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Felix Castor: Ein Höllenhund kommt selten allein (German Edition)

Felix Castor: Ein Höllenhund kommt selten allein (German Edition)

Titel: Felix Castor: Ein Höllenhund kommt selten allein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Carey
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die ich hereingekommen war, weg von den Kriminaltechnikern, wobei mich ein paar Streifenpolizisten beobachteten, die mitgekommen waren, um die Illusion einer Absperrung zu erzeugen. Coldwood kannte meine Tricks und nahm eine gewisse Rücksicht darauf, aber für diese Jungs war ich offensichtlich so etwas wie eine Shownummer. Ich ignorierte sie demonstrativ und warf einen Blick hinter die Aktenschränke, die rechts von der Tür an der Wand entlang aufgereiht waren, klopfte gegen die Korkpinnwand, an der alte verstaubte Rechnungen klebten wie ein räudiges Tierfell, und drehte die Pin-up-Kalender hin und her, um das grau gestrichene Mauerwerk darunter zu betrachten. Enttäuschenderweise war dort nichts. Keine versteckten Türen, keine Wandsafes, noch nicht einmal alte Graffiti.
    Ich blickte auf meine Füße. Der Fußboden des Lagerhauses bestand aus nacktem, grauem Zement, aber genau hier vor der Pinnwand und den Aktenschränken lag ein zerfranstes Rechteck roten Linoleums – mit einem psychedelischen sonnenfarbenen Muster mit einem gewissen Retro-Chic, es sei denn, es lag schon seit den 1970ern an dieser Stelle. Ich entdeckte ein weiteres Stück, mit dem gleichen Muster, unter dem Schreibtisch. Dort befanden sich jedoch Schleifspuren im Staub, wo das Linoleum vor Kurzem verschoben worden war. Ich trat probeweise mit einem Schuhabsatz auf den Boden. Unter meinen Fuß erklang ein hohler Ton.
    »Coldwood?«, rief ich über die Schulter.
    Er musste irgendetwas in meiner Stimme gehört haben – vielleicht hatte er aber auch den hohlen Ton mitgekriegt – denn er stand plötzlich neben mir. »Was ist?«, fragte er misstrauisch.
    Ich deutete auf das Linoleum. »Irgendwas ist da«, sagte ich. »Hat dieser Schuppen einen Keller?«
    Coldwoods Augen verengten sich ein wenig. »Laut den Plänen nicht«, sagte er. Er gab zwei Streifencops ein Zeichen, die fast im Laufschritt herüber kamen. »Heben Sie das hoch«, verlangte er von ihnen und deutete auf das Linoleum.
    Sie mussten zuerst die vollen Aktenschränke wegschieben, womit sie einige Mühe hatten. Ich hätte ihnen helfen können, aber ich wollte nicht in eine Diskussion über das Verunreinigen von Tatorten verwickelt werden. Das Linoleum rollte sich fast von selbst zusammen, und Coldwood stieß einen halblauten Fluch aus, als sein Blick auf die Falltür darunter fiel. Offensichtlich war er der Meinung, dass dies etwas war, das eigentlich seine Jungs hätten als Erste finden sollen.
    Die Klappe maß gut anderthalb Meter im Quadrat und schloss an drei Seiten genau mit dem umliegenden Fußboden ab. Auf der vierten Seite waren die Scharniere etwa einen Zentimeter in den Fußboden abgesenkt, aber es war professionell ausgeführt worden, so dass sich keine verräterischen Linien oder Falten im Linoleum darüber abzeichneten. Auf der linken Seite war ein Schlüsselloch zu sehen – rautenförmig, ohne Verbreiterung an einem Ende, daher wahrscheinlich ein Sargent-and-Greenleaf-Modell – nicht ganz einfach zu knacken.
    Coldwood versuchte es gar nicht erst, sondern schickte zwei Uniformierte los, um Brecheisen zu holen. Nach umständlichem Herumhantieren, ein paar Fehlversuchen und einer Wolke Splitter, als das Holz protestierend kreischte und barst, gelang es ihnen schließlich, das Schloss samt Sicherungsblech aus seinem Gehäuse herauszuhebeln. Auch dann ließ sich der Bolzen kaum verbiegen. Das Blech ragte in einem Winkel von dreißig Grad aus der Falltür, wobei sternförmige Holzreste immer noch von den Eckschrauben festgehalten wurden. Das Schloss war wie ein verwundeter Wachtposten, der überlistet, aber nicht besiegt worden war. Nun, da sie ihren kurzen Moment im Scheinwerferlicht gehabt hatten, traten die Polizisten unterwürfig zurück, damit der Sergeant die Falltür eigenhändig öffnen konnte. Coldwood tat es mit einem mühevollen Ächzen, weil sich das Holz der Falltür als gut drei Zentimeter dick erwies.
    Darunter verbarg sich ein circa dreißig Zentimeter tiefer doppelter Boden, der durch drei vertikale Trennwände in vier etwa gleich große Fächer aufgeteilt war. Drei davon waren mit identischen braunen Papiertüten, ungefähr so groß wie Zuckertüten von Tate and Lyle, gefüllt. Das vierte Fach enthielt vorwiegend schwarze DVD -Hüllen sowie zwei kleine Notizbücher mit Fettflecken auf den Umschlägen, die in einer Ecke lagen. Auf dem Umschlag des obersten war das mit schwarzem Filzstift in Großbuchstaben geschriebene Wort WARENEINGANG zu lesen. Was auf dem

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