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Felix, der Wirbelwind

Felix, der Wirbelwind

Titel: Felix, der Wirbelwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joachim Masannek
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er leise, aber entschlossen und sah Rocce direkt ins Gesicht: „Davon träumt keiner von uns!"
    Rocce erwiderte Marlons Blick. Dann löste er sich aus der Umarmung seines Vaters und rannte ins Haus. Sein Vater sah ihm überrascht nach.
    „Ja. Ganz genau. Keiner von uns!", bestätigte Fabi und wieder krachten Blitz und Donner auf uns herab.
    Giacomo Ribaldo sah uns ein letztes Mal an. Es war ein vernichtender, abwertender, demütigender Blick, den keiner von uns aushalten konnte. Deshalb rannten wir los. Wir rannten auf die Straße zurück und rannten und rannten, bis wir den Bolzplatz erreichten. Dort, das hofften wir, würden wir diesen Blick von uns abschütteln können. Doch wir hofften umsonst. Am Bolzplatz wartete Willi auf uns.

Aus und vorbei
    Willi war bereits dabei, seinen Kiosk zu schließen. Er trug die Zeitschriftenständer in das Holzhaus hinein.
    „Und, was hat er gesagt?", fragte er beiläufig, als wollte er wissen, ob es gleich regnet.

    Doch so beiläufig war diese Frage nicht, denn als er zurückkam, sah er uns an, als wüsste er alles. Nein, es war noch viel schlimmer. Willis Blick war wie der von Ribaldo: erbarmungslos demütigend.
    Wir standen da, atemlos, wütend, die ersten kalten Regentropfen klatschten uns ins Gesicht und plötzlich wussten wir alle: Giacomo Ribaldo hatte verflixt noch mal Recht. Wir waren keine Fußballmannschaft, und keiner von uns hatte das Zeug dazu, einmal Fußballprofi zu werden. Unsere Träume zerplatzten wie Seifenblasen im immer stärker werdenden Regen und wenn man keine Träume mehr hat, das sage ich euch, dann ist man nichts. Dann ist man am Boden zerstört und weiß nicht mehr weiter.
    „Und?", fragte Willi. „Was passiert jetzt?"
    Wir schauten ihn an, ratlos, verzweifelt und wütend. Verflixt! Was sollte die Frage? Dafür war er da. Er war unser Trainer. Er musste uns sagen, was jetzt zu tun war. Doch Willi dachte gar nicht daran. Er hinkte zum Kiosk, klappte die Holzläden vor das Fenster und verschloss dann die Tür. Da ballte Leon die Fäuste.
    „Okay! Dann spielen wir halt gegen die Bayern!", rief er. „Wir zeigen es diesem Ribaldo und schießen die Bayern zusammen mit seinem Sohn Rocce direkt auf den Mond!"
    Willi schaute Leon überrascht an.
    „Ist das dein Ernst?", fragte er.
    „Natürlich ist es das!", zischte Leon, und Willi nickte ihm zu.
    „Bravo, Leon, das ist wirklich eine gute Idee."
    Doch dann seufzte er tief.
    „Schade nur, dass die Bayern diese Herausforderung nicht annehmen werden. Ich denke, sie lachen euch einfach nur aus. Ja, das werden sie tun, es sei denn ..."
    Er überlegte, doch dann schüttelte er den Kopf.
    „Nein, ich glaub nicht, dass das geht. Es ist aus und vorbei. Ab nach Hause mit euch!"
    Willi hinkte zu seinem zerbeulten Mofa und schloss es auf.
    „Ach ja, das hätt’ ich beinah vergessen. Das Training ist nicht nur für heute vorbei. Ab heute ist der Bolzplatz für euch verboten. Ich will euch nicht wiedersehen. Ist das klar?"
    Er musterte uns ein letztes Mal.
    „Und wenn ihr nicht wisst, was ich meine, dann schaut euch mal an. Die Wilden Kerle gibt es nicht mehr."
    Er gab Gas und fuhr auf und davon.
    Wir blieben im Regen zurück und konnten es einfach nicht fassen. Einer nach dem anderen setzten wir uns wortlos ins Gras. „Wir fangen uns alle eine Lungenentzündung ein", dachte ich. Doch das war uns völlig egal. Ich dachte an Joschka und meine Vorahnung, als er vor meinen Füßen im Gras lag und sich tot gestellt hatte. Ich hörte das Lachen Ribaldos und seine Worte: „Wenn du wirklich vorhast, einmal Fußballprofi zu werden, dann solltest du deine Zeit nicht mit so einer Mannschaft verschwenden." Dann hörte ich Willi: „Ich will euch nicht wiedersehen!", sagte er und: „Die Wilden Kerle gibt es nicht mehr!"
    Ja, und immer wieder schüttelte Rocce vor meinen Augen den Kopf, als ich ihn fragte, ob er unser Freund sein wolle.
    Ich konnte es einfach nicht fassen, und auch die anderen konnten es nicht. Selbst Leon zerbiss seine Lippen vor Ratlosigkeit, und immer wieder wischte er sich einen Wassertropfen aus dem Gesicht, als wäre er eine Träne. Die Wilden Kerle gab es nicht mehr.
    Was sollten wir bloß dagegen tun? Wir wussten es nicht und deshalb saßen wir im Regen, bis wir es vor Kälte nicht mehr aushalten konnten. Dann gingen wir langsam und jeder für sich und immer noch wortlos nach Hause.

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