Felsen der Liebe
gegangen.” Das hatte sie sich in den vergangenen vier Wochen ständig eingeredet. Sie musste daran glauben, wenn sie nicht den Verstand verlieren wollte.
“Vielleicht nicht, aber wir hätten wenigstens die Möglichkeit gehabt, es herauszufinden, um endgültig voneinander loszukommen.”
Meg schaute ihn verblüfft an. Empfand er etwa genauso wie sie? Nein, das war undenkbar. Er hatte sein Leben weitergelebt und andere Frauen kennen gelernt. Sie war diejenige, die nicht von ihm loskam.
“Wir sind nicht mehr aneinander gebunden”, erklärte sie daher. “Du hast Elizabeth, falls du das vergessen hast.”
Guy kniff die Augen zusammen. “Und du hast …”
“Das geht dich nichts an”, unterbrach sie ihn, um nicht wieder lügen zu müssen.
“Niemand”, fuhr er fort. “Ich habe Maxine gefragt.”
“Findest du nicht, dass das ziemlich hinterhältig war?” Erstaunt stellte Meg fest, dass sie gar nicht so wütend war, wie sie es eigentlich hätte sein müssen.
“Doch. Aber in der Liebe und im Krieg ist alles erlaubt. Wir müssen uns nur entscheiden, was es ist.”
Bevor sie ihm eine passende Antwort geben konnte, erschien Maxine wieder in der Halle und verkündete, die Castillons seien gerade eingetroffen.
Guy verzog das Gesicht. “Warum denken wir nicht darüber nach, solange ich weg bin?”, meinte er schließlich.
“Worüber sollen wir nachdenken?”
“Über die Zukunft.”
Maxine strahlte, da sie offenbar annahm, es ginge um das Haus. Nachdem sie ihre Mutter dazu überredet hatte, sie in Greenbroke’s anzumelden, hatte sie sie davon zu überzeugen versucht, in Cornwall wohnen zu bleiben. Nun nahm sie wohl an, Guy wäre auf ihrer Seite.
Meg runzelte leicht die Stirn, denn sie wusste nicht, worauf er hinauswollte.
“Komm schon, Mum. Onkel Guy meint es doch gut”, drängte Maxine. Es war nicht das erste Mal, dass sie ihrer Mutter zu verstehen gab, wie feindselig sie sich ihrem Onkel gegenüber verhielt.
Als Guy lächelte, zwang Meg sich dazu, sein Lächeln zu erwidern.
Maxine gab sich damit zufrieden und ging voran nach draußen, wo der Kleinbus der Castillons geparkt war. Sie wollten nach Portsmouth fahren, den Wagen dort stehen lassen und die Fähre nach Gibraltar nehmen, wo die gecharterte Yacht vor Anker lag.
Beth begrüßte Meg lächelnd und bat sie ein letztes Mal, doch mitzukommen. Meg dagegen betonte, sie hätte zu viel zu tun. Anschließend wünschte sie Richard und ihr schöne Ferien.
Bevor Maxine neben Natalie auf der Rückbank Platz nahm, umarmte sie Meg und weinte dabei ein bisschen.
“Viel Spaß, mein Schatz.” Meg musste selbst gegen aufsteigende Tränen ankämpfen.
Sobald Maxine eingestiegen war, wandte Meg sich an Guy, der inzwischen das Gepäck verladen hatte. “Pass gut auf sie auf.”
“Das werde ich”, versprach er. “Und pass du auf dich auf.”
Ehe sie sich ‘s versah, hatte er sie an sich gezogen und küsste sie auf den Mund. Dann stieg er ebenfalls ein. Fassungslos blickte Meg dem Wagen nach, während ihr das Herz bis zum Hals klopfte. Sie hoffte nur, dass Maxine sie nicht beobachtet hatte. Sie war noch zu jung, um zwischen Liebe und Sex unterscheiden zu können.
Zum Glück kannte sie, Meg, den Unterschied. Guy hatte ihr unmissverständlich zu verstehen gegeben, was er für sie empfand. Er mochte sie zwar nicht besonders, aber er begehrte sie noch immer. Vielleicht würde er ein paar Mal mit ihr schlafen und sich dann einer anderen Frau zuwenden. Sie, Meg, würde mit einem gebrochenen Herzen zurückbleiben.
Meg wusste, dass sie das nicht noch einmal durchstehen würde. Andererseits konnte sie Heron’s View nicht verlassen, ohne dabei Maxine um ihr Erbe zu bringen. Was sollte sie also tun?
Noch am selben Tag fand sie eine Antwort darauf. Am Nachmittag traf Elizabeth Downing in Heron’s View ein. Sie wollte sich von Guy verabschieden und hatte sich offenbar in der Uhrzeit geirrt. Um nicht unhöflich zu sein, lud Meg sie zum Tee ein und war umso überraschter, als Elizabeth die Einladung annahm.
“Schade, dass ich ihn verpasst habe”, meinte Elizabeth, als sie in der Küche saßen. “Aber ich sehe ihn ja in ein paar Tagen.”
“Sie fliegen nach Kreta, stimmt’s?”, erkundigte sich Meg.
Elizabeth nickte. “Ich wollte eigentlich mit ihnen segeln, aber ich muss zugeben, dass ich keine gute Seglerin bin. In den Club gehe ich eher, um … mich zu entspannen.”
Meg spürte einen Stich der Eifersucht, den sie jedoch geflissentlich
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