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Felipolis - Ein Felidae-Roman

Felipolis - Ein Felidae-Roman

Titel: Felipolis - Ein Felidae-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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industriellen Vernichtung von Abermillionen unschuldiger Menschen im Dritten Reich gefunden. Gewiss war auch unseresgleichen im Lauf der Jahrhunderte Verfolgungen ausgesetzt gewesen, vor allem im Mittelalter. Auch dass es um unsere Rechte, um die Rechte aller Tiere nicht zum Besten stand, bedurfte keinerlei Diskussion. Dennoch war der Vergleich mit dem jüdischen Volk mehr als pervers.

    Herzl, der sich nicht nur den Namen seines Idols, sondern auch dessen originelle Sprachweise angeeignet hatte, war Dominos Vater. Sie kamen beide aus Wien, einer Weltstadt, die schon seit jeher ein ambivalentes Verhältnis zu seinen jüdischen Bürgern pflegte. Zwar war man schon immer stolz auf die jüdischen Koryphäen wie Sigmund Freud oder Billy Wilder gewesen, was aber niemanden daran gehindert hatte, Juden zu Hunderttausenden in die Gasöfen zu schicken. Offenkundig hatte sich Herzl vom Schicksal dieses stets für vogelfrei erklärten Volkes, das irgendwann mit einem eigenen souveränen Staat triumphierte, angesprochen gefühlt. In seiner verschrobenen Logik zog er eine Parallele zwischen uns und dem jüdischen Volk und verrannte sich immer mehr in die Idee eines Felidae-Staates. Auf seinen weitläufigen Reisen und Konferenzen überzeugte und infizierte er viele der Artgenossen, die ihm über den Weg liefen, von seiner Vision eines Zions für die Spitzohren. Seine treuste Anhängerin jedoch war seine Tochter Domino.
    Und da geschah das Wunder - ein solch unerhört glücklicher Zufall, der vielleicht alle tausend Jahre einmal vorkommt. Seine Tochter wurde ausgerechnet von einer Multimilliardärin adoptiert, die auch noch so verrückt war, dass sie sich diesen Felipolis-Blödsinn einreden ließ. An dieser Stelle kam Marc Forster ins Spiel. Über seine persönlichen Motive, die mit absoluter Sicherheit keine edlen waren, konnte ich nur spekulieren. Doch selbst ich musste anerkennen, wie raffiniert er verschiedene und sich eigentlich widersprechende Interessen unter einen Hut gebracht hatte. Zunächst einmal hatte er eine dem sicheren Tod ins Angesicht schauende Greisin davon überzeugt, dass ihr Lebenswerk durch den
Clou mit der scheinbar abstrusen Erbschaftsfolge zu retten sei. Dann war es ihm gelungen, Domino, Herzl und die Unsrigen mit der Verheißung von Felipolis auf seine Seite zu ziehen. Und schließlich hatte er darüber hinaus noch unvorstellbare Summen für Kantsky generiert, indem er einer Gruppe von Milliardären den Floh mit ihrer angeblich bevorstehenden Enteignung ins Ohr gesetzt hatte. Hut ab! Das sollte ihm erst einmal jemand nachmachen.
    Doch hatte ich wirklich richtig kombiniert? Im Geiste ging ich noch einmal all die Ereignisse durch, die ich erlebt hatte, seitdem ich mich auf den Fall eingelassen hatte. Die kleine quadratische Öffnung an der Decke von Adelheids Büro fiel mir ein, in die ich mich vor dem zurückkehrenden Forster hatte retten können. Der Abdeckrost war abgefallen gewesen. Sehr ungewöhnlich, dass ein so hässlicher Schaden ausgerechnet in solch einem noblen Haus unbemerkt geblieben sein sollte. Doch jetzt sah ich die Sache klarer. Forster hatte den Rost absichtlich abgerissen, damit Domino ungehindert zum Dachboden gelangen und sich dort verstecken konnte, nachdem sie dem Staranwalt zwischen die Füße gelaufen war.
    Das hieß auch, Domino war niemals in Gefahr gewesen. Im Gegenteil, sie wurde von Forster beschützt und versorgt. Unter anderem regelmäßig mit Futter. Wie Sumra von Wechselberg, die diamantenbehangene, langhaarige Burma mit dem braunen Zobelfell, richtig geraten hatte, war er keineswegs mit Pistolen bewaffnet gewesen, als er den Dachboden betreten und meine Zweisamkeit mit Domino gestört hatte, sondern mit vollen Fressnäpfen.
    Domino war es auch gewesen, die mich in den angeblichen
Schornstein gelotst hatte, durch den ich in die Schwimmhalle gefallen war. Das Rohr sei zu eng für zwei, hatte sie behauptet und war deshalb nicht mit mir mitgekommen. In Wahrheit jedoch war das schlicht und einfach ihr erster Mordversuch an mir gewesen. Sie hatte genau gewusst, dass das Hinabrauschen durch den Schacht für mich hätte tödlich enden können, und wenn nicht durch den Sturz, dann durch das gemütliche Ersaufen im Schwimmbecken.
    Aber damit nicht genug. Denn Domino konnte sich ja trotz allem nicht sicher sein, ob ich dabei tatsächlich ins Gras beziehungsweise in Ermangelung dessen in einen Koi beißen würde. Mittels der geheimnisvollen Kommunikation, mit der sich die beiden

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