Felsen der Liebe
unerträglich. Und es war alles ihre Schuld, denn sie hatte nicht den Mut aufgebracht, zu Guy zu halten.
Einen Moment lang stellte sie sich vor, wie ihr Leben an seiner Seite hätte aussehen können. All die vergeudeten Jahre … Und es war unwiederbringlich vorbei. Selbst wenn er sie damals geliebt hatte, empfand er schon lange nichts mehr für sie.
Meg wünschte sich, ihr möge es genauso gehen.
9. KAPITEL
“I ch kann es kaum abwarten!” Maxines blaue Augen funkelten vor Aufregung. “Meinst du, dass ich dann auch Wasserski laufen kann? Oder tauchen? Oder …”
“Solange du nicht danach fragst”, warnte Meg, die gerade den Koffer für ihre Tochter packte.
“Ich frage nie. Onkel Guy bietet mir alles an”, erklärte Maxine lächelnd.
Meg zog es vor, darauf nichts zu erwidern. Sie lebten jetzt seit fast einem Monat in Heron’s View, hatten Maxines Geburtstag gefeiert, und sie, Meg, hatte es längst aufgegeben, Maxine von Guy fernzuhalten. Er kümmerte sich genauso rührend um seine “Nichte”, wie er sich damals um sie gekümmert hatte, und Maxine himmelte ihren “Onkel” an.
Für Meg wäre es leichter gewesen, wenn die beiden sich nicht gemocht hätten. So hätte sie nicht diese starken Schuldgefühle verspürt. Sie war nicht nur eifersüchtig auf die beiden, sondern auch traurig, wenn sie an all die vergeudeten Jahre dachte.
“Du solltest mitkommen, Mum”, meinte Maxine.
Meg schüttelte den Kopf. “Das geht nicht. Ich habe einige Besprechungen in London. Außerdem muss ich den neuen Werbespot machen.”
Maxine verzog das Gesicht, sagte aber nichts mehr. Sie freute sich darauf, zweieinhalb Wochen mit Guy und den Castillons in der Ägäis zu kreuzen.
Guy hatte offenbar schon oft Urlaub mit den Castillons gemacht, und zwar zusammen mit diversen Freundinnen. Meg hatte es abgelehnt, mitzukommen, weil sie es nicht ertragen hätte, über zwei Wochen auf engstem Raum mit ihm zu verbringen. Sie kamen mittlerweile zwar besser miteinander aus, doch das war fast genauso schlimm, als wenn sie sich ständig gestritten hätten.
“Du würdest niemandem den Platz wegnehmen”, hatte Beth ihr versichert. “Wir dachten, Guy würde Elizabeth mitnehmen, aber anscheinend hat er es nicht vor. Vielleicht treffen wir uns mit ihr auf Kreta.”
Daraufhin hatte sie, Meg, noch weniger Lust mitzukommen. Sie war Elizabeth Downing zweimal begegnet. Sie war eine sehr sympathische Frau und in Guy verliebt. Meg wäre es nicht im Traum eingefallen, ihn ihr auszuspannen, aber sie konnte es auch nicht ertragen, die beiden zusammen zu sehen.
Sobald sie den Koffer gepackt hatte, ging sie mit Maxine nach unten in die Halle, wo Guy sie bereits erwartete.
“Ich habe Rufus gefüttert und ihn in die Küche gesperrt”, erklärte er. “Ich wäre dir sehr dankbar, wenn du einmal am Tag mit ihm spazieren gehen würdest.”
“Natürlich.” Das tat sie ohnehin, wenn Guy in Truro war.
“Und vergiss nicht, wenn du nach London fahren musst, kannst du …”
“… ihn solange in Pflege geben. Ich weiß.” Er hatte es ihr bereits mehrmals gesagt.
“Ich gebe Rufus noch einen Abschiedskuss”, verkündete Maxine und verschwand in der Küche.
Meg verdrehte die Augen. Allmählich hatte sie den Eindruck, dass die beiden den Hund mehr vermissen würden als sie.
Doch als Maxine außer Hörweite war, meinte Guy: “Du kannst immer noch mit uns kommen. Ich könnte Rufus gleich in Pflege geben.”
“Nein, das geht nicht.” Meg glaubte einfach nicht, dass er sie dabeihaben wollte, obwohl er es ein paar Mal vorgeschlagen hatte. Wahrscheinlich hatte er es nur Maxine zuliebe getan.
“Du brauchst dir jedenfalls keine Sorgen zu machen”, versicherte er. “Ich passe gut auf Maxine auf.”
“Danke.” In dieser Hinsicht vertraute sie ihm. “Maxine schlägt manchmal über die Stränge.”
“Das ist mir nicht entgangen”, bestätigte er trocken. “Du warst früher genauso impulsiv.”
Unwillkürlich fragte sie sich, was er damit zum Ausdruck bringen wollte. Sollte es eine Kritik an ihrem jetzigen oder an ihrem damaligen Verhalten sein?
“Wir werden alle irgendwann erwachsen”, entgegnete Meg nur trotzig.
“Ja”, erwiderte er leise. “Du warst damals sehr jung – zu jung. Vielleicht hätte ich noch warten sollen.”
“Worauf?”
“Bis du Jack vergessen hättest und für mich wirklich bereit gewesen wärst.”
Sie wollte sich abwenden, doch er umfasste ihren Arm und hielt sie zurück.
“Es wäre niemals gut
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