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Felix Castor: Ein Höllenhund kommt selten allein (German Edition)

Felix Castor: Ein Höllenhund kommt selten allein (German Edition)

Titel: Felix Castor: Ein Höllenhund kommt selten allein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Carey
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Marktwirtschaft seine Tore geschlossen. Vor allem weil die Beliebtheit eines Museums, das man nur erreichen konnte, wenn man drei von dichtem Londoner Verkehr exzessiv benutzte Fahrspuren überquerte, eher gering war – zumal es ein Industriemuseum war und die meisten Exponate lediglich als dürftig kaschierte Werbung für Hoover und Hawker-Siddeley betrachtet werden mussten.
    Demnach machte Peckham Steiner ein Schnäppchen, das er an Bourbon Bryant weiterreichte, der uns – für kurze Zeit – das Oriflamme schenkte. Und dann brannte es bis auf die Grundmauern ab. Das war alles, was ich über seinen historischen Werdegang wusste, bis auf Nickys verrückte Verschwörungstheorien. Aber als ich gegen zwei Uhr morgens durch den Cleveland Park marschierte mit nichts als Dunkelheit im Rücken, wünschte ich mir irgendwie, mehr darüber in Erfahrung gebracht zu haben.
    Genau vor mir, als ich die Kuppe des Hügels erreichte, war das Oriflamme – oder genauer: die kleine erhabene Insel in der Mitte des Verkehrsrondells. Das Gebäude selbst wurde durch eine kleine Baumgruppe am Rand der Insel verdeckt. Als ich näher herankam, konnte ich ein Hinweisschild und den Beginn eines Wegs durch die Bäume erkennen. Das Schild trug die Inschrift SIR NORMAN TEBBITT MUSEUM Of LOCAL INDUSTRY . Bryant hatte es weder verändern noch entfernen lassen, weil er es witzig fand, allerdings hatte er mir niemals die Pointe erklärt und sie hatte sich mir niemals erschlossen.
    Ich überquerte die Straße, die um diese Uhrzeit verlassen war, und betrat den Weg. Er war höchstens zehn Meter lang. Nur wenige Schritte brachten mich auf einen freien Platz in der Mitte der Insel, wo die Überreste des Oriflamme standen. Ich war seit Jahren nicht mehr hier gewesen, aber jetzt kam alles wieder zurück.
    Ein ringförmiger Erdwall, etwa anderthalb Meter hoch, umgab das Gebäude. Seine Existenz verdankte er einem Graben, der innerhalb des Rings ausgehoben worden war. Bryant, oder vielleicht auch Steiner selbst, hatte den Grund des Grabens pflastern und den kleinen künstlichen Hügel mit Blumen bepflanzen lassen. Es erschien wie ein kluger und kunstvoller Weg, den Verkehrslärm auf ein erträgliches Maß zu reduzieren. Ich erkannte jedoch in diesem Moment, was ich wirklich vor mir hatte: Wälle aus Erde und Luft. Nicky hatte es auf Anhieb erkannt. Aber diese Schutzwälle hatten das Oriflamme nicht vor dem vierten Element beschützen können. Wie die böse Fee, die niemals zur Taufe eingeladen wurde, hatte Feuer den Ort zerstört.
    Das Gebäude war dunkel, wie ich es auch erwartet hatte. Falls Peace sich in seinem Innern aufhielt, wäre es von ihm sicherlich nicht sehr klug gewesen, durch Licht oder was auch immer darauf aufmerksam zu machen. Ich ging zur Tür, die ich nicht sehen konnte, weil die gesamte Gebäudefront in tiefem Schatten lag. Die Straßenlampen standen auf der anderen Seite der Baumgruppe, und nur ein schwacher, orangefarbener Schein drang bis auf den freien Platz in der Inselmitte.
    Es gab keine Tür, lediglich ein gähnendes Loch, das im Mauerwerk klaffte. Aber als ich weiterging und einen vorsichtigen Schritt nach dem anderen tiefer in die Dunkelheit vordrang, trafen meine Hände auf etwas in Brusthöhe, das sich kalt und glatt und feucht anfühlte. Ich erforschte es vorsichtig und stellte fest, dass es sich nach oben und unten und zu beiden Seiten erstreckte. Es war ein Plastikvorhang, der vor dem Eingang aufgespannt war, um den Wind abzuhalten. Feucht vom Morgennebel, war er unangenehm kalt und klamm.
    Wenn ich hindurchging, kündigte ich jedem, der sich im Haus aufhielt, meine Ankunft an. Angesichts der Art und Weise, wie Peace auf mein Erscheinen an Bord der
Collective
reagiert hatte, und seines Versprechens, was geschehen würde, wenn wir einander das nächste Mal begegneten, war das keine gute Idee.
    Stattdessen ging ich um das Gebäude herum und hielt Ausschau nach einer anderen Möglichkeit, hineinzugelangen. Ich musste aufpassen, wohin ich trat. Nach Löschen des Feuers war alles, was von der Inneneinrichtung noch übrig war, herausgeholt und dort abgelegt worden, wo Platz war. Müllnomaden hatten seitdem den Platz genutzt, um ihre Abfälle abzuladen, daher besaß die Ruine des Oriflamme nun einen zusätzlichen Schutzwall aus verrostetem Metallgerümpel und faulenden Matratzen.
    Das verschaffte mir jedoch gewisse Vorteile, denn als ich zur Rückseite des Gebäudes gelangte, fand ich einen möglichen Weg, um hineinzukommen. Der

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