Felsen der Liebe
der Ecke führte. “Was möchtest du trinken?”
“Es ist noch ein bisschen früh dafür”, erinnerte sie ihn.
“Ach ja? Dann stell dir einfach vor, es wäre später.”
Er ging zum Tresen und kam wenige Minuten später mit drei Gläsern in den Händen zurück. Für sich hatte er ein Bier und einen Whisky bestellt, für sie eine Cola mit Bacardi. Als Teenager hatte sie es gern getrunken, doch jetzt wäre ihr ein trockener Weißwein lieber gewesen.
“Hier.” Guy reichte ihr die Cola. “Es wird dir helfen, den Schock zu überwinden, den du gleich erleiden wirst.”
Meg verzog das Gesicht. Sie war tatsächlich etwas mitgenommen. Daher trank sie einen Schluck und hoffte, das Getränk würde ihre angespannten Nerven ein wenig beruhigen.
“Ich nehme an, du hast von alldem gewusst”, warf sie ihm vor. In diesem Moment dachte sie nicht daran, dass er davon vermutlich ebenso wenig begeistert war wie sie.
“Nein”, informierte er sie kühl. “Ich wusste natürlich, dass meine Mutter von ihm erwartet hatte, er würde seinen Anteil an Heron’s View dir oder Maxine vererben. Da es allerdings mehr eine moralische Verpflichtung war, dachte ich, Jack würde sich über ihren Wunsch hinwegsetzen.”
“Du meinst, du hast es gehofft”, verbesserte sie Guy scharf.
Er zuckte gleichgültig die Schultern. “Für mich wäre es so oder so problematisch gewesen.”
“Jedenfalls hat es sich erledigt. Ich werde nämlich nicht sechs Monate dort wohnen, und daher werde ich auch das Erbe nicht antreten.”
“Wie du willst. Aber an deiner Stelle würde ich es mir gründlich überlegen, bevor ich eine übereilte Entscheidung treffe. Denk an deine Tochter.”
Sie runzelte die Stirn. “Was hat Maxine damit zu tun?”
“Jack hat ihr nichts hinterlassen – zumindest nicht direkt”, erinnerte er sie. “Weißt du überhaupt, wie viel das Haus wert ist?”
Nun zuckte sie die Schultern. Da sie nicht in dem Haus leben würde, wollte sie darüber auch nicht nachdenken.
“Jack hat es vor zwei Jahren nach dem Tod unserer Mutter schätzen lassen”, fuhr Guy fort. “Nach vorsichtigen Schätzungen ist es ungefähr eine Million Pfund wert.”
Meg, die gerade wieder einen Schluck getrunken hatte, hätte sich beinahe verschluckt. Dass das Haus so viel wert war, hätte sie nie angenommen.
“Und? Hast du es dir anders überlegt?”
“Warum erzählst du mir das alles? Dir wäre es doch sicher lieber, wenn du der alleinige Erbe wärst.”
“Wenn du es nicht erbst, geht dein Teil an jemand anders”, verkündete er. “Nicht an mich.”
“Oh.” Ihr fiel ein, dass sie den Zusatz in dem Testament nicht ganz gelesen hatte. “An wen dann?”
“An die reizende Amanda”, entgegnete er schneidend.
Nach der Beerdigung hatte sie in einer Boulevardzeitung ein Foto von Jacks letzter Freundin gesehen. Amanda war zweifellos hübsch, schien jedoch keine Persönlichkeit zu haben. Unwillkürlich fragte sich Meg, ob sie bei ihrer ersten Begegnung auf Guy genauso gewirkt hatte.
“Spielt es denn eine Rolle für dich, wer von uns beiden erbt?”, erkundigte sie sich.
“Natürlich”, meinte er leicht genervt. “Erstens ist Heron’s View mein Zuhause, und ich bin nicht besonders begeistert von der Vorstellung, es mit einer hirnlosen Puppe zu teilen, die Jack irgendwo in der Disco aufgegabelt hat. Außerdem befindet es sich seit Generationen im Besitz meiner Familie, und so soll es auch bleiben.”
Seine Worte überraschten Meg. Doch da er sie offenbar nicht als Familienmitglied betrachtete, dachte er wohl an Maxine.
“Falls du dein Erbe antrittst”, fuhr er fort, “kann ich dich nicht auszahlen, zumindest nicht zu einem fairen Preis. Ich könnte ungefähr dreihunderttausend Pfund aufbringen, das ist alles. Dir würde es vermutlich nicht anders gehen.”
Meg lachte. “Stimmt. Momentan könnte ich nicht einmal dreitausend Pfund aufbringen.”
“Gut.” Guy ging nicht weiter darauf ein. “Und es ist vertraglich festgelegt, dass keiner der Besitzer seinen Anteil ohne Zustimmung des anderen weiterverkaufen darf. Ich bin keinesfalls bereit, Heron’s View zu verkaufen. Verstehst du also, was ich meine?”
Sie war sich nicht sicher. “Wenn ich das Erbe antreten würde, könnte ich also nur an dich verkaufen. Und da du nicht genug Geld aufbringen kannst, hätte ich überhaupt keinen Nutzen von meinem Erbe. Es sei denn, ich würde in das Haus einziehen, und das ist natürlich ausgeschlossen.”
“Nein, du würdest nicht davon
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