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Felix Castor: Ein Höllenhund kommt selten allein (German Edition)

Felix Castor: Ein Höllenhund kommt selten allein (German Edition)

Titel: Felix Castor: Ein Höllenhund kommt selten allein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Carey
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Zentimeter neben meinem Kopf durch das Holzpaneel gebohrt hatte.
    »Ja«, sagte ich. »Das wurde es.«
    Ich ging hinaus und holte Juliet aus dem Wagen. Dabei ließ ich mir alles durch den Kopf gehen. Es war ein logischer Seitwärtssprung – oder vielleicht sogar mehrere parallele Sprünge –, aber ich hatte das Gefühl, als wüsste ich in etwa, was vorgefallen war. Peace suchte das Versammlungshaus zwecks einer Rettungsaktion auf. Irgendwie hatte er herausgefunden, was dort stattfinden sollte und wer daran beteiligt war – möglicherweise hatte er es aus Melanie Torrington herausgeprügelt, ehe er sie tötete. Aber er kam zu spät. Abbie war bereits tot.
    Zu spät? Oder gerade noch rechtzeitig?
    Peace zielte auf den Kreidekreis auf dem Fußboden. Zertrümmerte gut ein Drittel zu einem Splitterhaufen. Dann, während die Satanisten schrien und herumrannten oder taten, was immer ihnen in diesem Moment einfiel, ging er hin und riss Abbie die Kette mit dem Medaillon vom Hals.
    Wenn er den Körper schon nicht retten konnte, konnte er wenigstens ihren Geist bewahren. Er brauchte etwas Greifbares, woran der Geist sich festhalten konnte.
    Ich war wohl schon zu lange an diesem Spiel beteiligt, weil das alles für mich durchaus so etwas wie einen Sinn ergab. Für einen Exorzisten, der daran gewöhnt war, sich mit spirituellen Dingen zu beschäftigen, als ob es kalte, harte Fakten wären, lag in allem eine klare und kompromisslose Logik. Die meisten Geister hatten einen Anker. Sie konnten auch ohne ihn überleben, wie ich bewiesen hatte, als ich die toten Kinder im Charles Stanger Hospital beschworen und befreit hatte, damit sie sich ungehindert bewegen konnten. Aber in der namenlosen Panik dieses Augenblicks – dem Augenblick ihres Todes – an einem unbekannten Ort, umgeben von Fremden, hatte Abbies Seele sich an etwas geklammert, das sie kannte. Peace war sehr gut in seinem Job. Entweder hatte er dieses Etwas auf Anhieb identifiziert, oder er hatte gewusst, wie er es beeinflussen konnte.
    Der Rest war reine Mechanik, denn diese Entscheidung zu treffen nahm weniger Zeit in Anspruch als die Dauer eines Herzschlags. Niemand würde wollen, dass die Seele seines Kindes sich weiterhin in der Nähe der Mistkerle aufhielt, die es soeben getötet hatten. Und es war durchaus möglich, dass man sie vor noch Schlimmerem bewahrte.
    Weil die Satanisten noch immer nach Abbie suchten, obgleich sie tot war. Offenbar hatte etwas nicht wie geplant funktioniert. Irgendetwas, das begonnen hatte und abgeschlossen werden musste – und was immer es war, es war groß und bedeutend genug, dass die katholische Kirche ihre mächtigen exkommunizierten Helfer aufgeboten hatte.
    Das war, was ich mir in jenem Moment zusammenreimen konnte. Ich hatte noch immer das Gefühl, als fehlte mir etwas, das sich direkt vor meiner Nase befand und wahrscheinlich das Verbindungsstück war, welches Rafi und Asmodeus und die Saint Michael’s Church mit all dem verband, aber ich hatte in diesem Moment Wichtigeres zu tun. Ich trug Juliet gemäß Nickys Anweisungen hinunter in seinen Keller und dort in einen Wandschrank von der Größe eines Flugzeughangars. Er war mit allen möglichen Dingen gefüllt, die Nicky im Laufe der Jahre erworben und zusammengetragen hatte. Darunter befanden sich Gemälde und Skulpturen, seine wertvolle Schallplattensammlung und, aus Gründen, die ich nicht verstand, weil Zombies nichts essen, eine Riesenmenge Lebensmittelkonserven. Vielleicht hatte er die Absicht, sie nach irgendeinem zukünftigen Holocaust als Tauschmittel zu benutzen.
    Er breitete zwei Decken übereinander auf dem Fußboden aus und ich bettete Juliet so sanft wie möglich darauf. Nicky starrte sie verblüfft an.
    »Ich habe keinerlei Hormone mehr, Castor«, sagte er zu mir in einem Tonfall, der ein wenig angespannt und unsicher klang. »Kein Adrenalin, kein Testosteron, kein Dopamin … Nichts. Die wichtigen Organe haben allesamt ihre Arbeit eingestellt und bringen nichts mehr hervor. Ganz zu schweigen davon, dass mein Blut geronnen ist.«
    »Ich weiß. Und?«
    »Wie kommt es dann, dass ich einen Ständer kriege, wenn ich sie ansehe?«
    »Reine Magie, vermute ich. Das ist das Dämonische, das sie bewirkt.«
    Er warf mir die Schlüssel zu, dann entfernte er sich rückwärtsgehend, wobei er die Hände schützend vor seinen Schritt hielt. »Schließ hinter ihr die Tür zu«, murmelte er, machte kehrt und entfernte sich.
    Ich kniete mich neben Juliet und senkte den Kopf, bis

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