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Felipolis - Ein Felidae-Roman

Felipolis - Ein Felidae-Roman

Titel: Felipolis - Ein Felidae-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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erneut die Rotation auf. Der aufmüpfige Greis in dem so elegant daherkommenden Sommeranzug machte jetzt eher einen winterlichen Eindruck. »Pläne und Computersimulationen schön und gut«, sagte er. »Aber kennen Sie die Redewendung ›Die Katze im Sack kaufen‹? Ich meine, wir werden schon seit einem Jahr von Ihnen mit diesen Informationen bombardiert. Der ganze Plan klingt verlockend, das ja. Aber letzten Endes haben Sie uns immer nur nicht nachprüfbare Informationen geliefert. Mit Verlaub, aber ich hätte es gern etwas handfester, bevor ich hier dreihundert Mio über den Tisch schiebe. Ich will dieses Paradies erst mit eigenen Augen sehen und mir nicht nur von Ihnen erzählen lassen, wie paradiesisch schön es dort ist. Verstehen Sie?«
    Da sah man wieder einmal, dass einen erfolgreichen Kaufmann vor allem das Lesen des Kleingedruckten auszeichnete. Bei dem Kerl handelte es sich wahrscheinlich um den umtriebigsten Gauner auf Gottes Erden. Dennoch konnte ich nicht umhin, ihm meine Bewunderung zu zollen. Denn wenn man die katastrophalen Finanzturbulenzen der letzten Zeit Revue passieren ließ, schien er nicht nur der einäugige, sondern der zweiäugige König unter den Blinden zu sein. Dieser Ansicht war offenbar auch der Rest der Gesellschaft. Sämtliche Finger im Saal, die sich schon an die Notebook-Tasten herangewagt hatten, unterbrachen ihre Tätigkeit. Die superreichen Mädels und Buben methusalemschen Reifungsgrades setzten einen skeptischen Ausdruck auf.
    Forster machte diesmal nicht den Fehler, auf die Attacke
mit einem blöden Witz zu reagieren. Nein, er wurde ganz ernst, so theatralisch ernst, als habe man an seinem Geschlecht gezweifelt. In seinen wie geschnitzt wirkenden Zügen war so etwas wie Enttäuschung über eine zurückgewiesene Liebe zu erkennen. Wie konnten diese verblödeten Pfeffersäcke ihm misstrauen, wo er doch für sie einen ganzen Staat aus dem Boden gestampft hatte? »Entschuldigen Sie, dass ich Ihre kostbare Zeit über Gebühr mit diffizilen Details in Anspruch genommen habe, Baron von Anselm. Ich dachte, es wäre wichtig für Sie.« Jawohl, auch ein Marc Forster mit dem Temperament eines Gletschers konnte sarkastische Giftpfeile abschießen. »Doch vielleicht hätten Sie diesen Informationen etwas mehr Aufmerksamkeit schenken sollen. Insbesondere der letzten Broschüre, die ich jedem Beteiligten hier im Raum habe zukommen lassen.«
    Der letzte Satz wirkte wie ein Befehl. Sämtliche Milliardäre griffen sofort in ihre Jackentaschen, Aktenkoffer und vor ihnen liegenden Mappen und zogen ein überwiegend mit bunten Fotos bedrucktes Hochglanz-Faltblatt heraus. Da es sich größtenteils um alte Leute handelte, wurden, um die wenigen Textstellen zu entziffern, umständlich dicklinsige Brillen aufgesetzt und die Lippen während des Lesens wie bei einem stummen Gebet bewegt.
    Forsters Selbstbewusstsein schien sich wieder zu stabilisieren. Auf seinen eisigen Gesichtszügen breitete sich der Ausdruck nachsichtiger Güte der Jugend gegenüber dem vertrottelten Alter aus. »Bemühen Sie sich nicht«, sagte er und war wieder ganz der affektiert grinsende Dienstleister. »Es geht nur um den letzten Absatz. Dort steht, dass wir heute Abend alle zusammen eine Reise unternehmen werden. Nun
raten Sie mal, wohin? In sechzehn Stunden sind wir am Ort der Erlösung, und Sie können sich dann selbst davon überzeugen, ob es sich bei der ›Katze im Sack‹ um einen goldenen Griff handelt oder nicht.«
    »Ich weiß nicht, ob ich für so eine spontane Reise überhaupt vorbereitet bin.« Natürlich hatte auch die Central-Park-Spaziergängerin wieder etwas zu meckern. Die Greisin mit der offenen Silbermatte schaute ziemlich verwirrt drein. Forster, man höre und staune, tat mir inzwischen wirklich leid. Diese alten Knacker waren auch mit gar nichts zufriedenzustellen. Ich persönlich hätte schon längst den ganzen Krempel hingeschmissen. »Und dann der Stress auf dem Flughafen, wo uns bestimmt alle diese ungepflegten Sandalen-Urlauber angaffen. Anschließend der strapaziöse Flug - also ich weiß nicht …«
    »Kein Stress auf dem Flughafen und kein strapaziöser Flug, Mrs Archer«, fiel Forster ihr ins Wort. Offenkundig war seine wiedergewonnene gute Laune darauf zurückzuführen, dass er etwas in der Hinterhand hatte. »Sie alle werden heute Abend mit Komfortbussen abgeholt, die Sie zum Flughafen bringen. Doch Sie werden das Flughafengebäude nicht betreten. Es wurde eine Abmachung mit der

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