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Felix Castor (01) - Den Teufel im Blick

Felix Castor (01) - Den Teufel im Blick

Titel: Felix Castor (01) - Den Teufel im Blick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Carey
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hatte, das arme Ding.«
    Ich wechselte das Thema. Gefühlsbetonte Ergüsse über Geister bereiten mir Unbehagen.
    »Was ist in den Kartons?«, fragte ich und deutete darauf. »Neuerwerbungen?«
    Faz sah nach unten, als hätte sie die Behelfsbarriere vergessen, die man um sie herum aufgebaut hatte.
    »Oh!«, sagte sie. »Das sind Girlanden, glaube ich.«
    »Girlanden?«
    »Ja, und Gläser und Besteck und so. Für den Empfang am Sonntag. Cheryls Mutter heiratet wieder.«
    »Das hörte ich«, sagte ich. »Ich habe wirklich großes Glück, in einer Zeit so voller Freude und Vergnügen hier zu sein.«
    Faz sah mich von der Seite an, um sicherzugehen, dass ich das nicht ironisch meinte, dann grinste sie verschwörerisch. »Es wird nicht besser«, sagte sie leise, damit sie nicht weit zu hören war. »Eventuell, wenn Mister Peele weg geht, um für das Gug zu arbeiten. Vermutlich übernimmt Rich Clitheroe dann. Ich denke, er ist ein wenig humaner.«
    »Ich hörte, Alice sei an der Reihe.«
    Faz verzog säuerlich das Gesicht.
    »Das war’s dann hier für mich«, sagte sie. »Irgendwann reicht’s.«
    *
    Ich setzte mich in den Arbeitsraum, legte die Füße auf Tilers Tisch und wartete, dass das Treffen zu Ende ging. Während ich wartete, fuhr ich meine Antennen aus und versuchte, einen Hauch des Geistes aufzufangen – auch dieses Mal ohne Erfolg. Ich dachte über dieses Paradox nach, ohne einen Sinn darin zu entdecken. Ein Geist, der Dinge getan hatte wie dieser hier, hätte eine stärkere Spur hinterlassen haben und verdammt viel einfacher aufzustöbern sein müssen.
    Kurz vor elf schritt Cheryl in den Raum. Ihr offenes, nettes Gesicht begann zu leuchten, als sie mich sah. »He, Ghostbuster!«, rief sie und wies mit beiden Händen auf mich.
    »He, Cheryl!«
    Sie überragte mich und machte umständliche Verrenkungen, um sich zu mir herabzubeugen.
    »Ich stehe auf Sylvies Seite«, sagte sie. »Sie müssen es mit uns beiden aufnehmen.«
    »Ein nekromantischer Dreier. Das klingt amüsant.«
    »Ich werde Sie verprügeln«, warnte sie und grinste übers ganze Gesicht.
    »SM auch noch? Das wird ja immer besser.«
    Der angedeutete Flirt musste warten, weil sich alle anderen in den Raum drängten – Rich, Tiler, Alice und sieben andere Personen, die ich noch nicht kennengelernt hatte.
    »Das ist mein Schreibtisch!«, protestierte Tiler empört. »Nehmen Sie die Füße runter!«
    Ich machte eine verharmlosende, entschuldigende Geste und stand auf. Er nahm mit einem warnenden Blick seinen Platz ein.
    »Alice«, sagte ich, »ich muss zurück in den Tresorraum, in dem die russische Sammlung durchgesehen und sortiert wird.«
    »Rich wird Sie hinbringen«, sagte sie und würdigte mich kaum eines Blickes. »Ich habe eine Menge zu tun. Vorausgesetzt, der Auftrag ist nicht bis heute Abend ausgeführt, sollten Sie besser raufkommen und erzählen, wie Sie zurechtkommen. Wenn Mr Peele morgen zurückkommt, will er wissen, wie die Dinge stehen.«
    Was meisterlich diskret vorgetragen war.
    »Denken Sie denn, das ist des Rätsels Lösung?«, fragte Rich, während er seine Schlüssel einsammelte. Cheryl winkte zum Abschied mit einem kecken Grinsen. Ich erwiderte das Winken, aber mit professioneller Würde. »Kam der Geist mit dem russischen Material ins Haus?«
    »Das ist das wahrscheinlichste Szenario, ja«, sagte ich. »Der Geist streift viel herum, aber die meisten Sichtungen fanden im Erdgeschoss statt, und dort spielt die Musik. Er erschien das erste Mal kurz nach Anlieferung der russischen Sammlung und ist in einem, wie man es durchaus nennen kann, russischen Stil gekleidet. Ich schließe nichts aus. Aber auf jeden Fall werde ich heute da anfangen.«
    »In Ordnung«, sagte Rich.
    Wir wanderten bergauf und bergab, bis wir unser Ziel erreichten, wo Rich die Tür aufschloss.
    »Im Kühlschrank ist genügend Lucozade«, sagte er. »Im Notfall …« Er hielt inne und zuckte die Achseln.
    »… zerbrechen Sie das Glas«, beendete ich.
    »Genau.«
    »Gibt es Wodka?«
    Er sah mich fragend an.
    »Das wäre authentischer«, erläuterte ich.
    Rich grinste. »Das muss ich mal Jeffrey sagen.«
    Ich zog einen Stuhl heran. Die schwere Aufgabe, die vor mir lag, erfüllte mich mit Trägheit. Ich ließ den Blick gedankenlos über die Dinge gleiten, die schon auf dem Tisch lagen, und erinnerte mich daran, was Cheryl über Retrokonversion gesagt hatte. »Warum das Notizbuch?«, wollte ich von Rich wissen und deutete darauf. »Können Sie nicht alles direkt in

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