Felsen der Liebe
ignorierte.
“Segeln Sie auch?”, erkundigte sich Elizabeth.
“Früher einmal.”
“Als Sie das erste Mal hier gewohnt haben?”
“Ja”, erwiderte Meg.
“Hat Guy es Ihnen nicht beigebracht?”
“Ja.” Meg runzelte die Stirn. “Woher wissen Sie das?”
Sekundenlang wirkte Elizabeth verunsichert. “Ich glaube, von Beth. Sie hat mal erwähnt, dass Guy sich um Sie gekümmert hat, als Ihr Mann im Ausland war.”
“Stimmt, das hat er.” Unwillkürlich fragte sich Meg, wie Elizabeth wohl reagieren mochte, wenn sie erfuhr, wie gut Guy sich um sie gekümmert hatte.
“Typisch Guy.” Elizabeth lächelte versonnen. “Er hat mir sehr geholfen, nachdem … nachdem mein Mann mich verlassen hatte.”
“Wirklich?”, Meg lächelte höflich, während sie überlegte, ob Guy es sich zur Gewohnheit gemacht hatte, vernachlässigte Ehefrauen zu trösten. Ob er auch mit Elizabeth eine Affäre begonnen hatte?
Da Meg schwieg, fuhr Elizabeth fort. “Mein Mann hat mich wegen seiner Assistentin verlassen. Sie war im fünften Monat schwanger. Bei Politikern ist so etwas anscheinend nicht ungewöhnlich.” Sie lächelte bitter.
“Das tut mir leid”, meinte Meg mitfühlend.
“Mir nicht”, erklärte Elizabeth. “Zumindest jetzt nicht mehr. Damals war ich natürlich wie vor den Kopf gestoßen. Er hatte immer behauptet, er wolle keine Kinder …”
“Und Sie?”, hakte Meg nach.
“Ob ich Kinder wollte?”, Elizabeth überlegte einen Moment. “Na ja, wenn Paul sich welche gewünscht hätte … Ich glaube schon.”
Meg hatte eher den Eindruck, dass Elizabeth den Typus der pflichtbewussten Ehefrau repräsentierte. Sie war stets tadellos frisiert und gekleidet – vornehmlich in Pastelltönen – und betrachtete Kinder vermutlich in erster Linie als Wesen, die sich ständig schmutzig machten. Falls sie einmal welche haben sollte, brauchte sie sicher ein Kindermädchen. Für Hunde hatte sie ebenfalls nicht viel übrig, denn sie hatte die Nase gerümpft, als Rufus sie schwanzwedelnd begrüßt hatte.
“Guy scheint Kinder zu mögen”, bemerkte sie. “Er mag Ihre Tochter sehr gern.”
“Ja.” Wieder verspürte Meg Schuldgefühle. Wenn er noch andere Kinder hätte zeugen können … Oder wenn er glücklich verheiratet gewesen wäre … Dieser Gedanke kam ihr, als sie Elizabeth Downing betrachtete. Sie war schön, elegant und hatte perfekte Manieren. Außerdem stellte sie keine Ansprüche – die vollkommene Ehefrau!
“Allerdings glaube ich, er möchte keine Kinder haben”, bemerkte Meg.
“Wirklich?”, erkundigte sich Elizabeth neugierig.
Jetzt begriff Meg, warum Elizabeth nach Heron’s View gekommen war. Sie hatte sich nicht von Guy verabschieden wollen, sondern versuchte offenbar herauszufinden, welche Rolle sie, Meg, in seinem Leben spielte.
“Sind Sie sicher?”, fragte sie.
Meg nickte. “Das könnte auch der Grund dafür sein, dass er nie geheiratet hat. Die meisten Frauen wünschen sich nämlich Kinder, stimmt ‘s?”
“Das allerdings kann ich von mir nicht gerade behaupten”, meinte Elizabeth.
Meg bedauerte es bereits, Guy diese Frau nahezu in die Arme zu spielen. Hatte er nichts Besseres verdient?
“Vielleicht sollten Sie es ihm sagen”, fuhr Meg fort, “damit er weiß, dass Sie genauso denken.”
Das war ein Wink mit dem Zaunpfahl, und sie wollte es Elizabeth überlassen, was sie daraus machte. Elizabeth verabschiedete sich kurz darauf von ihr, und Meg bemühte sich danach, nicht mehr an die Unterhaltung mit ihr zu denken.
Zehn Tage später wurde Meg jedoch unweigerlich an ihre Begegnung mit Elizabeth Downing erinnert. Es war eine ziemlich einsame Zeit gewesen, obwohl Rufus ihr nicht von der Seite gewichen war. Maxine hatte ein paarmal angerufen und begeistert von ihren Erlebnissen erzählt. Außerdem hatte sie ständig von Guy geredet. Je besser die beiden sich verstanden, desto stärker wurden Megs Schuldgefühle.
Darüber hinaus machte ihr zu schaffen, dass sie auf Elizabeth Downing eifersüchtig war. Maxine zufolge hatten sie sich mit Elizabeth auf Kreta getroffen und planten nun, sie mit nach Gibraltar zurückzunehmen. Diese Neuigkeit versetzte Meg einen Schlag. Hatte sie tatsächlich geglaubt, es würde ihr besser gehen, wenn Guy mit Elizabeth zusammen war?
Als Maxine von Kreta aus angerufen hatte, hatte Meg auch mit Guy telefoniert. Maxine hatte gerade von ihren neuesten Erlebnissen berichtet, als sie hinzufügte: “Onkel Guy möchte noch mit dir sprechen. Pass auf dich
Weitere Kostenlose Bücher