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Felix, der Wirbelwind

Felix, der Wirbelwind

Titel: Felix, der Wirbelwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joachim Masannek
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misslang, und lief dann in sein Zimmer zurück.
    „Davon verstehst du nichts!", rief er zornig und schlug die Tür hinter sich zu.
    Im Haus schräg gegenüber kam Julis und Joschkas Mutter gerade von der Arbeit aus dem Büro zurück. Sie steckte den Schlüssel ins Schloss und sah nicht die kleinen Wasserrinnsale, die unter der Haustür nach draußen drangen. Doch als sie die Tür öffnen wollte, spürte sie einen seltsamen Widerstand und dann schoss ihr eine wahre Sintflut entgegen. In der Küche stand das Wasser ungefähr fünfzehn Zentimeter hoch auf dem Boden, und mitten in dieser Überschwemmung stand ihr Sohn Juli mit dem Schrubber in der Hand.
    „Hallo! Du bist schon da?", fragte er erstaunt, doch ohne den Hauch eines schlechten Gewissens. „Weißt du, wir wollten dich überraschen."
    Seine Mutter schaute von ihrem Sohn auf ihre Füße hinab, die das Wasser auf seinem rauschenden Weg nach draußen jetzt knöcheltief umspülte. Dann erkannte sie die Quelle der Sintflut. Das Wasser kam durch den Flur aus dem Bad.
    Zielstrebig lief sie dorthin und rappelte an der verschlossenen Tür, bis ihr Juli den Schlüssel hinhielt.
    „Wir haben uns gestritten", grinste er ein bisschen verlegen.
    „Deshalb hast du deinen Bruder da eingesperrt!"
    „Ja, als er pinkeln musste", nickte Juli, „Aber wir haben uns wieder vertragen. Joschka putzt gerade das Bad."
    Julis Mutter riss die Tür auf und starrte auf eine riesige Wand aus Badeschaum, die sich bis zur Zimmerdecke erhob.
    „Joschka!", rief sie, während eine zweite Flutwelle ihre Waden umspülte und sich aus dem Badezimmer über den Flur in die Küche ergoss. Sie war so stark, dass Julis und Joschkas Mutter den Halt unter ihren Füßen verlor. Sie rutschte aus und fiel auf den Po.

    Im selben Augenblick stürzte die Schaumwand über ihr ein und dann erst entdeckte sie ihren jüngeren Sohn. Der stand mit den Zehenspitzen auf dem Rand des WC’s und putzte beflissen das Fenster unter der Decke.

    „Hallo, Mama!", grüßte er sie. „Wir machen Hausputz. Ist das nicht nett?" Joschka grinste wie ein waschechter Yeti, denn so sah er mit dem Badeschaum, der seinen ganzen Körper bedeckte, in diesem Moment wirklich aus.
    Doch seine Mutter war überhaupt nicht begeistert.
    „Hausputz!", sagte sie nur, versuchte aufzustehen, rutschte aus und landete noch einmal auf ihrem Po.
    „Verflixter Hausputz!", stöhnte sie auf und Juli eilte besorgt zu ihr hin.
    „Was ist denn los mit dir?", sagte er sanft und wollte ihr beim Aufstehen helfen. Doch sie stieß ihn weg.
    „Was ist denn los mit euch?", schrie sie ihn an. „Warum seid ihr überhaupt hier? Ab auf den Bolzplatz mit euch!"
    Da erstarrten Juli und Joschka zu Stein.
    „Los! Raus mit euch!", wiederholte ihre Mutter den Befehl, doch Joschka und Juli schüttelten die Köpfe.
    „Wie bitte? Was?", stammelte Juli.
    „Aber das geht doch nicht!", flüsterte Joschka, und Juli senkte enttäuscht seinen Kopf.
    „Weißt du? Ich hab wirklich gedacht, für das hier kriegen wir mindestens zwei Wochen Hausarrest!"
    Juli und Joschka sahen ihre Mutter flehentlich an.
    „Kannst du uns nicht wenigstens drei Tage Hausarrest geben?", bat Juli schmollend. Und Joschka bettelte weiter: „Ja, drei Tage, bitte, Mama. Das ist doch nicht viel verlangt, oder?"
    In der Hubertusstraße Nr. 58 ging Leon freiwillig mit Socke spazieren, nur um die Zeit tot zu schlagen. Danach drosch er so auf sein Schlagzeug ein, dass selbst die schalldichten Wände des Übungsraums im Keller des Hauses seine Wut nicht mehr dämpfen konnten, und er hörte erst auf, als das letzte Trommelfell geplatzt war.
    Marlon, sein um ein Jahr älterer Bruder, saß währenddessen mit Ohrenstöpseln im Kinderzimmer und wälzte Stapel von Büchern, die er sich aus der Bibliothek geholt hatte:,Was kann ich werden?’,,50 Wege zum Erfolg’,,Die 100 Topberufe unserer Zeit’. So oder ähnlich lauteten die Titel der Bücher und teilnahmslos blätterte Marlon sie auf der Suche nach einem neuen Lebensziel durch. Sein Traum, einmal Fußballprofi zu werden, war endgültig geplatzt. Es musste ein neues Lebensziel her. Doch wie konnte der Beruf eines Topmanagers, eines Börsenmaklers oder eines Online-TV-Internet-Produzenten das Gefühl ersetzen, das Marlon hatte, wenn er einen Zweikampf gewann, einen Traumpass schlug oder eines seiner gewitzten Tore mit dem Außenriss schoss? Deshalb riss Marlon jeden Abend die Stöpsel aus seinen Ohren heraus, nahm sein Saxophon und lief in den Wald, wo

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