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Felix, der Wirbelwind

Felix, der Wirbelwind

Titel: Felix, der Wirbelwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joachim Masannek
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du nie wieder in deinem Leben einen Fußball in die Hand nimmst. Hab ich das richtig verstanden?"
    „Ganz genau!", blaffte ich. „Davon hast du nämlich nicht die leiseste Ahnung!"
    Ich war absolut wütend, doch meine Mutter hielt meinem Blick stand. Sie musterte mich, und sie sah die Tränen in meinen Augen. Doch das rührte sie nicht. Sie bleib unbarmherzig und kalt. Ihre Augen wurden ganz schmal. Dann legte sie beide Hände vor sich auf den Tisch und holte tief Luft.
    „Ohohoho!", sagte sie mit einer so dunklen Stimme, als sei sie ein Revolverheld und zöge gleich ihren Colt. „Willst du mich etwa beleidigen, Junge?"
    Ihre Hand tastete nach dem Löffel und umschloss ihn ganz fest.
    „Nun gut! Dann solltest du dich besser bewaffnen, hörst du!", raunte sie mit ihrer Reibeisenstimme. „Denn da, wo ich herkomme, bleibt so was nicht ungestraft. Da beleidigt man einen Wilden Kerl nicht."
    Ich schaute sie an, als wäre sie komplett verrückt.
    „Bitte Mama, hör auf!", bat ich verlegen, doch meine Mutter dachte gar nicht daran. Sie war nämlich gar nicht mehr meine Mutter. Sie war der Revolverheld und der war erbarmungslos.
    „Bitte, Mama, hör auf! Was soll’n das?", spottete er dunkel und rau wie durch Sandpapier. „Bist du etwa ’ne Memme?"
    Ich zuckte zusammen. Das saß und sofort schossen die Tränen aus meinen Augen heraus.
    „Bitte, hör auf!", flehte ich.
    „Tut mir leid, Kindchen, aber dafür ist es zu spät!", rasselte er. „Hier wird nicht gekniffen.
    „Ich kneife nicht!", protestierte ich.
    „Ohohoho! Das ich nicht lache!", spottete er. „Du machst dir doch vor Angst in die Hosen!"
    „Das reicht!", drohte ich. „Hör sofort ...!"
    „Halt’s Maul!", fuhr er mir über den Mund. „Ich riech es doch schon. Und ich riech auch dein Selbstmitleid. Oh, Gott ist das eklig!"
    „Hör auf!", schrie ich jetzt. „Hör sofort damit auf!"
    Ich starrte ihn an und für einen Moment glaubte ich wirklich, ich hätte den Mistkerl zum Schweigen gebracht.
    „Verflixt und zugenäht!", fluchte er, weil ihm sonst nichts anderes einfiel. Dann aber spuckte er aus und in dieser Bewegung lag alle Verachtung der Welt.
    „Bah! Bist du ein Hasenfuß!"
    Mir stockte der Atem. So etwas hört man nicht gern von seiner eigenen Mutter, selbst wenn sie in diesem Augenblick nicht mehr die Mutter, sondern ein Revolverheld ist.
    „Nein. Das bin ich nicht!", sagte ich leise.
    „Gut. Dann bist du halt eine Memme!", erwiderte er.
    „Das bin ich nicht!", sagte ich schon etwas lauter.
    „Okay. Dann beweis es mir. Zieh oder schmor in der Hölle!"
    Danach war es still. Die Augen des Revolverhelden legten sich wie Zangen um meine Brust. Ich konnte mich kaum noch bewegen. Trotzdem wehrte ich mich. Ich wischte die Tränen aus meinem Gesicht und holte tief Luft. Dann legte ich meine rechte Hand um den Löffel vor mir auf dem Tisch.

    „Du hast es nicht anders gewollt!", sagte ich heiser und rau, und der Revolverheld nickte. Dann zog er. Blitzschnell schoss sein Löffel nach vorn, direkt auf die Apfelkompottschale zu. Doch das war nicht schnell genug. Ich war mit meinem Löffel schon drin, zog ihn gefüllt wieder raus und steckte ihn mir in den Mund. Verflixt! Schmeckte das gut!
    Der Revolverheld staunte. „Alle Achtung! Nicht schlecht!", raunte er und dieses Mal war er wirklich beeindruckt. „Aber, weißt du, mein Junge, zusammen mit Pfannkuchen schmeckt das noch besser! Hier! Fang!"
    Der Revolverheld zog einen Pfannkuchen vom Pfannkuchenberg und warf ihn mir wie einen Frisby zu. Ich fing ihn aus der Luft auf und knüllte ihn mir zwischen die Zähne.
    „Stimmt!", grinste ich mit vollem Mund, und der Revolverheld grinste zurück.
    „Gut! Dann schlag dir den Bauch voll, hörst du, und dabei erzähl ich dir was unter Männern."
    Ich schluckte, bis mein Mund endlich leer war. Dann sagte ich: „Okay! Abgemacht!"
    Der Revolverheld lächelte und mit diesem Lächeln verwandelte er sich wieder in meine Mutter zurück. Ich verschlang sieben Pfannkuchen mit Nutella und danach noch sieben mit Zucker und Zimt. Doch das merkte ich gar nicht. Ich hörte nur, was meine Mutter erzählte, und die erzählte mir die spannendste Geschichte der Welt: Die Geschichte vom Aufstand der Wilden Kerle gegen die Bayern.
    Oh, Mann! Ich konnte das Ende kaum noch erwarten. Dann sprang ich auf, lief zum Telefon und rief alle Wilden Kerle der Reihe nach an.
    „Wir treffen uns alle auf Camelot. Ja, jetzt sofort!", sagte ich nur. „Meine Mutter hat einen

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