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Felipolis - Ein Felidae-Roman

Felipolis - Ein Felidae-Roman

Titel: Felipolis - Ein Felidae-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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hatte sie sich dann bei unserer ersten Begegnung auf dem Dachboden benommen wie eine vom Löwenrudel umzingelte Gazelle? Sie hätte sich doch in einem dieser verborgenen Schächte verstecken und durch sie sogar abhauen können, wohin sie wollte.
    Nichtsdestotrotz wuchs meine Leidenschaft zu ihr mit jedem eiligen Schritt, den wir gemeinsam taten, was auch an ihrem unübertrefflich anziehenden Geruch lag. Ja, ja, so sind wir alten Männer nun mal. Allein schon der Geruch junger Schönheiten gaukelt uns ewige Jugend vor.
    »Das ist sehr interessant, vor allem aber total schrecklich, was du in den letzten Tagen alles mitmachen musstest, Francis«, sagte Domino, als ich mit meinem Bericht geendet hatte. In ihrer Stimme lag so viel Mitgefühl, als hätte ich ihr von meinem letzten Malle-Urlaub vorgeschwärmt. Dabei kam sie kein bisschen außer Atem, obwohl sie mir stets um eine Nasenlänge flott voraustrippelte. »Ich hoffe, die Überraschung,
die du gleich erleben wirst, entschädigt dich für all die Schmerzen.«
    »Was für eine Überraschung?«
    Domino zuckte amüsiert mit dem Schwanz. »Das Wesen einer Überraschung besteht darin, dass man vorher nichts über sie wissen darf.«
    »Ich mag keine Überraschungen.«
    »Auch nicht, wenn du Sancta wiedersiehst?«
    Augenblicklich begann es in meinem Kopf grell zu blinken wie bei einer Kirmesattraktion. In der Bauchgegend wurde mir schlagartig flau, ganz so, als säße ich wirklich in einer blinkenden Achterbahn. Ich stoppte. Na, das war ja eine echte Überraschung. Aber woher wusste sie von Sancta? Woher kannten sich die beiden? Wenn Domino sie durch welch blöden Zufall auch immer kennengelernt hatte, dann hatte sie, das war jetzt oberpeinlich, Sancta sicherlich auch berichtet, dass ich ihr klammheimlich den Hof gemacht hätte. O Gott, was hatte ich bloß losgetreten, als ich mich von diesem Analphabeten namens Blaubart überreden ließ, mich in diese elende Geschichte einzumischen! Ein Eifersuchtsdrama war wirklich das Allerletzte, was ich jetzt gebrauchen konnte.
    »Und das ist die Überraschung?«, fragte ich.
    Domino blieb kurz vor einer nach rechts führenden Abbiegung stehen, von der eine matte, kaum wahrnehmbare Helligkeit hervorschien, und wandte sich zu mir. In dem kochenden Gold ihrer Augen hätte sich selbst der Sprödeste verlieren können. »Nein, Francis, Sancta ist nur ein Teil der Überraschung. Aber wenn wir andauernd stehen bleiben und darüber quatschen, wird es bald keine Überraschung mehr
geben. Komm, lass uns schnell weiterlaufen.« Sie ging los, nach rechts in den Schacht.
    »Tut mir leid, Domino«, sagte ich. »Ich mag wirklich keine Überraschungen. Und wo wir schon bei Überraschungen sind: Warum überrascht es dich eigentlich so gar nicht, dass Marc Forster in Wahrheit als Zoologe zu Kantsky gekommen ist?«
    »Weil ich es schon immer wusste«, entgegnete sie. Sie schien jetzt sehr ungehalten, ja geradezu wütend. »Wieso interessiert dich das so? Freust du dich denn kein bisschen, in ein paar Minuten deine geliebte Sancta wiederzusehen?«
    »Doch, aber der Freudenschrei bleibt mir irgendwie im Halse stecken. Du hast mich angelogen, was Forster betrifft.«
    »Ich habe dich nicht angelogen. Francis, es wird sich gleich alles aufklären. Zugunsten von uns und unserer Art. Glaube mir.«
    Auf der fahl beschienenen Mauer hinter ihrem Rücken erschien mit einem Mal ein länglicher, unheilschwangerer Schatten. Er wurde sekündlich größer, was nur bedeuten konnte, dass der Schattenwerfer sich unserem Gang in rascher Geschwindigkeit näherte. Sehr bald würde er um die Ecke biegen. Ich erinnerte mich an einen anderen Schatten, dem ich unlängst auf dem Dach begegnet war.
    »Komm da weg, Domino«, sagte ich, wobei ich en passant registrierte, dass sich meine Pfoten langsam rückwärts bewegten. Auch mein Fell sträubte sich.
    »Francis, was ist denn los mit dir?« Die Schönheit, deren tiefgraues Fell wie eine Kreation aus Robben- oder Biberpelz wirkte, schaute mich mitleidig an. Im diffusen Licht bildete sich eine schemenhaft flirrende Aura um Domino. Eigenartig
war es schon, dass eine so aufgeweckte Hübsche von dem Schleicher hinter ihrem Rücken anscheinend überhaupt nichts mitbekam. In ihrem Alter hätte ich sogar das Bäuerchen einer Laus aus zwanzig Metern Entfernung vernommen. Schließlich konnten unseresgleichen im Gegensatz zum Menschen die Ohrmuscheln schon beim Anflug eines verdächtigen Geräusches in die fragliche Richtung drehen. Oder

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