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Felipolis - Ein Felidae-Roman

Felipolis - Ein Felidae-Roman

Titel: Felipolis - Ein Felidae-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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gesetzt werden. Er basiert auf der quasi willkürlichen Austauschbarkeit seiner Algorithmen, die auf der Erfassung einer spezifischen
Gruppe von beliebigen Lebewesen beruhen. Selbst wenn wir wollten, können wir den Code nicht aus der Hand geben, da er in die Hardware der Satelliten eingebaut ist. Wir werden unseren Auftraggeber natürlich mit einem Alternativcode versorgen, damit er sein alltägliches Navigationsgeschäft betreiben kann. Galileos technische Überlegenheit und seine Einzigartigkeit in diesem Bereich werden auch die Amerikaner über kurz oder lang dazu bewegen, unseren Dienst in Anspruch zu nehmen. Doch den Hauptschlüssel behalten stets wir. Um es ganz einfach und unmissverständlich auszudrücken: Durch den Code sind wir in der Lage, sämtliche Flugbewegungen auf dem Globus zu kontrollieren. Egal, ob zivile oder militärische Nutzung, egal, ob es sich um Flugzeuge, ballistische Raketen für nukleare, biologische und chemische Waffen, Marschflugkörper oder um Drohnen handelt. Wir können Galileo an- und ausschalten, wann wir wollen. Niemand kann uns daran hindern. Selbstverständlich werden wir nichts dergleichen tun. Nicht, wenn man gewillt ist, uns den Preis dafür zu zahlen. Und Sie kennen den Preis, verehrte Anwesende.«
    Donnernder Applaus brandete von Seiten der Edelrentner-Brigade auf. Wow! So viel sinistre Machenschaften, nur um den Spitzohrigen zu einem eigenen Staat zu verhelfen (wo sie doch gar keinen brauchten). Der Aktivismus Lars Büttels und der Animal Army war ein Kindergeburtstag dagegen. Zumindest konnte ich mir selber ein bisschen auf die Schulter klopfen, weil ich mit den wenigen mir zur Verfügung stehenden Hinweisen schon geahnt hatte, wie der Hase lief. Aber konnte man das wirklich glauben? Konnte ich das glauben? Waren all diese feinen Herrschaften tatsächlich solche
besessenen Liebhaber meiner Rasse, dass sie sogar die Erpressung von Regierungen in Kauf nahmen?
    Ein Teil meines Urteilsvermögens sagte Ja. Denn schließlich befand ich mich in einem Haus, dessen verstorbene Herrin ihr märchenhaftes Vermögen ihrem Haustier vermacht hatte. Man konnte sich gut vorstellen, dass diese verschworene Gemeinschaft einen ähnlichen Spleen besaß, der sie zu noch größeren Dummheiten verleiten würde. Ohne überheblich klingen zu wollen, aber der Mensch ist nun einmal eine Fehlkonstruktion und neigt stark zur Störanfälligkeit.
    Die andere Hälfte meiner Ratio sagte allerdings Nein. Ich hatte zwar nur einen kleinen Ausschnitt von Forsters Vortrag mitbekommen, aber von meinesgleichen war da mit keinem Wort die Rede gewesen. Er hatte immer nur von ›wir‹ gesprochen. Wer waren ›wir‹? Dass man einen wie Forster, der mich mit der Empathie von Waschbeton gegen die Wand geklatscht hatte, ausgerechnet mit der Operation zur Gründung eines Tierstaates beauftragt haben sollte, war geradezu grotesk. Verdammt, was ging hier vor? Doch bevor ich darauf eine Antwort finden konnte, fuhr dem Reiseleiter für das Inselvergnügen ein kritischer Kunde in die Parade.
    »Sie können mir erzählen, was Sie wollen, junger Mann«, muckte ein Knabe von mindestens fünfundsiebzig Lenzen auf. Der fast kahle Opa im sandfarbenen Sommeranzug mit extravaganten Hosenträgern saß schräg zu Forster an der gefühlt kilometerlangen Tischseite. Sein runzliges Gesicht besaß derart zahlreiche Altersflecken, dass ich unwillkürlich an schlimmste Verbrennungen denken musste. Ganz im Gegensatz dazu schmückten ihn auffällige Accessoires: Zwischen den Fingern seiner rechten Hand ließ der Alte unentwegt
einen Spazierstock rotieren, dessen in Form eines Krokodilkopfes gestalteter Knauf, wenn ich mich nicht irrte, zur Gänze aus massivem Gold bestand. Und eben diese nervös wirbelnden Finger wurden von Ringen geschmückt, welche, gemessen an ihrer Edelsteinkonzentration, den Tresorwert einer Sparkassenfiliale locker übertroffen hätten. Der alte Bursche schien ob der Ausführungen Forsters richtig in Fahrt zu kommen.
    »Wer garantiert uns juristische Sicherheit, von der völkerrechtlichen ganz zu schweigen?«, sagte er. »Der Tod dieses Anwalts stand ja wohl nicht auf dem Plan. Und gerade erfahren wir, dass draußen schon wieder Sodom und Gomorrha ausgebrochen ist. Bis jetzt habe ich hier nur heiße Luft vernommen, sonst gar nichts!«
    Forster gab sich ganz locker, strich nur einmal über seine verschwitzte Glatze und wandte sich dann mit einem milden Lächeln dem Störer zu. »Sie können ganz beruhigt sein, Baron

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