen.
    Und ich? Ich war das gewissenlose Schwein, das oft und gern von Gewissen quasselte, wenn die Zimmertemperatur konstant einundzwanzig Grad betrug und das Leid der Welt nur via Fernsehnachrichten zu ihm durchdrang. Ich war der arme Kranke, der leider, leider nicht einmal eine Pfote heben konnte, um seiner Geliebten in ihrer ärgsten Not zu Hilfe zu
eilen. Ich war einer, der für seinen Augenstern nicht einmal seine Schwatzbrüder in die Schlacht schicken mochte, weil sie dann womöglich bald nicht mehr für ein gemütliches Schwätzchen zur Verfügung standen. Und ich war der Heuchler, der sogleich die Segel strich, wenn der Wind rabiater blies.
    Kurzum, ich hatte mein Ziel erreicht!

11
    Nein, ich war kein Heuchler und auch kein Lügner. Ich hatte nach bestem Wissen und Gewissen gesprochen, als ich Junior und Blaubart geraten oder, besser gesagt, befohlen hatte, niemand dürfe Sancta zu Hilfe eilen, solange bei Kantsky mörderische Bestien ihr Unwesen trieben. Niemand - außer natürlich mir!
    Was hatten die beiden Blödmänner denn sonst gedacht? Dass ich meine schnuckelige Wärmflasche im Stich lassen würde? Dass ich mein Lebensprinzip der absoluten Treue zu meinen Lieben angesichts von ein paar Monsterkrallen über Bord schmeißen würde? Dass ich aus lauter Furcht vor einem übermächtigen Feind mich selbst verraten und mir dann wegen der tonnenschweren Schuld am Ende selbst die Kehle aufschlitzen würde? No way!, wie Archie, der Goethe des Denglisch, gesagt hätte. Ich wollte nur nicht schon wieder der Versuchung des Delegierens erliegen und meinen hübschen Sohn und den guten und vor allem alten Blaubart mit etwas beauftragen, wofür man einige Kenntnis brauchte. Das hätte ja sonst zur Gewohnheit werden können.
    Zugegeben, es gab in Bezug auf mein weiteres Vorgehen ein kleines Problem. Das Problem war meine gesundheitliche Verfassung. Um diese stand es momentan etwa so wie um ein mit zweihundert Stundenkilometern gegen einen
Baum gekrachtes Auto. Allerdings fühlte ich mich sekündlich besser. Jedenfalls bildete ich mir das

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