Felsen der Liebe
er sich an Meg. “Guy – Mr. Delacroix – hatte vorgeschlagen, der Einfachheit halber bei der Testamentseröffnung dabei zu sein. Allerdings möchte ich betonen, dass ich nur den Verstorbenen vertrete.”
Ach, tatsächlich? dachte Meg und warf Guy einen ungläubigen Blick zu. Sie war sicher, dass er und Banks sich gut kannten.
Der Anwalt räusperte sich, bevor er fortfuhr: “Wie Sie dem Testament vermutlich bereits entnommen haben, hat Mr. Jack Delacroix Ihnen seinen gesamten Grundbesitz hinterlassen. Die Tatsache, dass er Miteigentümer dieses Besitzes war, macht das Ganze jedoch etwas kompliziert – genauso wie die Bedingungen, die in dem Zusatz erläutert sind.”
“Die Bedingungen?”, wiederholte sie, während sie sich fragte, worum es sich bei dem Besitz eigentlich handelte. So wie sie Jack einschätzte, handelte es sich wahrscheinlich um ein Spielcasino oder einen Nachtclub.
Gerry Banks überreichte ihr einen Stapel Papiere, das Testament mit dem Zusatz, den sie bisher nicht erhalten hatte.
Meg musste die Dokumente zweimal lesen, um zu begreifen, was die Ausführungen bedeuteten. “Jack hat mir also ein Haus hinterlassen, und ich bekomme es unter der Bedingung, dass ich sechs Monate darin wohne”, erklärte sie schließlich.
“Na ja … im Wesentlichen ist das richtig”, bestätigte der Anwalt.
“Und wo befindet sich dieses Haus? In New York? In Paris? Oder in der Mongolei?” Sicher hatte die Sache einen Haken. Dass Guy ihr erzählt hatte, es würde sich in Cornwall befinden, hatte Meg ganz vergessen.
Banks warf Guy einen fragenden Blick zu, doch dieser hüllte sich in Schweigen.
“Tut mir leid. Ich dachte, Sie wüssten es bereits”, meinte Banks an sie gewandt und fügte hinzu: “Es geht um Heron’s View, den Sitz der Familie Delacroix.”
Meg schaute ihn verwirrt an. Warum hätte Jack ihr Heron’s View hinterlassen sollen? Das Haus hatte seiner Mutter gehört.
Meg drehte sich zu Guy um, der sie bereits erwartungsvoll ansah. Da sie aber kein Wort herausbrachte, funkelte sie ihn feindselig an. Er musste es die ganze Zeit gewusst haben.
“Sie und Mr. Delacroix sind nun die gemeinsamen Eigentümer”, erklärte der Anwalt.
“Das verstehe ich nicht”, erwiderte sie, sobald sie die Sprache wiedergefunden hatte. “Warum?”, fügte sie an Guy gewandt hinzu.
“Vielleicht warst du doch seine große Liebe”, stellte Guy mit einem sarkastischen Unterton fest.
Meg errötete prompt, und auch Gerry Banks wirkte plötzlich verlegen.
Wieder räusperte er sich, bevor er weitersprach. “Es war Mrs. Delacroix’ Wunsch, dass Sie das Haus erben, falls ihr Sohn Jack ohne weitere Nachkommen sterben sollte.”
“Ich habe beide Parteien darauf hingewiesen, dass das Probleme aufwerfen könnte”, betonte der Anwalt, “aber sie wollten sich nicht von ihrem Entschluss abbringen lassen. Natürlich wäre die Situation einfacher, wenn Sie sechs Monate in Heron’s View wohnen würden. Sie würden als Miteigentümerin eingetragen werden, und anschließend müssten Sie sich nur noch mit Mr. Delacroix einigen, wenn Sie Ihren Anspruch geltend machen wollen. Haben Sie verstanden, was ich meine?”
“Ungefähr.” Ihr war klar, dass es von Guy abhing, ob sie von dem Erbe profitieren würde oder nicht.
Er wies sie prompt auf die Möglichkeiten hin: “Du kannst mir entweder deine Hälfte verkaufen, mich auszahlen, mich dazu bringen, das Haus gemeinsam zu verkaufen, oder warten, bis ich sterbe und meine Erben überreden, eines der drei Dinge zu tun.”
Meg schüttelte den Kopf. Sie würde das Erbe niemals antreten. “Es ist ganz einfach. Ich lehne das Erbe ab.” Dann stand sie auf und wandte sich zum Gehen.
“Mrs. Delacroix?” Banks wirkte verblüfft.
Guy stand ebenfalls auf. “Ich kümmere mich darum”, versicherte er und folgte ihr nach draußen.
Erst als sie die Kanzlei verlassen hatte und ein Stück die Straße entlanggegangen war, blieb sie stehen und drehte sich um. “Du musst dich um nichts kümmern. Du kannst Heron’s View haben, und zwar umsonst.”
Bevor sie sich wieder abwandte, umfasste er ihren Arm. “Das ist ausgesprochen großzügig”, erwiderte er scharf, “aber es gehört dir noch gar nicht. Außerdem müssen wir miteinander reden”, fügte er hinzu und nahm ihr die kleine Reisetasche aus der Hand.
“Wohin gehen wir?”, fragte Meg, als er sie mit sich über die Straße zog.
“Hier hinein.” Guy nahm sie kurzerhand mit in einen Pub, wo er sie an einen Tisch in
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