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Felipolis - Ein Felidae-Roman

Felipolis - Ein Felidae-Roman

Titel: Felipolis - Ein Felidae-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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von Intellektuellen«, hatte er sie bei unserer ersten Begegnung genannt. Seine Worte klangen mir noch im Ohr. Wos mer ejnmal sennen gewejsen, wos mer hejte sennen und wos mer in dar Zukunft sennen sejn wolln . Darüber diskutierten sie auf den Konferenzen. Es ginge ihnen um »feline Zukunftsprojekte«, wie er sich ausgedrückt hatte.
    Als ich mich so an die Unterhaltungen der letzten Tage zurückerinnerte, hallte mir noch ein Satz im Ohr wider, allerdings nicht von Herzl, sondern von Domino. Wer sich sucht, der findet sich, hat mir mein österreichischer Vater immer gesagt. Damit hatte sie mich trösten wollen, als wir uns im Dachboden trennen mussten, weil Forster plötzlich aufgetaucht war. Ihr österreichischer Vater . Seit wann wussten aus Tierheimen Adoptierte eigentlich so exakt über die Nationalität ihrer Väter Bescheid? Verdammt, warum war mir das nicht vorher aufgefallen? Schon allein Dominos Äußeres hätte mich auf die richtige Fährte bringen müssen. Wie ich gleich erkannt hatte, kam die eine Hälfte ihrer Gene von der Russisch Blau. Dafür sprachen der feingliedrige Körperbau, der schmale Kopf und die kurzen, abstehenden Fellhaare. Doch anstatt wie bei dieser Rasse üblich im mittleren Blauton gehalten und silbergetippt, changierte die Fellfarbe zwischen Dunkelblau und Tiefgrau, wodurch ihr die typische leuchtende Aura abging. Außerdem fehlte das charakteristische Ozeangrün in ihren Augen, die goldfarbig waren.
    Herzl war ein reinrassiger Kartäuser. Er brachte all die genetischen
Eigenschaften mit, die ein Elternteil an Domino weitergegeben hatte. Nun ja, das Endprodukt dieses Kreuzungsexperiments haute einen nicht weniger um, nur weil Herzl der Vater war. Aber der hübsch anzuschauende Kartäuser war nicht nur ein eingebildeter Professor oder ein länderübergreifend umherstreunender Irrer, der sich mit anderen Irren traf und über die Kritik der reinen Vernunft für Spitzohrige salbaderte. Nein, in erster Linie war Herzl ein Fanatiker. Ein sehr schlauer und missionierender dazu. Er hatte gleich am Anfang gemerkt, dass ich seinen Ideen, vor allem dem vielen Geld in feliner Pfote misstrauisch bis ablehnend gegenüberstand, und sich verstellt. Er hatte den vertrottelten Gelehrten gegeben.
    Unsere Rasse habe es nie fertiggebracht, so etwas wie Kultur und Wissenschaft aufzubauen, hatte er gesagt und sich wohl nur mit Mühe verkniffen, »und ejnen eijgenen Staat ze gründen« dranzuhängen. Klar, Herzl war hoffnungslos verrückt, doch pflegte er eine Verrücktheit mit System. Vor allem was den Unterbau seines Wahns und dessen Verbreitung anging.
    Und woher wusste ich das alles so plötzlich? Ganz einfach. Ich war in der Betrachtung der Ereignisse einen Schritt zurückgegangen, hatte mich sozusagen an die Wurzel begeben und dort endlich das fehlende Puzzleteil gefunden, welches das Bild vervollständigte.
    Schon seit geraumer Zeit war mir aufgefallen, dass das Projekt Felipolis stark dem Gründungsmythos des Staates Israel ähnelte, der dem Ganzen quasi als Vorbild gedient haben könnte. Jetzt aber konzentrierte ich mich auf die Geschehnisse, die der Gründung Israels vorausgegangen waren. Alles
hatte mit einem Buch namens Der Judenstaat begonnen. Es war ein Plädoyer für ein eigenes Territorium für die seit Jahrhunderten verfolgten und drangsalierten Menschen jüdischen Glaubens. Der Autor schrieb es 1896 anlässlich der damaligen antisemitischen Tendenzen in Paris. Die Wirkung des Buches, vor allem aber der auf ihn begründete politische Zionismus, setzte eine Entwicklung in Gang, die wesentlich zum Aufbau des modernen Staates Israel im Jahr 1948 beitrug.
    Die Rückbesinnung auf die kleine Geschichtslektion schlug wie ein Blitz in meinem Schädel ein und förderte etwas zutage, das nicht einmal der hypergescheite Junior herauszufinden vermocht hatte. Mit einem Mal wusste ich, um wen es sich bei dem Rauschebart in meinen Träumen handelte. Ich hatte stets das Gefühl gehabt, den Kerl mit der hohen Denkerstirn von einer historischen Fotografie oder von einer Fernsehdokumentation her zu kennen. Nun erinnerte ich mich tatsächlich an ihn. Ich hatte das Gesicht schon einmal in einem von Gustavs Geschichtsbüchern gesehen. Der so überaus freundliche Rauschebart war der Autor von Der Judenstaat : Theodor Herzl.
    Der spitzohrige Herzl hatte sich für seine irrsinnige Vision allerdings das denkbar unpassende Vorbild ausgesucht. Die Ressentiments gegen Juden hatten ihren bestialischen Höhepunkt mit der

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