Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Felipolis - Ein Felidae-Roman

Felipolis - Ein Felidae-Roman

Titel: Felipolis - Ein Felidae-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
Vom Netzwerk:
blitzartiger Geschwindigkeit die Gestalt eines Riesendrachen auf Speed annahm. Schon im nächsten Moment würde sich der Zeppelin vor meiner Nase in das Dach bohren. Ich konnte nur darüber
spekulieren, ob es sich bei dem Gas in der Ballonhülle um ein explosives Gemisch handelte und wenn ja, welches Ausmaß an Hitze und Druck die Explosion entwickeln würde. Doch eins stand fest: Verglichen mit diesem aktuellen Problem nahm sich das an meinen Fersen wie ein albernes Räuber-und-Gendarm-Spielchen aus.
    Ehe ich mich versah, erledigte sich die Sache mit dem Spekulieren. Mit einem trommelfellzerfetzenden Getöse krachte der Zeppelin etwa fünf Meter vor mir auf das Dach. Begleitet von einem unerträglichen metallischen Kreischen löste sich der Fahrerkorb von den Halterungen an der Gestängeaufhängung und schoss in meine Richtung. Die abgebrochenen Metallteile schlitterten über die Fliesen und erzeugten dabei Funkenfontänen. Diese Funken wiederum sprangen auf die niedersackende Ballonhülle über und entzündeten sie. Und dann, tja, dann war es vorbei mit dem viel gerühmten Improvisationstalent von Klugscheißer Francis, der gewöhnlich selbst in der brenzligsten Situation sein Schicksal in die eigene Pfote nahm.
    Die Gurke explodierte. Ein Feuerball gigantischer Dimension blähte sich mit einem höllischen Dröhnen auf und fegte alles hinweg, was ihm im Wege stand. Schornsteine brachen in sich zusammen, Satellitenschüsseln wurden aus ihren Verankerungen gerissen und polterten über das ganze Dach. Geistesgegenwärtig wollte ich eine erneute Kehrtwende vollziehen, auch wenn mich hinter mir das Unheil in Gestalt meines Häschers erwartete.
    Doch es war zu spät. Bevor ich den Plan in die Tat umsetzen konnte, erfasste mich die zunächst angenehm warme, dann aber blitzartig heißer werdende Druckwelle und schleuderte
mich hoch. Zum Glück nicht gegen die nächste Mauer, sondern geradewegs gen Himmel, sodass ich kurzzeitig schwerelos durch die Luft schoss. Wie eine Rakete schwirrte ich mindestens zehn Meter in die Höhe und kam in den fragwürdigen Genuss, den Feuerball aus der Vogelperspektive zu bestaunen. Er schien in einem dunkelroten Glühen bereits wieder zu verpuffen. Dabei war ich mir sehr wohl im Klaren darüber, dass inzwischen zumindest die Spitzen meiner Fellhaare angesengt sein durften. Doch so eine Beschleunigung von null auf hundert hatte auch einen gewissen Kick. Das Blöde war nur, dass es irgendwann wieder abwärts ging. Was auch prompt geschah. So rasant wie ich nach oben katapultiert worden war, so flott rauschte ich wieder hinunter.
    Eigentlich sollte dies einer jener denkwürdigen Momente sein, in denen das ganze Leben wie ein Film an einem vorbeirauscht, wobei ich mich bei diesem abgenudelten Bild schon immer gefragt habe, ob das Leben dabei vor- oder rückwärts vorbeirauscht. Daran sah man wieder, dass ich selbst in der brenzligsten Situation noch zu intellektueller Reflexion fähig war. Allerdings wurde ich beim Abwärtsschweben nicht nur von philosophischen Anwandlungen, sondern auch von Handfestem beziehungsweise Flüssigem heimgesucht. Die Angst, bei der Landung über das Dach hinaus zu fliegen, hatte an meiner Blase gewisse Sicherheitsmechanismen außer Kraft gesetzt, sodass der umweltfreundliche Strahl sich ungehinderten Zugang nach draußen verschaffte und mir im freien Fall über das ganze Gesicht sprühte.
    Beschämend, aber besser als tot. Jedenfalls dankte ich Gott, als ich schon im nächsten Augenblick sah, dass ich
nicht auch noch auf dem Kieselsteinbelag unten im Park landen würde. Der undurchschaubare Plan des Schicksals hatte gegen jede Wahrscheinlichkeit und zu meinen Gunsten gearbeitet. Zielgenau wurde ich von einem rabenschwarzen Schlot eines der aufgebrochenen Schornsteine geschluckt. Was auch nicht gerade die finale Rettung versprach. Doch finale Rettungen aus dem Irdischen gibt es wohl nur dort, wo das Himmlische beginnt.

14
    Und wieder fiel ich. Fallen schien sich zu meiner gebräuchlichsten Fortbewegungsart in diesem Gebäude auszuwachsen. Diesmal war allerdings kaum zu erwarten, dass ich zu meinen alten Freunden, den Kois, ins Schwimmbecken plumpsen würde. Vielmehr rauschte ich einen rußigen Schacht abwärts, an dessen Ende sich wohl ein Kamin befinden durfte. Das Ganze gestaltete sich nicht so lustig, wie es vielleicht klingt. Denn ein Sturz aus großer Höhe war nun einmal ein Sturz aus großer Höhe, und auch wenn man uns allgemein stets diese ominösen ›neun

Weitere Kostenlose Bücher