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Felipolis - Ein Felidae-Roman

Felipolis - Ein Felidae-Roman

Titel: Felipolis - Ein Felidae-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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die vielen Champagnerkübel mit den bereits geköpften Flaschen.
    Es konnte keinen Zweifel geben, dass es sich bei dieser erlauchten Gesellschaft zwar nicht um die oberen Zehntausend handelte, aber immerhin um die oberen Vierhundert. Komisch, waren das alle Adelheids Erben? Ich meine, so viele Verwandte hatte ja nicht einmal unsereiner, die wir reproduktionstechnisch als überfleißig geschmäht werden. Zudem hatte ich niemals eine solche Anhäufung von alten Knackern an einem Ort gesehen. Wo waren die Möchtegernerben der dritten oder vierten Linie abgeblieben, oder anschaulicher gesagt: Wo waren die Frischlinge so um die fünfzig? Aber vielleicht konnte ja der Mann, dem ich die bisher eindringlichste Erfahrung meines Lebens verdankte, etwas Licht ins Dunkel bringen.
    Marc Forster stand an der Stirnseite des ausgedehnten Tischrechtecks und erklärte mit einem kabellosen Mikrofon in der Hand allen Anwesenden die Welt. Auf einem Podest neben ihm befanden sich ein Beamer, ein ebenfalls aufgeklapptes Notebook und zu hohen Türmen gestapelte, augenscheinlich mit Lederüberzug versehene Heftchen in Kobaltblau, auf die goldglänzende Schriftzüge und Symbole geprägt waren. Im Gegensatz zu dem im feinen Zwirn versammelten Publikum trug der blauäugige Glatzkopf mit den konturscharfen
Gesichtszügen immer noch seinen altmodischen lehmbraunen Cordanzug.
    Beim Anblick dieser Schreckensgestalt bemächtigte sich schlagartig Trockenheit meiner Kehle, ein leichtes Zittern ging durch meine Glieder. Ich hatte das seltsame Gefühl, dass mein Blut eindickte. Die traumatischen Empfindungen aus der Schwimmhalle kehrten mit der Wucht von Stiefeltritten zurück. Jäh wurde ich zu jenen Grauensmomenten zurückkatapultiert, in denen mein armer Leib wie ein Teppichklopfer gegen die Mosaikwand der Schwimmhalle geprügelt worden war. Dabei spürte ich den intensiven Schmerz wieder, gerade so, als würden Nadeln in alle meine Venen gejagt.
    Ich erinnerte mich, wie ich in Gustavs Zeitung den Bericht über eine ausgefallene Therapie für Folteropfer gelesen hatte. Diese wurden später, wenn es sich denn bewerkstelligen ließ, mit ihren einstigen Peinigern konfrontiert. Was sich Opfer und Täter bei einer solchen Gelegenheit groß zu sagen hatten und wie es um den Erfolg der Therapie stand, daran konnte ich mich nicht mehr erinnern. Nur eins wusste ich, als ich den Teppichklopfer-Mann wieder so nah vor mir sah: Sollte es je zu einer neuerlichen Konfrontation mit ihm kommen, dann wären meine Krallen das Letzte, was seine kaltblauen Augen zu sehen bekämen. Das schwor ich mir bei meinem eigenen Augenlicht!
    Allerdings verstand ich eh die Welt nicht mehr. Wenn der Kerl hier unten Volksreden hielt, wer hatte dann oben Lars Büttel ein Bein gestellt? Und wer hatte mir anschließend nachgesetzt? Trieb hier tatsächlich wie bei dem Mord an dem Staranwalt ein Geist sein Unwesen, der allen entscheidenden
Figuren in diesem blutigen Spiel gewissermaßen unsichtbar das Lebenslicht ausblies? In diesem Moment war ich nicht nur mit meinem kriminalistischen Latein am Ende, sondern mit jeglicher Logik überhaupt.
    Offenkundig hatte niemand mein Eindringen in den erlauchten Kreis bemerkt, was bei den Dimensionen des Saals kein Wunder war. Der Beamer warf einen aufregenden Film auf eine von der Decke hängende, riesige Leinwand. Wer weiß, vielleicht war es auch eine Live-Aufnahme, die von irgendeiner Station gerade übertragen wurde.
    »Wie Sie sehen, hat bereits der vierzehnte Satellit seine Umlaufbahn erreicht, meine Damen und Herren«, sagte Forster, dessen haarloser Schädel selbst einem exotischen Gestirn ähnelte. Auf der Leinwand waren vor der unergründlichen Schwärze des Universums die Galileo-Satelliten zu sehen, aufgereiht in einem weiten Bogen rund um den Erdball.
    »Schon im nächsten Monat werden die nächsten beiden Satelliten hochsteigen. Und weitere werden in schneller Folge dazukommen. Mit den schon im Weltall installierten Satelliten beherrschen wir über fünfzig Prozent der navigatorischen Lufthoheit. Nach und nach werden wir eine Monopolstellung erlangen, zumal die GPS-Satelliten zurzeit einer nach dem anderen den Geist aufgeben. Natürlich sind wir der Europäischen Union verpflichtet. Wir sind es gerne - solange sie ihre schützende Hand über die Insel Koroyana hält. Und das wird sie wohl oder übel tun müssen, weil allein Kantsky über den Supercode verfügt. Dieser Code kann weder geknackt noch in irgendeiner Weise außer Kraft

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